Begleitet von archäologischen Ausgrabungen
Schottland: Gut 1000 Jahre altes „Book of Deer“ kommt zurück nach Aberdeenshire
Das im 10. Jahrhundert in lateinischer Sprache verfasste „Book of Deer“ wurde Jahrzehnte später angereichert durch u.a. gälische Schriftzeichen. Diese machen das Evangelienbuch zum wohl ältesten erhaltenen Manuskript Schottlands – und damit zu einem „Werk von nationaler Bedeutung“, wie der Kulturrat von Aberdeen dieser Tage mitteilte.
Aktuell ist das Buch im Nordosten Schottlands vor allem deshalb ein Thema, weil es im kommenden Jahr laut einem Artikel auf The Northern Scot als Leihgabe der Cambridge University hierher zurückkehren wird – vermutlich erstmals seit seiner Entstehung.
Wobei, was den Ursprung der lateinischen Ausgangsschrift betrifft, tappt die Wissenschaft noch ein wenig im Dunkeln. Als gesichert gilt lediglich, dass die gälischen Randnotizen im Inneren des Buches im gleichnamigen (Old) Deer entstanden sind, einer kleinen Ortschaft in Aberdeenshire.
Seit 1715 gehört das Buch zum festen Bestand der Universitätsbibliothek in Cambridge. Im kommenden Sommer wird es jedoch in der Aberdeen Art Gallery ausgestellt werden, was in den Kulturkreisen der Stadt schon jetzt für Vorfreude sorgt.
„Wir sind stolz, dieses bemerkenswerte lateinische Evangelienbuch aus dem 10. Jahrhundert zum ersten Mal in die Stadt zu bringen, um seine lange Geschichte mit den Besucherinnen und Besuchern der Aberdeen Art Gallery teilen zu können“, teilte Stadträtin Marie Boulton in einem Pressestatement mit.
Das Book of Deer gilt als ein sehr seltenes Beispiel für ein Taschenevangelium, das eher für den Hausgebrauch als für den Gottesdienst verfasst worden ist. Das Buch besteht aus 86 Seiten, die etwa 16 Zentimeter hoch und 11 Zentimeter breit sind. Der Textbereich misst rund 11×7 Zentimeter.
Umfangreiche archäologische Ausgrabung als „Beiwerk“ zur Leihaktion
Flankiert wird die Leihaktion des Book of Deer von einer archäologischen Ausgrabung, von der sich die Fachwelt neue Rückschlüsse auf die Entstehung des Werkes verspricht.
Gegraben wird nämlich in jenen Bereichen, in denen ein frühmittelalterliches Kloster – und damit der mögliche Ursprungsort der gälischen Randnotizen – gestanden haben soll.
Die umfangreichen Ausgrabungen sind für Sommer 2022 terminiert und sollen etwa zehn Wochen andauern. „Sie werden es uns ermöglichen, Pläne von den Überresten der Gebäude anzufertigen, von denen wir wissen, dass sie sich unter der Erde auf dem Feld westlich der Deer Abbey befinden“, sagte Archäologin und Projektleiterin Ali Cameron.
Bekannt sei, so Cameron, dass es sich bei dem Areal um eine frühmittelalterliche Stätte handele. Ziel sei es nun, mithilfe der Grabungen weitere Indizien oder sogar Beweise für den exakten Ursprung der gälischen Schriftzeichen zu finden.
Gut möglich also, dass das Book of Deer kommenden Sommer einen Teil seiner Geheimnisse verlieren wird. In Aberdeenshire arbeitet man daran.
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