Pressekonferenz angekündigt
UPDATE: Fall Olof Palme: Hat die schwedische Staatsanwaltschaft den Mord aufgeklärt?
Nächste Woche soll in einer mit Spannung erwarteten Pressekonferenz die Entscheidung des Staatsanwalts bekanntgegeben werden, ob es im Fall des bislang ungeklärten Mordes an dem schwedischen Ministerpräsidenten Olof Palme im Jahre 1986 zu einer Anklage kommt.
Die schwedische Staatsanwaltschaft teilte mit, dass ihr Chefankläger Krister Petersson am 10. Juni um 9.30 Uhr Stockholmer Zeit zusammen mit dem Ermittlungsleiter Hans Melander „seine Entscheidung in dem Fall“ vorstellen und „Einzelheiten zu den Ermittlungen“ mitteilen werde.
Die Pressekonferenz wird wegen der Coronavirus-Problematik online abgehalten werden. Die Anklagebehörde teilte mit, es sei zu erwarten, dass das Interesse so groß sein werde, dass „mehr als 50 Personen während einer physischen Pressekonferenz im Konferenzraum anwesend sein würden“. Veranstaltungen mit mehr als 50 Personen sind in Schweden derzeit nicht erlaubt.
Der charismatische Ministerpräsident Palme wurde am 28. Februar 1986 auf der Straße erschossen, nachdem er mit seiner Frau ein Stockholmer Kino verlassen hatte, ein Mord, der Schweden erschütterte.
Der Attentäter lief mit der Mordwaffe davon, und obwohl während der Ermittlungen mehr als 10.000 Personen befragt wurden und mehr als 130 Personen die Verantwortung für das Verbrechen für sich beanspruchten, wurde der Fall nie aufgeklärt.
Petersson übernahm 2017 die Ermittlungen und teilte den schwedischen Medien Anfang des Jahres mit, dass er den Fall in diesem Sommer zu einem Abschluss bringen werde.
„Ich bin optimistisch, dass ich darlegen kann, was hinter dem Mord steckt und wer dafür verantwortlich ist“, sagte Petersson im Februar in der Sendung Veckans Brott des schwedischen öffentlich-rechtlichen Rundfunks SVT. Ob es zu einer Anklageerhebung kommen würde, verriet er damals nicht.
Raum für Spekulationen
Peterssons forsche Ankündigung in einem mysteriösen Mordfall könnte darauf deuten, dass er davon ausgeht, die verantwortliche Person sei inzwischen verstorben. Es könnte auch sein, dass die Untersuchung eingestellt wird. Es ist unklar, was der Kern der Pressekonferenz sein wird.
Bislang sei auch niemand formell darüber informiert worden, dass er in diesem Fall verdächtig sei, schreibt die schwedische Nachrichtenagentur TT.
In den vergangenen drei Jahrzehnten wurden enorme Anstrengungen unternommen, um den Mörder von Olof Palme aufzuspüren. Schweden hat sogar die Verjährungsfrist für Mordfälle 2010 aufgehoben, zum Teil, damit die Ermittlungen fortgesetzt werden konnten.
Die Polizei wurde für ihr Vorgehen in der Anfangsphase der Morduntersuchung kritisiert, unter anderem für ihr Versäumnis, den Tatort rechtzeitig abzuriegeln, was die Vernichtung potenzieller forensischer Beweise bedeutet haben könnte. Die Kugeln wurden von einem Passanten gefunden, und die bei dem Mord verwendete Waffe wurde nie ausfindig gemacht.
Ein Mann namens Christer Pettersson, der zuvor wegen Totschlags verurteilt worden war, wurde 1989 für den Mord verurteilt, nachdem Palmes Frau Lisbet ihn bei einer Gegenüberstellung identifiziert hatte. Später jedoch wurde er von einem Berufungsgericht freigesprochen. Pettersson starb 2004.
Der ermittelnde Staatsanwalt Krister Petersson hält Pettersson für unschuldig.
Für die Aufklärung des Mordes ist eine Belohnung von 50 Mio. schwedischen Kronen (rund 4,8 Mio Euro) ausgelobt.
Wo kann man die Pressekonferenz verfolgen?
Die Pressekonferenz wird online übertragen. Sowohl auf dem YouTube-Kanal der schwedischen Staatsanwaltschaft als auch auf dem YouTube-Kanal der schwedischen Polizeibehörde.
Eine ins Englische gedolmetschte Version der Pressekonfenz wird auf diesem YouTube-Kanal übertragen.
UPDATE: Pressekonferenz (10.06.20)
Der Fall Olof Palme scheint 34 Jahre nach der Ermordung des schwedischen Ministerpräsidenten aufgeklärt. Es wäre nicht weniger als eine Sensation.
Die Staatsanwaltschaft sagte, sie habe die Tatwaffe, mit der Olof Palme getötet wurde, gefunden.
Die Ermittler glauben, mit Stig Engström, dem so genannten „Skandiamannen“, der im Jahr 2000 Selbstmord beging, den Mörder von Palme gefunden zu haben.
Stig Folke Wilhelm Engström, Jahrgang 1934, war ein schwedischer Grafikdesigner. Von Engström ist bekannt, dass er am Tatort der Ermordung von Olof Palme am 28. Februar 1986 anwesend gewesen ist.
Von der Polizei zunächst als Augenzeuge und irgendwann als potenzieller Verdächtiger behandelt, wurde Engström später von dem schwedischen Schriftsteller Lars Larsson und, unabhängig davon, vom Journalisten Thomas Pettersson als Attentäter beschrieben.
Da die schwedische Presse Namen von Verdächtigen nicht veröffentlicht, wurde Engström als Der Skandia-Mann (schwedisch: Skandiamannen) bekannt, da er vom nahe gelegenen Hauptsitz der Skandia-Versicherungsgesellschaft, wo er arbeitete, zum Tatort kam.
Engström wurde am 10. Juni 2020 auf einer Pressekonferenz von Staatsanwalt Krister Peterson als der wahrscheinliche Mörder von Olof Palme genannt.
ap