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Das DBJW vernetzt den Jugendaustausch zwischen Deutschland und den baltischen Staaten

Das Brückenbauen geht weiter

„Was wollen wir dürfen? Was dürfen wir wollen?“, fragt Thomas von Lüpke bei der Begrüßungsrede der Rigaer Konferenz der Deutschbaltischen Studienstiftung.

„Brückenbau in Europa ist heute mehr erforderlich denn je. In unserem Europäischen Haus sehen wir uns großen Herausforderungen gegenüber.“, sagt von Lüpke, Vorsitzender des Deutsch-Baltischen Kulturwerks und des Beirats der Deutschbaltischen Studienstiftung.

Angesichts der grassierenden Europaskepsis in manchen Teilen verschiedener EU-Gesellschaften hat er mit seiner Aussage sicher recht. Darum dürfte der kulturelle Austausch, den seine Organisation fördert, ein wichtiger Baustein des europäischen Brückenbauprojekts sein, um im Bild zu bleiben.

Ziele der Deutschbaltischen Studienstiftung und des DBJW

Nationalbibliothek Lettlands Riga
Beim Eröffnungsempfang in der Spitze der Nationalbibliothek Lettlands. (Foto: DBJW)
Es ist ein großes Ziel, das sich die Deutschbaltische Studienstiftung – das Deutsch-Baltische Jugendwerk (DBJW) – gesetzt hat: Möglichst viele junge Menschen, die auf unterschiedlichsten Weisen im Jugendaustausch zwischen den baltischen Staaten und Deutschland engagiert sind, zu vernetzen. Dazu sollen die drei „Deutsch-Baltischen Konferenzen“ dienen, deren erste unter dem Titel „Brücken bauen – Europas Zukunft mitgestalten“ vom 2. bis 4. Juli 2019 in der Nationalbibliothek Lettlands in Riga stattfand.

Das Programm der Rigaer Konferenz spiegelte wider, was die größte Schwierigkeit dieser Vernetzungsidee ist: Nicht die große Vielfalt der Organisatoren, Förderer und Multiplikatoren des Jugend- und Studentenaustauschs zwischen den baltischen Staaten und Deutschland. Sondern, dass diese Akteure kaum voneinander wissen.

Will man die jungen Menschen erreichen, die über diese Akteure ihre Erfahrungen im Austausch zwischen den vier Staaten machen, so muss man erst einmal möglichst viele dieser Akteure ermitteln und miteinander vernetzen. Die Deutsch-Baltische Konferenz in Riga 2019 leistete zunächst die notwendigen Vorarbeiten, damit die Nachfolgekonferenzen in Tallinn (1.-3. Mai 2020) und Vilnius (16.-18. Oktober 2020) die angestrebte Reichweite erlangen können.

Michelle Müntefering Thomas von Lüpke
Michelle Müntefering und Thomas von Lüpke bei ihren Vorträgen. (Foto: DBJW)
Das Konferenzzentrum der Nationalbibliothek bot der Deutsch-Baltischen Konferenz einen angemessenen Rahmen, tagt hier sonst unter anderem die NATO. Denn die Eröffnung im Ziedoņa Zāle wurde durch hochrangige Gäste aus Politik und Diplomatie besucht: Der lettische Ministerpräsident Krišjānis Kariņš hatte zwar aus aktuellem politischen Anlass in Brüssel bleiben müssen. An seiner Stelle sprach die Parlamentarische Sekretärin im Außenministerium Zanda Kalniņa-Lukaševica ein Grußwort, bevor die Staatsministerin im Auswärtigen Amt, Michelle Müntefering, ihren Impulsvortrag „Zivilgesellschaft für Europa“ hielt. Schon vor Programmbeginn hatten viele Besucher die Ausstellung „Das Baltikum und die Deutschen“ im Atrium der Bibliothek angesehen, die im Anschluss von Dr. Christian von Boetticher eröffnet, wurde.

Zwölf Panels für verschiedene Akteure des Jugendaustauschs

Das Programm der folgenden zwei Tage bestand aus zwölf Panels, die in fünf Blöcken (Sessions) strukturiert waren. Hier präsentierten sich die verschiedenen Akteure des Jugendaustauschs, zusammengefasst nach ihren Zielen und Inhalten: Von der Bewahrung des gemeinsamen Kulturerbes über klassischen Schüleraustausch zum Erasmusprogramm für Studierende.

Podiumsdiskussion KAS und FES
Podiumsdiskussion mit KAS und FES. (Foto: DBJW)
Städtepartnerschaften genauso wie Landessportjugenden, Diakonie und den politischen Stiftungen wurde die breite Vielfalt sichtbar. In drei Panels veranstalteten parallel Vertreter des Verbands der Geschichtslehrer Deutschlands ein Symposium für lettische Kollegen zu aktuellen Fragen und Methoden des Geschichtsunterrichts. Der Lauf der Konferenz wurde durch Keynote-Vorträge unter anderem der ehemaligen Botschafterin Lettlands in Berlin, Elita Kuzma oder der deutsch-amerikanischen Philosophin Cheryce von Xylander aufgelockert.

Der Vernetzungsgrad hat Luft nach oben

Die Rigaer Konferenz hatte nicht allen Akteuren deutsch-baltischen Jugendaustauschs eine Bühne, nicht allen Teilnehmern die Chance zum Kennenlernen bieten können. Die Vernetzung hat hier noch Luft nach oben.

„An dieser Stelle setzt das Projekt an, mit dem das DBJW allen Akteuren des Jugendaustauschs die Möglichkeit geben will, die Impulse, die im Rahmen der ersten Konferenz gesetzt und die Kontakte, die dort geknüpft worden sind, zu verstetigen, auszuweiten und zu vertiefen“, sagt Dr. Martin Pabst, einer der Projektleiter der Rigaer Konferenz, gegenüber Nordisch.info.

„Unter dem Arbeitstitel German-Baltic Youth-Exchange Network (GBYEN) werden in diesen Tagen die technischen Grundlagen für eine zentrale Plattform geschaffen, die diese Vernetzung nachhaltig fördern soll.“, so Pabst weiter.

Dabei richte sich die künftige Netzwerk-Website an zwei Zielgruppen: Zum einen an die Akteure des Jugendaustauschs zwischen den baltischen Staaten und Deutschland selbst. Ihnen biete die Plattform die Möglichkeit, sich selbst zu präsentieren, aber auch aktuelle Meldungen und längere Berichte aus ihrer Arbeit zu veröffentlichen und die eigenen Veranstaltungen im Veranstaltungskalender zu bewerben. Auf diese Weise könnten am Thema interessierte Einzelpersonen und Institutionen – dank einer Schlagwortsuche – gezielt nach Jugendaustausch in ihrer Nähe oder ihrem besonderen Feld wie beispielsweise Chöre, Sport oder Kirche suchen und neue Partnerschaften anbahnen, kündigt Dr. Martin Pabst an.

Die zweite und dritte Deutsch-Baltische Konferenz richten sich dann – vorbehaltlich der Bewilligung der beantragten Fördermittel – an die Zielgruppe des Austauschs: Junge Menschen aus den baltischen Staaten und Deutschland zwischen 16 und 30 Jahren, die auf den beiden Konferenzen gemeinsam europäische Lösungsansätze für vier Zukunftsfragen entwickeln sollen. Dazu wird auch das Konferenzprogramm gegenüber der Rigaer Konferenz verändert werden. Nun stehen vier thematische Cluster im Mittelpunkt:

A) Gegenseitigkeit oder Gegeneinander – Ein Weg zwischen Individualismus und Kollektiv?
B) Just for few or for everyone? – Wie können wir Teilhabe in einer digitalisierten Gesellschaft gestalten?
C) Who shall own my data – Datensouveränität und Datenschutz
D) Cure or Design – Welche Gentechnologe wollen wir?

Jedes dieser Cluster umfasst je eine Keynote, ein Panel mit drei Expertenvorträgen und Workshops. Während die Keynotes im Konferenzplenum allen Teilnehmern Einblick in die unterschiedlichen Themen geben, finden die Panels und Workshops parallel statt. Die Vorträge der Panels geben den Teilnehmern vertiefende Impulse, bevor diese dann in den Workshops gemeinsam – auch mit den anwesenden Experten – das jeweilige Thema diskutieren. Ziel der Workshops ist die Formulierung von vier Thesenpapieren, in denen die Teilnehmer ihre Lösungsansätze und daraus resultierenden Erwartungen an Politik und Zivilgesellschaft formulieren.

Politische Rückkopplung auf EU-Ebene

Die Thesenpapiere sollen im Anschluss an die Konferenz den für diese Themen zuständigen Ressorts von EU-Kommission und staatlichen Regierungen sowie den Mitgliedern der entsprechenden Ausschüsse aus Europäischem und nationalen Parlamenten der vier Staaten überreicht werden.

Außerdem ist geplant, sie beim European Youth Event (EYE) des Europaparlaments in Straßburg zu präsentieren. Die Deutsch-Baltische Konferenz Vilnius im Oktober 2020 steht dann im Zeichen des Dialogs zwischen den Entscheidern in EU-Kommission und Parlamenten und Jugendlichen und jungen Erwachsenen über die Thesenpapiere, den darin formulierten Erwartungen und Forderungen und der Umsetzung gemeinsamer europäischer Lösungen der behandelten Zukunftsfragen.

ap

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