Sieg der Kultur über das Kapital
Irland: Dublins berühmte Musikkneipe „The Cobblestone“ scheint gerettet
Die Kulturszene in der irischen Hauptstadt Dublin darf aufatmen. Grund dafür ist das Nein des Stadtrats zu einem Bauvorhaben, das die international bekannte Musikkneipe „The Cobblestone“ im zentral gelegenen Stadtteil Smithfield für einen hochmodernen Hotelkomplex geopfert hätte.
Das Aus der Baugenehmigung wird in der Stadt nun gefeiert wie ein Sieg der Kultur über das Kapital. Denn schon seit Jahren wird angesichts immer neuer Immobilienprojekte (mit Hauptziel Rendite) eine Sorge in der Stadt immer größer: „Dublin stirbt“.
Ob das Nein des Stadtrats die Trendwende in diesem bislang schwelenden Prozess darstellt, ist freilich offen. Fakt ist aber, dass die Spekulationen um „The Cobblestone“ von vielen Dublinern zuletzt als eine Art Sollbruchstelle angesehen wurden.
So könne es nicht weitergehen, die Macht der Immobilienhaie müsse endlich gebrochen werden, waren Kommentare, die seit Wochen in vielen Protestnoten über das Bauvorhaben zu lesen sind. Flankierend entlud sich der Zorn auch auf der Straße.
Laut Guardian erreichten die Stadtverwaltung in den letzten Tagen rund 700 Protestbriefe, darunter auch den des Kulturdezernenten. Aktivisten machten mit dem Motto „Save the Cobblestone“ öffentlichkeitswirksam auf sich aufmerksam. Dazu die Sozialen Medien, das volle Pfund.
„Dies ist ein sehr emotionaler Tag für uns alle“, teilte nach dem Entscheid der Stadt der Besitzer des Pubs mit, dessen Familie den beliebten Treffpunkt schon seit dreieinhalb Jahrzehnten betreibt. „Wir sind dankbar, dass so viele Menschen bereit waren aufzustehen, um unsere Kultur und unsere Einrichtung zu schützen.“
„Plumpes und seelenloses Monument der Gier“
Wäre es nach den Plänen der Grundstückseigentümer gegangen, entstünde an Ort und Stelle schon bald ein Hotelkomplex, den die Stadt in ihrer Absage-Begründung als „erhebliche Überbebauung dieses äußerst sensiblen Standorts“ beschrieben hat.
Ein Europaabgeordneter der irischen Grünen bezeichnete das Bauvorhaben gar als „ein überdimensioniertes, plumpes und seelenloses Monument der Gier“.
Zwar hätten Teile des Pubs als Denkmal erhalten bleiben sollen, aber für den Rest des Gebäudes – und damit für eine irische Musik- und eine Sprachschule – wäre es das sichere Aus gewesen.
So auch für den Weiterbetrieb des Pubs. Und ganz ehrlich, was hätten Fans des Cobblestone schon von ein paar stehengebliebenen Mauern gehabt? Außer Nostalgie nichts.
In der Vergangenheit hat der Pub schon so manche Berühmtheit gesehen und erlebt. Schauspieler wie Steve Martin und Jon Voight standen hier auf der Bühne, dazu natürlich musikalische Größen wie die Chieftains oder jüngst Manu Chao.
Dass es weitergehen wird mit dem Cobblestone, ist nach dem Urteil des Stadtrats so gut wie sicher. Aber: Der Eigentümer des Geländes hat nun vier Wochen Zeit, Einspruch dagegen einzulegen. Und hier noch die Webseite zur Kneipe.
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