„Wie ein Dosenöffner“
Finnischer Experte verblüfft mit neuer Theorie zum Estonia-Unglück
Viel ist zuletzt spekuliert worden über die Unglücksursache, die 1994 zum Untergang der MS Estonia führte.
Angeheizt wurde die Debatte durch bislang unentdeckte Löcher im Rumpf des Wracks, die bei Dreharbeiten für eine Dokumentation zum Vorschein kamen.
Von einem möglichen Zusammenstoß mit einem U-Boot war danach die Rede, von Detonationen an Bord und von Felskollisionen am Meeresgrund – um nur die prominentesten in einer Reihe von Theorien zu nennen, die den finnischen Technik-Experten Klaus Rahka allesamt nicht zufriedenstellen konnten.
Also machte sich Rahka selbst ans Werk, um eine plausible Erklärung für die mysteriösen Löcher zu finden. Das vorab: Die Belastbarkeit und Festigkeit von Materialien ist das Spezialgebiet des promovierten Wissenschaftlers.
Er sagt: „Als jemand, der Materialbrüche aller Art analysiert hat, sah ich in den jüngst veröffentlichten Bildern etwas anderes als einen Rumpf, der mit einem Felsen kollidiert sein soll.“
Und das ist seine Theorie: Rahka geht davon aus, dass die metergroßen Beschädigungen am Rumpf der Estonia eine direkte Folge der primären Unglücksursache sind: nämlich die des Abbrechens der tonnenschweren Bugklappe – Experten zufolge herbeigeführt durch eine Mischung aus Materialermüdung und heftigem Wellengang, der in der Unglücksnacht über der Ostsee herrschte.
Die Bugklappe, so Rahkas Theorie, könnte danach am Rumpf der Estonia entlanggeglitten sein und mit ihren spitzen Haken, ähnlich einem Dosenöffner, erst das eine und dann das andere Loch gerissen haben.
„Das scheint mir sehr wahrscheinlich zu sein“, teilte Rahka laut einem Bericht auf ERR.ee mit und eröffnete so zugleich eine neue Runde in der Diskussion um das Schicksal der Estonia.
Die MS Estonia sank in den frühen Morgenstunden des 28. September 1994. Die Katastrophe kostete 852 Menschen das Leben. Lediglich 137 Passagiere und Crew-Mitglieder konnten damals gerettet wurden.
sh