Rosemari – Framing Mom
Ein Abend auf den 18. Skandinavischen Filmtagen Bonn
Jedes Volk hat seine Märchen, jede Kultur ihre Mythologie, und jedes Land seine Art, Geschichten zu erzählen. Dabei prägen Sprache, Klima und Kultur in der wir leben, die Art wie wir einander Dinge berichten, wie wir Bücher schreiben und, nicht zuletzt, wie wir Filme machen.
Wo die Menschen früher rund ums Feuer saßen, sitzen sie nun gemeinsam vor dem Leuchten der Leinwände, Monitore und Fernseher, und schauen einen Film.
Um die Skandinavischen und Finnischen Filme nach Bonn zu bringen, haben 1999 Studenten der Skandinavistik die Skandinavische Filmtage Bonn gegründet. Ein Festival, das dieses Jahr zum 18. Mal stattfindet und mittlerweile Filme aus Island, Estland und von den Färöern Inseln im Programm hatte.
Für dieses Filmfest arbeiten inzwischen Studenten verschiedener Fachrichtungen gemeinsam an dem Projekt, organisieren Sponsoren, sichten potentielle Filmkandidaten und müssen das Budget im Auge behalten. Denn die Filmtage haben als Non-Profit-Organisation keine Gewinne, aus denen sie die Leihgebühren vorfinanzieren können. Die Studenten selbst engagieren sich ehrenamtlich und bekommen am Ende nicht nur jede Menge Erfahrung fürs Leben, sondern auch ein Praktikumszertifikat.
Dieses Jahr kooperieren die 18. Skandinavischen Filmtage Bonn mit dem Förderkreis für krebskranke Kinder und Jugendliche Bonn e.V. Sie verkaufen Jutetaschen, deren Einnahmen dem Verein für krebskranke Kinder zugutekommen.
Ich war am vorletzten Abend des Festivals in dem norwegischen Film „Rosemari – Framing Mom“. Der Film lief, wie alle Festivalfilme, im Original mit Untertitel.
Die Geschichte um die Journalistin Unn Tove, die auf Ihrer Hochzeitsfeier im örtlichen Grand Hotel auf der Toilette ein Neugeborenes findet, ist die Geschichte von der Suche nach der Liebe.
Als das Findelkind Rosemari 16 Jahre später wieder in Unn Toves Leben auftaucht, beschließt die inzwischen selber alleinerziehende Mutter Unn Tove ihr bei der Suche nach ihren Eltern zu helfen.
Der Film erzählt mit einem liebe- und humorvollen Blick die Geschichte, wie die Charaktere auf der Suche nach der reinen Liebe sind.
Ich verfolgte mit Spannung und Lachen wie Rosemari und Unn Tove ihre Suche von der Kleinstadt in Norwegen bis nach Dänemark brachte, um am Ende festzustellen, dass all das, was sie suchten, schon lange bei ihnen war.
Eine emotionale Gratwanderung, die voller Verständnis auf die Figuren blickt, wie es auch eine Mutter tun würde. Am Ende ist es die Liebe, so abgegriffen dies auch klingen mag, die dem Kinobesucher die Tränen trocknet, und mehr über den Menschen als über die Liebe selbst erzählt.
Beim Verlassen des Kinosaals konnte ich mit meiner Eintrittskarte abstimmen, wie viele Sterne ich dem Film gebe. Am Ende des Filmfestivals wird der Gewinner bekannt gegeben werden. An mir liegt es sicher nicht, wenn Rosemari nicht als Sieger hervorgeht.
Am 25. Mai 2017 enden die 18. Skandinavischen Filmtage Bonn mit der äußerst populären Kurzfilmnacht.
Dieses Jahr war die Anfrage hierfür so hoch, dass die Veranstalter eine zweite Vorstellung kurzfristig organisiert haben. Für die zweite Vorstellung um 21 Uhr sind Karten noch verfügbar. Wer also in der Gegend um Bonn ist, kann sich schnell Karten reservieren. Alle Informationen dazu findet man auf der Website skandinavische-filmtage.de.
Ich werde kommendes Jahr wieder hingehen. Und nächstes Mal mehr als nur einen Film anschauen.
Helena