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Unikat in Provinz Østfold

Glücksfund: 1500 Jahre altes Ritual-Goldstück entdeckt

Auf einem Bauernhof in Fredrikstad in der südnorwegischen Provinz Østfold hat ein Sondengänger vor wenigen Wochen eine sogenannte Goldfolienfigur entdeckt. Das Schätzchen dürfte etwa 1.500 Jahre alt sein.


Bilder 1 bis 3: Mikkel Killingmoe Christensen

Noch immer rätselt die Fachwelt, wofür genau diese in der Regel sehr kunstvoll verzierten Artefakte in der Vergangenheit verwendet wurden. Fakt ist, dass sie aus der Merowingerzeit stammen, die etwa 550 nach Christus begann und bis zur Wikingerzeit reichte.

Als naheliegend für ihre Existenz wird ein religiös-ritueller Zusammenhang angesehen. Viele dieser Goldfolienfiguren wurden in der jüngeren Vergangenheit in Dänemark gefunden, einige in Schweden, aber nur wenige in Norwegen – und in der gesamten Region Østfold bislang nur diese eine.

Dabei wäre sie dem Finder, Hobby-Sondengänger Mikkel Killingmoe Christensen, fast durch die Lappen gegangen. Denn das Signal seines Metalldetektors war so schwach, dass er „in vielen Fällen einfach weitergegangen wäre“, teilte er über Social Media mit.

Zum Glück tat er es in diesem Fall im April nicht, sodass er Sekunden später direkt unter der Erdoberfläche ein kleines, zerknittertes Stück Metall ausgrub. Christensen sagt, er habe schon häufig goldfarbene Schokoladenverpackungen gefunden. Aber diesmal war es echtes Gold.

„Als ich mir die Metallfolie genauer ansah, konnte ich zwei Figuren erkennen. Schließlich erkannte ich, dass ich eine Goldfolienfigur in der Hand hielt. Stell dir vor, du bist der erste Mensch, der so etwas seit weit über 1.000 Jahren in der Hand hält“, schildert er den Wow-Moment.

Wahrscheinlich ein Streufund – durch das Pflügen von seinem Ursprungsort verschoben

Die winzigen, nur etwa einen Zentimeter großen Goldfolienfiguren sind oft mit zwei Figuren verziert, einem Mann und einer Frau. Dargestellt in prächtiger Kleidung, mit Schmuck und aufwendigen Frisuren. So auch hier, auf dem Acker in Fredrikstad.

„Das Goldplättchen war in etwa so groß wie mein kleiner Fingernagel. Ich konnte das Gewicht in meiner Hand kaum spüren“, sagt Christensen, für den so gut wie nichts „mit dem Gefühl vergleichbar ist, wenn man solche Objekte findet.“

Zumal der Hof, auf dem ihm der Fund glückte, nun zum exklusiven Club der norwegischen Stätten gehört, bei denen eine Goldfolienfigur entdeckt wurde. Die bislang größte Sammlung solcher Artefakte in Norwegen stammt von einem Gehöft namens Hov in der Nähe von Lillehammer.

Goldfolie Norwegen 5
Der ungefähre Fundort im Süden Norwegens. (Eigene Darstellung / NordNordWest / CC BY-SA 3.0 DE)

Nach diversen Ausgrabungen im letzten Sommer wuchs die Zahl der dort gefundenen Goldfolienfiguren auf insgesamt 35. „In der Merowingerzeit gab es aber auch hier, in Østfold, eindeutige Aktivitäten“, sagt der Bezirksarchäologe Arild Lunde Teigen.

Angesichts der bekannten Kulturdenkmäler in der Nähe hält er es für wahrscheinlich, dass der aktuelle Fundort in der Eisenzeit in irgendeiner Art und Weise mit einem Machtzentrum verbunden war. Goldbesitz war damals eben nur der gesellschaftlichen Elite vorbehalten.

Jedoch geht Teigen nicht von weiteren vergleichbaren Funden an dieser Stelle aus. „Dieses Exemplar wurde untypischerweise in einer Hanglage gefunden. Wahrscheinlich handelt es sich um einen Streufund, der durch das Pflügen von seinem Ursprungsort verschoben wurde“, mutmaßt er.

„Immer wieder erstaunlich, wie detailliert einige der menschlichen Darstellungen sind“

Interessanterweise wussten die Archäologen schon früher von einer Beschreibung eines Gegenstandes, der ein Stempel zur Herstellung von Goldfolienfiguren aus dem Bezirk Østfold gewesen sein könnte. Nun hält man dort womöglich dessen Produkt in Händen.

Seit dem 17. Jahrhundert wurden Goldfolienfiguren an etwa zehn verschiedenen Orten in Norwegen gefunden. Meistens handelt es sich dabei um ein oder zwei Exemplare im selben Bereich. Damit ist nicht unwahrscheinlich, dass es in der Nähe noch mehr von diesen faszinierenden Artefakten gibt.

Ingunn Marit Røstad, Archäologin am Kulturhistorischen Museum in Oslo, ist Expertin für die Merowingerzeit und hat sich eingehend mit Goldfolienfiguren beschäftigt. Über die Personendarstellungen auf dem jüngsten Fund sagt sie, sie seien „typisch norwegisch“.

Røstad untersucht derzeit besagte 35 Goldfolienfiguren, die auf dem Gehöft in Hov gefunden wurden. „Es ist immer wieder erstaunlich, wie detailliert einige der menschlichen Darstellungen sind. Vieles ist nur unter dem Mikroskop zu erkennen“, sagte sie gegenüber Science Norway.

Und weiter: „Häufig erkennen wir bei den Figuren auf den Goldfolien unterschiedliche Fibeln, Umhänge, Kleidermuster und bei den Frauen Haarknoten, die mal hoch auf dem Kopf oder tief im Nacken sitzen.“

Vor allem aber erwartet Røstad in Zukunft noch weitaus mehr Funde von Goldfolienfiguren. „Denn in den letzten 10 bis 15 Jahren hat die Schatzsuche mit Metalldetektoren explosionsartig zugenommen“, sagt sie. Gut möglich, dass die rätselhafte Existenz der kleinen Goldstücke dann gelöst werden kann.

Hintergrund: Im September 2023 glückte Archäologen in der Nähe der kleinen Gemeinde Hov (südlich von Lillehammer) ein ähnlicher Fund. Damals wurden drei Goldfolienfiguren an der Stelle gefunden, wo einst ein Tempel stand – ein klarer Hinweis auf den rituellen Charakter des Goldes.

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