Reiseziele in Lettland
Riga – Lettlands aufstrebende Hauptstadt
Es ist wohl nicht falsch zu behaupten, dass die lettische Hauptstadt Riga einen rasanten Wandel hinter sich hat. Inzwischen prägen nicht nur mittelalterliche und Jugendstil-Architektur, sondern auch Hochhäuser und Hightech-Bauten die Silhouette der über Jahrhunderte gewachsenen Metropole maßgeblich. Denn am linken Ufer der Daugava – gleich gegenüber der Altstadt – entsteht seit Jahren ein weiteres, das neue Zentrum der Stadt. Zwar (noch) ausgestattet mit wenig Charme, aber umso mehr mit Symbolkraft: Europa, wir kommen!
Doch Riga befindet sich nicht nur architektonisch im Umbruch. Vielmehr wird das Stadtbild der Zukunft lediglich der letzte sichtbare Beweis einer Entwicklung sein, die Anfang der 90er Jahre mit der 2. Unabhängigkeit Lettlands begonnen hat. Schnell und stark, wie im gesamten Baltikum, verspürte man in Lettland den Drang nach Westen – politisch wie gesellschaftlich. Motor dieser Bewegung ist zweifelsfrei auch Riga gewesen.
Im Ballungsraum der Stadt leben rund eine Millionen Menschen und damit die Hälfte der lettischen Gesamtbevölkerung. Riga bildet traditionell das Herzstück lettischer Wirtschaft, Politik und Kultur. Gleichzeitig führt es die Menschen als wohl wichtigster Verkehrsknotenpunkt des gesamten Baltikums auch auf internationaler Ebene zusammen.
Riga ist angesagt – aber teuer für Einheimische
Schwer vorstellbar also, den Strömungen des Zeitgeists gerade hier anachronistisch zu begegnen. Vor allem auf junge Letten aus dem ganzen Land übt die bereits um 1150 gegründete Stadt eine ungeheure Faszination aus. Sie streben nach Bildung, Job, Karriere und nicht zuletzt Spaß, von dem es in den Bars und Diskotheken der großen Stadt reichlich gibt.
Hier zu leben, hat jedoch seinen Preis, weshalb es gerade junge Familien immer häufiger ins deutlich günstigere Umland zieht – nach Mārupe, Salaspils oder Olaine. Um 1990 lebten noch gut 900.000 Menschen in der Stadt, heute sind es unter 700.000. Abwanderung und die niedrige Geburtenrate der letzten Jahre haben an dieser Entwicklung freilich ihren Anteil.
Moderne und Tradition gehen Hand in Hand
Wer nun jedoch denkt, dass in Riga ur-lettische Traditionen dem Wunsch nach Wohlstand und Selbstverwirklichung zum Opfer fallen, sieht sich getäuscht. Vergangenheit und Moderne bewegen sich in Riga eher Hand in Hand, als unvereinbar aufeinander zu prallen. Etwas anderes könnte und wollte sich die Stadt – nicht zuletzt auch aus touristischen Gründen – gar nicht erlauben. Bester Beweis hierfür ist sicherlich die historische Altstadt.
Genau wie die Ursprünge der beiden übrigen baltischen Kapitalen Tallinn (Estland) und Vilnius (Litauen) zählt auch Rigas Altstadt zum Weltkulturerbe der UNESCO. Hier konzentrieren sich die Sehenswürdigkeiten des ehemals wichtigen Hanse-Hafens auf engstem Raum. Es ist eines der schönsten und spannendsten Stadtareale im Norden Europas.
Viele gute Gründe für eine Reise nach Riga
Die Altstadt:
In der historischen Altstadt haben mittelalterlicher Ursprung und Charakter Rigas die Jahrhunderte scheinbar mühelos überdauert. Schmale Gässchen und Treppen verkörpern die feingliedrigen Lebensadern des Ende des 12. Jahrhunderts rechts des Flusses Daugava gegründeten Zentrums. Die Altstadt ist die Wiege der späteren Handelsmetropole.
Heute wird die Altstadt zu Recht als Weltkulturerbe der UNESCO geführt (seit 1997). Zu ihren Höhepunkten zählen neben steinernen Monumenten wie dem Dom (anno 1211), der Petrikirche (1209), der Jakobskirche (1225), dem Schloss (1330) oder dem Haus der Schwarzhäupter (1334) vor allem das besondere Flair einer historisch gewachsenen Kulturmetropole.
Die immens große Anzahl internationaler Stadttouristen lässt keinen Zweifel daran aufkommen, dass es sich hierbei um einen der beliebtesten Zielpunkte im Norden Europas handelt. Manchmal kann es sogar sehr voll werden, auch das gehört zur Wahrheit. Beispielsweise, wenn aus anlegenden Kreuzfahrtschiffen auf einen Schlag über 2.000 Menschen in die Stadt strömen.
Lebendige Historie und Kultur
Als eine der wichtigsten Hansestädte überhaupt übte Riga ab Mitte des 13. Jahrhunderts enormen Einfluss auf die umliegenden Regionen aus. Mit dem Handel kamen Ideen, neue Strömungen und nicht zuletzt Menschen. Mit knapp 700.000 Einwohnern ist Riga heute – trotz des immensen Bevölkerungsrückgangs der letzten Jahre – die bei weitem größte Stadt des Baltikums.
Wen wundert es da, dass sich, verteilt über die gesamte Innenstadt, eine wahre Fülle von Museen und anderen kulturellen Einrichtungen findet, die den Geist der Vergangenheit anhand tausendfach ausgestellter Exponate verständlich, ja greifbar machen? Die Kirchen, die Theater, die Oper (1863), die Märkte, die Architektur – in Riga fügt sich alles auf vergleichsweise geringer Fläche in ein „sehenswertes Ganzes“, ideal für Tages- und Wochenendtouristen.
Die Architektur
In Riga gibt es eine Reihe interessanter Architekturstile zu besichtigen, doch als herausragend gilt der Jugendstil. Außerhalb der Altstadt etablierten sich die im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert links und rechts der breit angelegten Boulevards erbauten Jugendstilhäuser rasch zu begehrten „Lustobjekten“ der wohlhabenden Bevölkerungsschicht.
In Riga mangelte es nicht an Reichtum. Der über Jahrhunderte gewachsene Handel hatte stets (mehr als) genug Geld in die Stadt gespült. Nun war es an der Zeit, sich entsprechend zu präsentieren. Zwar drohte in der Sowjetunion etlichen Häusern der Ruin, doch inzwischen erstrahlt vieles wieder in altem Glanz. Freiheit und Marktwirtschaft konnten offensichtlich auch das Gespür für Ästhetik und Glanz aufs Neue beflügeln.
Das Nachtleben
Riga kommt aufgrund seiner gewachsenen touristischen Bedeutung nur äußerst selten, im Grunde gar nicht zur Ruhe. Vor allem an den Wochenenden, aber auch wochentags locken unzählige Restaurants, Bars und (Nacht-)Clubs die Leute vor die Tür.
Hervorzuheben ist auch hier die Altstadt, wo sich das Leben im Sommer bis in die tiefen Nachtstunden auf offener Straße abspielt. Biergärten und Cafés machen riesigen Umsatz. Das „alte Riga“ ist zweifelsfrei als einer der touristischen Knotenpunkte Lettlands und des gesamten Baltikums anzusehen. Lesen sie dazu passend auch unseren Bericht Warum ich in Riga (fast) immer im gleichen Keller lande.
Die Grünanlagen
Dem Mitte des 19. Jahrhunderts zügig vollzogenen Abriss der Stadtmauern folgte eine erfreuliche Zweckentfremdung der frei gewordenen Flächen. Rings um die Altstadt herum entstanden ein großzügiger Parkgürtel und Boulevards – heute die „grüne Lunge“ der Stadt mit allerhand Raum für entspannte Tage an der frischen Luft.
Auch etwas außerhalb dominieren vielerorts Natur und Freiraum das Geschehen. So beispielsweise in der nördlich gelegenen Gartenstadt Mezaparks (im Deutschen auch als Kaiserwald bekannt) samt Zoo oder dem links der Daugava befindlichen „Uzvaras-Park“, mit fast 40 Hektar der größte in Riga. Der Begriff „Naherholung“ wird damit in der lettischen Metropole für Gäste und Einheimische gleichermaßen zu einem alltäglich beobachtbaren Phänomen.
Die Märkte
Shopping erhält in Riga eine ganz besondere Note. Zwar gibt es hier wie andernorts in Europa inzwischen viele Konsumtempel und Geschäfte westlicher Prägung. Doch das Salz in der Suppe bilden sicherlich die zahlreichen Freiluft-Märkte der Stadt. Geschätzte 25 existieren insgesamt. Angepriesen wird dabei ziemlich alles, was man sich vorstellen kann.
Kunsthandwerkliche Souvenirs, Lederwaren, Trödel (zweifelsfrei auch Ramsch), Gemüse, Obst, Fisch, Fleisch etc. gehören zu den Klassikern des Angebots. Hervorzuheben ist der rund fünf Gehminuten von der Altstadt gelegene Zentralmarkt, ein aus ehemaligen Montagehallen für Zeppeline bestehendes Großaufgebot von Angebot und Nachfrage. Es ist der größte Stadtmarkt in Europa, gegründet bereits 1930.
Weiterführende Infos:
www.liveriga.com/de (Webseite der Stadt Riga auf Deutsch)
www.rct.lv/en (Webseite des Rigaer Zentralmarktes auf Englisch)
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