Zwei Fleischkonzerne, eine Parallele
Coronavirus-Infektionen auch in einem dänischen Fleischbetrieb
Die dänische Unternehmensgruppe Danish Crown hat bestätigt, dass mehrere Mitarbeiter des Fleischverarbeitungsbetriebs in Ringsted positiv auf Corona getestet wurden. Am Mittwoch wurden landesweit 57 Fälle registriert.
Das Unternehmen teilte am Dienstag mit, dass drei Mitarbeiter seines Verarbeitungsbetriebs positiv getestet worden seien. Die Zahl ist inzwischen auf 16 gestiegen, berichtet das Nachrichtenportal The Local Denmark.
Danish Crown hat sich deshalb mit den Gesundheitsbehörden in Verbindung gesetzt und ein mobiles Covid-19-Testzentrum in der Anlage eingerichtet.
„Wir befinden uns in einer ernsten Situation, in der wir uns voll und ganz darauf konzentrieren, die Infektionskette zu durchbrechen“, sagte Per Laursen, Vizepräsident von Danish Crown, in einer Presseerklärung.
„Deshalb sind wir sehr froh, dass die Behörden jetzt einschreiten und ein mobiles Testzentrum im Werk einrichten“, fügte Laursen hinzu.
Der Plan für die Tests, einschließlich der Frage, welche Mitarbeiter zur Teilnahme aufgefordert werden sollen, werde von den Behörden beschlossen, um die Wirksamkeit zu maximieren, fügte er hinzu.
Am Dienstag schloss das Unternehmen einen Abschnitt mit 80 Arbeitern in der Fabrik, nachdem zwischen Sonntag und Dienstag drei Fälle von Covid-19 entdeckt worden waren. Die fraglichen 80 Personen wurden nach Hause geschickt und werden als enge Kontaktpersonen behandelt, was bedeutet, dass sie zweimal negativ auf das Virus getestet werden müssen, bevor sie wieder zur Arbeit zurückkehren dürfen.
Laursen betonte zuvor, dass Covid-19 nicht über Lebensmittel verbreitet werden kann.
„Wir reagieren so entschlossen wie wir sind, denn bereits im März haben wir einen klaren Plan gemacht, was wir tun würden, wenn ein Mitarbeiter nachweislich mit Covid-19 infiziert ist“, sagte er am Dienstag.
Die Anlage, in der normalerweise jede Woche rund 35.000 Schweine geschlachtet werden, ist derzeit mit halber Kapazität ausgelastet. Die anderen Betriebe des Unternehmens hielten die Produktion jedoch auf normalem Niveau.
57 neue Fälle von Coronavirus wurden am Mittwoch von den dänischen Behörden registriert, eine deutlich höhere Zahl als noch am Dienstag (30), die von einem Gesundheitsexperten als „beruhigend“ bezeichnet wurde.
In den Wochen seit dem 5. Juli gab es durchschnittlich 18 neue Fälle pro Tag. In der vergangenen Woche waren es 41 Fälle.
Zwei Fleischkonzerne, eine Parallele
In Deutschland ist in den vergangenen Wochen der Fleischkonzern Tönnies Holding ins Visier des Öffentlichkeitsinteresses geraten. Allerdings ist das Ausmaß der Verfehlungen des Unternehmens aus Rheda-Wiedenbrück ungleich größer: Vergangene Woche wurden über 1.500 infizierte Personen registriert.
Inzwischen ermittelt auch die Staatsanwaltschaft gegen die Tönnies-Geschäftsführung, nachdem rund 50 Strafanzeigen eingegangen sind. Es steht der Vorwurf der fahrlässigen Körperverletzung im Raum.
Die Kommunikation bei Danish Crown scheint aus dem Fall Tönnies gelernt zu haben, man gibt sich betont offen und kooperationsbereit. In der Vergangeneheit fiel allerdings auch Danish Crown mit seiner deutschen Tochtergesellschaft D&S Fleisch auf.
2015 wurden von Report Mainz fortlaufende Missstände eines polnischen Subunternehmens und desolaten Wohnunterkünften berichtet. Durchaus ähnliche Vorwürfe, mit denen sich Tönnies heute konfrontiert sieht.
Danish Crown ist ein global agierender Schlachter und Fleischverarbeiter, sein Jahresumsatz liegt bei rund 7,6 Milliarden Euro, die Gruppe beschäftigt etwa 23.500 Mitarbeiter weltweit.
ap