Was steckt hinter den aktuellen norwegischen Vornamen?
Und die beliebtesten Babynamen in Norwegen sind …
Wissen Sie noch, als der Film „Kevin allein zu haus“ rauskam und danach in Deutschland alle Babys nur noch Kevin hießen – auch die Mädchen? Okay, ganz so schlimm war es nicht. Aber wir erwähnen den Effekt eines Filmes auf die Bennung der Kinder, weil es zum beliebtesten Mädchennamen 2020 in Norwegen eine Parallele gibt.
Die meisten neugeborenen Mädchen in Norwegen des Jahrgangs 2020 heißen Nora, verlautbarte das Statistische Amt Norwegens (SSB) erst kürzlich. Das hat möglicherweise mit einer Fernsehserie zu tun. Sogar sehr wahrscheinlich.
Drei Jahre sind seit der Ausstrahlung der letzten Folge der äußerst beliebten norwegischen TV-Serie Skam vergangen. Aber die Norweger, so scheint es, lassen nur ungern Noora los, eine der Hauptfiguren der Serie.
Die Serie war so beliebt, dass in Oslo sogar geführte Skam-Touren angeboten werden. Die erste Episode der Serie war in der NRK-Mediathek eine der meistgesehenen Serienepisoden aller Zeiten. So viel sei erwähnt, um dem geneigten Leser eine Einordnung der Bedeutung dieser Serie für Norwegen zu ermöglichen.
Insgesamt wurden im Jahr 2020 416 Mädchen auf den Namen Nora oder Norah getauft. Der Name war auch der beliebteste in den Jahren 2017, 2016, 2014 und 2012 gewesen.
„Nora ist eine Kurzform von Eleonore und tauchte nach Ibsens (1879) Theaterstück ‚Nora oder Ein Puppenheim‘ häufiger auf“, sagt Namensforscher Jørgen Ouren in der SSB-Pressemitteilung.
„Nora wurde zwischen 1940 und 1980 selten verwendet, wurde dann aber zusammen mit anderen kurzen Namen für Mädchen, die mit einem ‚a‘ enden, populär“, so Ouren weiter.
Auch Emma und Sarah sind seit Beginn des neuen Jahrhunderts auf dem Vormarsch. Die norwegische Zeitung VG spekuliert, dass die anhaltende Popularität von Emma mit einem anderen TV-Hit, der Serie Friends, begann, in der das Baby von Ross Geller und Rachel Greene auf diesen Namen getauft wurde.
Alles nur Namen aus dem Fernsehen?
Ja, aber nein. Fernsehen ist nicht der einzige gewichtige kulturelle Einfluss in Norwegen. Ingrid, Leah und Linnea, Namen der jüngsten Generation der norwegischen Königsfamilie, sind im letzten Jahrzehnt populär geworden.
Bei den Jungen war Jakob oder Jacob, der Name des berühmten norwegischen Läufers Jakob Ingebrigtsen, der häufigste Jungen-Babyname des letzten Jahres.
Jakob ist aber auch ein Name aus der Bibel. Und obwohl die meisten Norweger nicht sonderlich religiös sind, sind biblische Namen immer häufiger zu finden.
„Wenn wir Noah an dritter Stelle, Filip an fünfter und Lucas an siebter Stelle finden, sehen wir, dass die Welle der biblischen Jungennamen immer noch stark ist“, sagt Ouren.
„Um 1950 erhielten 1,5 Prozent der Neugeborenen diese Art von Namen, 2006 lag der Anteil bei 22,5 Prozent. Seitdem ist er etwas zurückgegangen und liegt jetzt bei 20,4 Prozent“, fügt er hinzu.
Emil, Oliver und William stehen ebenfalls auf der Liste der beliebtesten Jungennamen des letzten Jahres. William ist ein weiterer beliebter Skam-Charakter. Und natürlich heißt der Prinz und künftiger Thronfolger des Vereinigten Königreichs Großbritannien und Nordirland William, was bei vielen Eltern eine Rolle spielt, wenn sie über den künftigen Namen für ihr Kind nachdenken.
Emma ist noch so ein Name, der in den letzten Jahren stets in den Top10 der Beliebtheit rangiert. Wer muss da nicht an Harry Potter und Hermine Granger denken, respektive die nicht nur in Norwegen so beliebte Schauspielerin Emma Watson?
Namen sind Schall und Wellenreiter
Die Namen, die Norweger für ihre Babys wählen, kommen in Wellen und variieren zwischen den Generationen.
„Zuerst wird ein Name populär, und dann noch populärer, oft weil jemand Berühmtes ihn trägt“, sagt Ouren der Zeitung VG. „Dann, wenn er eine Weile auf der Liste der Top-Namen war, beginnt er in der Popularität zu fallen. Schließlich verschwindet er fast vollständig“, fährt er fort.
Ouren weist darauf hin, dass die Menschen die Namen älterer Menschen als veraltet ansehen. Nachdem diese Generation gestorben ist, erlebt der Name eine Wiederauferstehung.
Beispiele für veraltete Namen sind Erna, der Name von Ministerpräsidentin Erna Solberg, und Mette-Marit, der Name von Norwegens Kronprinzessin.
„Kein Prominenter der Welt kann Mette oder Marit im Moment wieder populär machen“, sagte Ouren. Warten wir also eine Generation ab, dann steht Mette wieder da, wo heute Nora ist.
Norwegens beliebteste Namen für Mädchen im Jahr 2020
Mädchennamen
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