Schottische Unabhängigkeit
Johnson will Schottland-Referendum frühestens 2055
Geberlaune sieht anders aus: Der britische Premierminister Boris Johnson hat Schottlands Streben nach einem zeitnahen Unabhängigkeitsreferendum eine klare Absage erteilt.
Frühestens im Jahr 2055 könne es wieder zu einer solchen Abstimmung kommen, sagte Johnson während seines ersten TV-Interviews in diesem Jahr.
Und er dürfte damit weiteres Öl ins Feuer gegossen haben, das in dieser Frage zwischen Edinburgh und London seit Monaten lichterloh brennt.
„Unabhängigkeitsreferenden sind nach meiner direkten Erfahrung keine besonders lustigen Ereignisse. Sie haben definitiv keine einigende Kraft und sollten daher nur einmal in einer Generation stattfinden“, sagte Johnson am gestrigen Sonntag.
Der Premier bezog sich dabei auf die zwei bisherigen Referenden über Schottlands Unabhängigkeit, die in den Jahren 1975 und 2016 stattgefunden haben. Laut Johnson sei der Zeitraum dazwischen genau „richtig“ gewesen, berichtet The National.
In solchen Momenten würde man gerne kurz in die Gedankenwelt seiner Gegenspielerin Nicola Sturgeon eintauchen. Die schottische Regierungschefin verbindet mit Johnson eigentlich nur die gegenseitige Abneigung.
Auch deshalb ist damit zu rechnen, dass die resolute Politikerin Johnsons Trommeln in kommenden Tagen und Wochen umso lauter erwidern wird. Denn ihr klares Ziel ist das Referendum – nicht „anno irgendwann“, sondern schnellstmöglich.
Und sie hat gute Argumente für ihren Plan. Einerseits sind die landesweiten Umfragen eindeutig wie selten pro Unabhängigkeit.
Andererseits dürfte sie nicht müde werden zu betonen, dass es Johnson war, dem bei der Brexit-Abstimmung die Einigkeit der Briten nicht sonderlich am Herzen gelegen haben dürfte.
Lesen Sie auch: „Gegen unseren Willen“ – Schottische Regierung positioniert sich klar gegen Brexit-Deal
sh