Streifzug durch das touristische Zentrum der Sommerinsel
Kuressaare: die schöne Hauptstadt von Saaremaa
Fotos: Nordisch.info
Kurz-Zusammenfassung:
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Kuressaare ist mit etwa 13.000 Einwohnern das urbane Zentrum der riesigen Ferieninsel Saaremaa.
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Das ehemalige Arensburg blühte dank des milden Ostseeklimas Mitte des 19. Jahrhunderts als Kurbad auf.
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Touristischer Treffpunkt Nummer 1 ist die direkt am Meer gelegene Bischofsburg aus dem 13. Jahrhundert.
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Kuressaare verfügt über mehrere ausgezeichnete Spa-Hotels – einige davon direkt an der Bischofsburg.
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Die Stadt eignet sich auch prima als Ausgangspunkt für Touren ins schöne Hinterland von Saaremaa.
Kuressaare ist so etwas wie das touristische Zentrum Saaremaas, der mit Abstand größten Insel Estlands. Die ganz im Süden gelegene Stadt zählt ungefähr 13.000 Einwohner. Damit lebt rund ein Drittel der Bewohner von Saaremaa hier.
Mitte des 19. Jahrhunderts gewann die Stadt sprunghaft an Bedeutung. Denn damals (um das Jahr 1840 herum) kamen die ersten in- und ausländischen Kurgäste nach Arensburg, wie Kuressare damals genannt wure. Was die Gäste vorfanden, waren hervorragende Bademöglichkeiten und angenehmes Ostseeklima – bis heute zentrale Argumente für einen Urlaub in der Stadt.
Hinzu kommt: Kuressaare ist schlichtweg entspannt und schön. Entlang der Lossi-Straße, die sich einmal quer durch das Zentrum erstreckt, gibt es zahlreiche Restaurants, wo gerade zu den Hauptreisezeiten auch mal etwas mehr los sein kann. Aber wirklich kein Vergleich zur Altstadt von Tallinn, ganz andere Liga.
Abseits der Hauptstraße warten kleine Gassen, viele davon mit Kopfsteinpflaster und landestypischer Holzarchitektur. Auch hier wird deutlich, weshalb der Fremdenverkehr in Kuressaare bereits auf eine derart lange Tradition zurückblicken kann.
Unterwegs im Zentrum von Kuressaare
Angefangen beim eher schlichten Rathaus (Raekoda) und dem altehrwürdigen Haus der Ritterschaft (Rüütelkonna hoone) gibt es im gesamten Altstadtbereich eine Reihe sehenswerter klassizistischer Wohnhäuser. Angesichts der überschaubaren Größe reicht ein ausgedehnter Spaziergang aus, um sich einen ersten Überblick zu verschaffen.
Schön anzuschauen sind zudem die beiden Gotteshäuser. Das betrifft etwas südlich – direkt an der Schloss-Straße (besagte Lossi) gelegen – die orthodoxe Nikolajkirche aus dem Jahre 1790. Und 400 Meter entfernt die bis 1836 fertiggestellte Laurentiuskirche.
Nach Süden hin, am seeseitigen Ende der Lossi-Straße, wird das Stadtbild schlagartig weitläufiger. Hier warten schöne Parkanlagen und eine Allee auf einen abendlichen Spaziergang (mit Hund) – und natürlich die alles überstrahlende Bischofsburg, der Prachtbau und Touristenmagnet Nummer 1 in Kuressaare.
Aber auch andere Attraktionen wie Yachthafen und Strand sind in diesem Teil der Stadt zu finden. Man kann getrost sagen: Abseits von essen gehen und Stadtbummel schlägt das touristische Herz eindeutig hier. Eine Handvoll Spa-Hotels in kurzer Distanz unterstreichen diesen Eindruck.
Die Bischofsburg: wuchtig und absolut sehenswert
Highlight der Sehenswürdigkeiten von Kuressaare ist die bestens erhaltene Bischofsburg (Piiskopilinnus).
Die knapp 700 Jahre alte, in ihrem Kern quadratisch, drumherum sternförmig angeordnete Wehranlage wirkt mit ihren dicken Außenmauern überaus wuchtig. Zwei hohe Ecktürme grenzen den Einlass zum Innenraum im Bereich der Nordfassade ein. Mehr Burg geht nicht.
Das alte Gemäuer verfügt über viele interessante Räumlichkeiten und Details: Es gibt mittelalterliche Wohn- und Schlafgemächer, einen Wirtschaftsraum, Festsaal, Burgbrunnen und eine lange Holzbrücke. Ideales Ambiente auch für Ausstellungen und Kulturveranstaltungen aller Art. Konzerte beispielsweise.
Gleichzeitig gewährt das ebenfalls zur Bischofsburg gehörige Saaremaa-Museum wertvolle Einblicke in die wechselvolle Stadt- und Inselgeschichte. Im angrenzenden Stadtpark befindet sich samt Café das 1861 erbaute Kurhaus (Kuurhoone), von wo aus es über die Schloss-Straße (Lossi) wieder zurück in das nahe gelegene Altstadtzentrum geht.
Chronologie der Stadthistorie
Geschichtlich kann Kuressaare auf einige abwechslungsreiche Jahrhunderte voller Fremdherrschaft, Epidemien sowie wirtschaftlichem Auf- und Niedergang verweisen. Nachdem bereits im 13. Jahrhundert mit dem Bau der Bischofsburg begonnen worden war, siedelten nach und nach immer mehr Menschen in die Nähe der schützenden Anlage.
Die Stadtrechte erhielt Kuressaare allerdings erst 1563 unter dänischer Obrigkeit. Etwa ein Jahrhundert später dann der Aufstieg Kuressaares zu einem wichtigen Handelsplatz. Nun hatten die Schweden Besitz von der schönen Ostseeinsel Saaremaa genommen.
Anfang des 18. Jahrhunderts bedeuteten zunächst die Ausbreitung der Pest und der anschließende Einmarsch zaristischer Truppen den wirtschaftlichen Niedergang der Stadt. Auftakt zu einer düsteren Periode, die erst weit über 100 Jahre später endete.
Überregional beliebter Kurort
Die Einweihung der ersten Moorbadeanstalt durch einen deutschen Arzt machte das Jahr 1840 für Kuressaare wie eingangs erwähnt zu einem wichtigen wirtschaftlichen Wendepunkt. Schnell etablierte sich der Ort zu einem weit überregional beliebten Kur- und Badeziel.
Nach jeweils kurzzeitiger Besetzung durch deutsche Truppen im 1. und 2. Weltkrieg übernahmen 1944 schließlich russische Soldaten das Zepter. Es folgte die landesweit gültige Vormundschaft durch das Sowjetimperium. Der Badeort hieß nun Kingissepp (Schuhmacher), wenig klangvoll benannt nach einem in Kuressaare geborenen Kommunisten.
Mit der Unabhängigkeit änderten sich ab 1990 erneut Name und Status der Stadt. Kuressaare ist seither wirtschaftlich autark, und der Fremdenverkehr vermerkt bis heute stetig steigende Besucherzahlen. Jedenfalls in Normalzeiten. Es ist zu vermuten, dass der Aufschwung rund um Kuressaare noch lange nicht beendet ist. Schließlich ist Saaremaa auch als Insel eine echte Attraktion.
Weiterführende Infos zur Stadt Kuressaare:
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Essen gehen in Kuressaare: Ein absolut wunderbarer Ort für ein leckeres, durchaus gediegendes Abendessen ist das Windmühlen-Restaurant „Saaremaa Veski“ im Zentrum der Stadt. Es liegt leicht abseits der Hauptstraße, etwa 100 Metern vom Rathausplatz entfernt, in der Pärna-Straße. Optisch wegen der alten Mühle und kulinarisch ist das Restaurant absolut zu empfehlen. Leider gibt es die Webseite nur auf Estnisch, aber vor Ort kommt man klar.
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Die Bischofsburg zu Kuressaare: Die Burg ist Heimat des Saaremaa-Museums, einer spannenden Dauerausstellung zur Geschichte der Insel. Behandelt werden zwei prägende Epochen: Die Jahre 1939 bis 1949 und in einem anderen Komplex die Jahre 1950 bis 1994. Zudem gibt es eine naturkundliche Ausstellung mit Informationen zu Klima und Küste der Insel – speziell für Kinder sehr zu empfehlen. Der Eintritt kostet 8 Euro für Erwachsene und 6 Euro für Kinder.
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Das Kuressaare-Theater: Das zu Beginn des 19. Jahrhunderts erbaute Kuressaare-Theater bietet eine Mischung aus Kino- und Kulturprogramm. In den 1990er Jahren umfassend restauriert, gehört das Theater heute zu den Magneten der einheimischen Bevölkerung. Man sollte natürlich der estnischen Sprache mächtig sein, um hier alles mitzubekommen.
Webseite: Windmühlen-Restaurant „Saaremaa Veski“
Webseite: www.saaremaamuuseum.ee
Webseite: www.kuressaareteater.ee
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