Umwerfende Halbinsel zwischen Ostsee und Haff
Urlaubsziel Ostsee: Kurische Nehrung in Litauen
Fotos: A. Knappe / Nordisch.info
Kurz-Zusammenfassung:
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Die Kurische Nehrung ist ein wunderbar entspanntes Reiseziel an der Ostseeküste von Litauen.
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Es handelt sich um eine rund 100 Kilometer lange Ostsee-Halbinsel, die maximal 4 Kilometer breit ist.
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Die Nehrung erstreckt sich von Klaipeda (Litauen) bis nach Lesnoi (russische Exklave Kaliningrad).
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Es gibt einen klasse Radweg die gesamte Halbinsel entlang, auch Etappenwanderungen am Haff sind sehr zu empfehlen.
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Highligts: Parnidis-Düne und Thomas Mann-Haus in Nida, ewig langer Badestrand zur Ostsee hin oder das malerische Städtchen Juodkrante.
Wegweiser durch diesen Beitrag:
Allgemeine Informationen zur Kurischen Nehrung
Die rund 100 Kilometer lange Kurische Nehrung befindet sich etwa zur Hälfte in litauischer und in russischer Hand. Besucher des südlichen Baltikums haben so immerhin bis zur Grenzstadt Nida (deutsch: Nidden) die Gelegenheit, an dieser einzigartigen Laune der Natur teilzuhaben. Der Sprung rüber nach Russland – genauer: in die russische Exklave Kaliningrad – wäre hingegen nur mittels Visum möglich.
Bei der Nehrung handelt es sich um eine fast schlangenartig lange und sehr schlanke Landmasse, die das Kurische Haff (mit der Mündung der Memel) als eine Art Binnensee von der Ostsee abspaltet. Der einzige Durchlass zwischen beiden Gewässern befindet sich auf litauischer Seite in Klaipeda, gleich am Anfang der Nehrung. Hier ermöglicht eine kurze Fährfahrt den Übergang vom Festland auf die Halbinsel.
Die größte Breite der Nehrung liegt bei rund vier Kilometern, während sie an ihrer schmalsten Stelle lediglich 400 Meter misst. Fast wirkt sie wie ein überdimensionaler Damm, über den man sich in die weite See begeben kann. Links und rechts gibt es nichts als Wasser, was aber nicht beunruhigend ist. Denn der Damm ist hoch und stabil „gebaut“.
Wenn man heute entlang der Nehrung die überaus entspannte Urlaubsatmosphäre einatmet, kann man fast nicht glauben, dass es vor wenigen Jahren noch ganz anders war. Vor der litauischen Unabhängigkeit Anfang der 90er Jahre wurde die Region nämlich von den Sowjets als militärisches Sperrgebiet genutzt.
Und heute? Kilometerlange Sandstrände, klares Wasser, ein angenehmes Seeklima und stellenweise recht üppige Kiefernwälder prägen den Landstreifen stark. Neben der an Kaliningrad grenzenden Stadt Nida zählen Juodkrante, Smiltyne, Preila und Pervalka zu den beschaulichen Kurorten der Region. Alle verfügen über einen Yacht- bzw. Bootshafen zum Haff hin, was zusätzliche Urlaubsmöglichkeiten bietet.
Nida – touristisches Zentrum der Kurischen Nehrung
Die rund 1.500 Einwohner zählende Stadt Nida ist trotz ihrer Randlage (nahe der Grenze zu Kaliningrad) das unbestrittene Tourismus-Zentrum auf der Kurischen Nehrung. Hier kann es in den Hauptreisezeiten tatsächlich ordentlich voll werden, was sonst eigentlich so gar nicht zur Beschaulichkeit der Halbinsel passt.
Entsprechend bietet die Stadt ein Fülle von Shops, Restaurants und Gästezimmern. Dazu ein für hiesige Verhältnisse recht großer Hafen, an dem viele Segler vom Haff aus mit ihren Booten festmachen. Zahlreiche alte Fischerhäuser zeigen, welchen Ursprung die Stadt hat.
Bedeutendster kultureller Anlaufpunkt ist das ehemalige Sommerhaus von Thomas Mann, in dem der deutsche Schriftsteller in den frühen 30er Jahren häufig zu Gast war. Heute ist hier ein Museum, und es finden regelmäßig Veranstaltungen statt.
Und dann hat Nida mit der Parnidis-Düne im Rücken noch ein Naturphänomen der Extraklasse zu bieten, das im weiteren Verlauf dieses Artikels noch näher beschrieben wird. Die gut 60 Meter hohe Wanderdüne ist ein Muss, das sei verraten. Der Blick von dort oben ist unbezahlbar.
Wie bei eigentlich allen Ansiedlungen auf der Nehrung liegt der Strand auch in Nida auf der Ostsee-Seite – also ein Stück weit weg vom Haff und der Stadt selbst. Eine Straße mit separatem Radweg führt direkt aus Nida bis fast an den Strand, der gerade im Sommer viele Gäste anlockt. Jedenfalls für litauische Verhältnisse.
Die weltbekannte Parnidis-Düne in Nida
Landschaftlich besonders eindrucksvoll ist die Parnidis-Düne bei Nida, die nicht ganz maßstabsgetreu auch „Ostpreußische Sahara“ genannt wird. Fast 60 Meter hoch ragt die Düne in den Himmel. Es ist eine regelrechte Klettertour, die man (von Nida kommend) absolvieren muss, um sich über den sandigen Grund bis auf den Gipfel zu kämpfen.
Der Blick von oben gleicht dann aber alles aus, weil man hier wie sonst nirgendwo auf der Kurischen Nehrung die einzigartige Dimension der Halbinsel erfassen und genießen kann. Keine Frage: Auch wegen der Parnidis-Düne wurde die Kurische Nehrung im Jahr 2000 in die erlesene Auswahl des Weltkulturerbes der UNESCO aufgenommen.
Im Verbund sind die Nehrung und die Düne, und zwar ohne jegliche Übertreibung, eine der schönsten und bedeutendsten Attraktionen, die der gesamte Ostseeraum zu bieten hat. Deutlich über eine Million Gäste besuchen die Halbinsel in Normalzeiten pro Jahr, die auf litauischer Seite im Übrigen das Naturreservat Kursiu Nerija (Kuršių Nerijos Nacionalinis parkas) bildet.
Juodkrante: ganz entspanntes Örtchen am Kurischen Haff
Die etwa 700 Einwohner zählende Gemeinde Juodkrante (Juodkrantė) ist nach Nida die zweitgrößte Ansiedlung auf der Kurischen Nehrung.
Der vor allem in der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg sehr begehrte Kurort liegt ungefähr 20 Kilometer südlich der litauischen Hafenstadt Klaipeda und ist beileibe nicht nur Badeurlaubern ein Begriff.
Juodkrante wurde 1429 erstmals in Dokumenten des Deutschen Ritterordens erwähnt, was das schöne Städtchen zu einer der ältesten Ansiedlungen der gesamten Region macht.
Sehenswert sind innerorts die langgezogene Uferpromenda und ein kleines Villenviertel, dessen älteste Gebäude aus der Zeit des großen Bernsteinbooms Mitte des 19. Jahrhunderts stammen. Damals hatten spektakuläre Funde des „Ostseegoldes“ dem Städtchen enormen Auftrieb verschafft.
Passend dazu lassen sich wenige hundert Meter nördlich die Reste des alten Bernsteinhafens erkunden (erbaut ab 1862), über den jahrzehntelang der Abbau von insgesamt rund 2.500 Tonnen des wertvollen Harzes abgewickelt wurde.
Das in Palanga (etwas nördlich von Klaipeda) ansässige Bernsteinmuseum informiert übrigens ausführlich über die Funde vor der Küste von Juodkrante.
Zum Ostsee-Strand geht es von Juodkrante aus einige hundert Meter durch den Wald. Wenn das Wetter stimmt, ist er sehr zu empfehlen. Platz ohne Ende, kilometerlang, sehr familienfreundlich, wenngleich der Strand im Vergleich zum Abschnitt auf Höhe von Nida natürlich deutlich weniger Renommee besitzt.
Auf der Ostsee-Seite der Nehrung ist (größtenteils) auch der Radweg, über den man die Halbinsel einmal hoch und runter fahren kann. Er verläuft angenehm windgeschützt hinter den Dünen. Und er ist asphaltiert, was ihn auch für Rennrad-Fahrer durchaus interessant macht.
Freunden mystischer Orte sei abschließend noch der sogenannte „Hexenberg“ (Raganų kalnas) empfohlen, eine im Wald oberhalb von Juodkrante gelegene Attraktion der ganz besonderen Art. Ein von Dutzenden von Holzskulpturen gesäumter Märchenweg lädt zu einem schaurig-schönen Spaziergang ein. Die dargestellten Figuren entstammen allesamt der litauischen Sagenwelt. Ein wundervoller Ort.
Radfahren auf der Kurischen Nehrung
Die Kurische Nehrung ist für Radfahrer wie geschaffen. Es gibt einen gut ausgebauten Radweg von Smiltyne bis nach Nida, der insgesamt fast 55 Kilometer lang ist. Berührungspunkte zum Pkw-Verkehr bestehen dabei nur an Schnittstellen in die Ortschaften der Nehrung. Ansonsten bleiben Radfahrer auf der Route komplett unter sich – sehr sicher.
Obwohl sich große Teile des Radweges auf der Ostsee-Seite der Kurischen Nehrung befinden, bleibt er über weite Teile angenehm windgeschützt. Das liegt daran, dass die Strecke mal hinter den Dünen, mal durch Wald verläuft. Ein E-Bike, so jedenfalls die Einschätzung des Autors nach dem Selbstversuch, braucht es trotz der maritimen Lage nicht (zwingend). Zumal die Strecke überwiegend flach verläuft.
Schön ist auch, dass man über den Radweg alle Ortschaften und Sehenswürdigkeiten der Nehrung wunderbar ansteuern kann. Los geht es nach der eingangs schon erwähnten Fähr-Überfahrt von Klaipeda aus am Nordende der Kurischen Nehrung. Also in Smiltyne, von wo aus man die Nehrung entspannt in Etappen abradeln kann.
Entfernungen / Länge einzelner Etappen
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Smiltyne – Juodkrante: 20 Kilometer (Ostsee-Seite der Kurischen Nehrung)
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Juodkrante – Pervalka: 16 Kilometer (Ostsee-Seite)
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Pervalka – Preila: 6 Kilometer (Haff-Seite)
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Preila – Nida: 9 Kilometer (Haff-Seite)
Der Radweg auf der Kurischen Nehrung ist übrigens Teil des Ostseeküstenradwegs, des europäischen Radwegenetzes EuroVelo-10 (Hansering) und des Europaradweges R1. Wer kein eigens Rad dabei hat und trotzdem die Tour machen möchte, findet entlang der Strecke ausreichend Leih-Möglichkeiten.
Weiterführende Informationen
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Die Region der Kurischen Nehrung heißt Neringa. Unter dieser Bezeichnung findet auch ein Teil ihrer touristischen Vermarkung statt, wenn man es denn so nennen mag. Passend dazu gibt es eine offizielle Webseite mit dem Titel „VisitNeringa“, die vieles bündelt, was auf der Kurischen Nehrung von Reise-Interesse ist. Unterkünfte, alle erdenklichen Sehenswürdigkeiten, Besuchertipps und Adressen – und das auch auf Deutsch.
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Die Kurische Nehrung ist seit 2000 Teil des UNESCO-Weltkulturerbe. In einer Würdigung auf der Webseite der Organisation heißt es wie folgt: „Die Kurische Nehrung ist eine einzigartige und empfindliche, von Sand und Wald geprägte Kulturlandschaft. Sie wurde durch das Meer, den Wind und menschliche Aktivitäten geformt.
Die Region ist reich an einzigartigen natürlichen sowie kulturellen Merkmalen. Die lokalen Gemeinschaften passten sich den Veränderungen der natürlichen Umwelt an, um zu überleben. Diese Interaktion zwischen Mensch und Natur prägt die Kulturlandschaft der Kurischen Nehrung stark.“
Webseite: www.visitneringa.com (auf Deutsch)
Webseite: whc.unesco.org (auf Englisch)
Unser QUIZ zum Thema LITAUEN
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