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An „ungewöhnlich“ breiter Handelsstraße

England: Wohlhabende römische Siedlung bei Arbeiten an Bahntrasse freigelegt

Laut Pressemeldung vom 11. Januar 2022 haben Archäologen im Auftrag der britischen Bahngesellschaft HS2 ein eisenzeitliches Dorf ausgegraben, das sich später zu einer wohlhabenden römischen Handelsstadt entwickelt hat – unweit des mittelenglischen Flusses Cherwell.

Fotos: HS2

Zwar war das Vorhandensein einer solchen Siedlung im South Northamptonshire District für Experten schon seit Jahrzehnten ein offenes Geheimnis. Umfang und Qualität der Entdeckung sollen die Erwartungen dann aber weit übertroffen haben, heißt es in der Meldung.

Ursprünglich bestand die Siedlung aus etwa 30 Rundhäusern, die entlang einer eisenzeitlichen Straße errichtet worden sind. Zur Römerzeit dehnte sich die Siedlung dann aus. Vor Ort entstanden neue Steinbauten und Wege, auch der Wohlstand der Bevölkerung wuchs.

Durch die Ausgrabungsstätte muss zu dieser Zeit eine ungewöhnlich große Straße geführt haben. Mit etwa 10 Metern Breite soll sie für regen Handelsverkehr geeignet gewesen sein. So etwa für das gleichzeitige Be- und Entladen von Fuhrwerken.

Im Zuge der Ausgrabungen wurden über 300 römische Münzen gefunden, die der ehemalige Besitzer mutmaßlich verloren oder sogar weggeworfen hatte – ein weiteres Indiz dafür, wie groß das Handelsvolumen der Siedlung gewesen sein dürfte.

Blackgrounds Landkarte
Ungefähre Lage der Blackgrounds-Ausgrabung im Zentrum Englands.

Der Grundriss des Geländes lässt darauf schließen, dass die Siedlung in verschiedene Bereiche aufgeteilt war. In solche, die zum Wohnen und solche, die industriell bzw. als Erwerbsgrundlage genutzt worden sind.

Zahlreiche Insignien für Macht und Wohlstand im Erdreich von „Blackgrounds“ entdeckt

Zu den Entdeckungen zählen Werkstätten, Brennöfen und gut erhaltene Brunnen. Beispielsweise wurde ungewöhnlich rot gefärbte Erde entdeckt, was in „Blackgrounds“, wie die Gegend wegen ihres ansonsten dunklen Bodens genannt wird, als Spur für eine ehemaligen Metallgießerei oder Töpferei angesehen wird.

„Absolut außergewöhnlich, das alles verrät uns viel über die Menschen, die hier einst lebten. Die Stätte hat das Potenzial, unser Verständnis von den Römern in der Region und darüber hinaus zu verändern“, teilte einer der beteiligten Archäologen mit.

Der Reichtum der früheren Bewohner lässt sich aber auch aus weiteren Funden ableiten, die hier gemacht worden sind. Neben besagten Münzen konnten seltene Glasgefäße, dekorative Keramiken, Schmuck und sogar Spuren von Schminke geborgen werden.

Als besonders gilt zudem die Entdeckung von Handfesseln, deren frühere Nutzung noch ungeklärt ist. Derzeit werden sie als mögliche Hinweise für „kriminelle“ Aktivitäten oder Sklavenhaltung in der Siedlung angesehen.

(HS2-Videobeitrag über die Ausgrabungen)

Zusammen mit allen anderen Fundstücken werden die Fesseln in den kommenden Monaten von Spezialisten gereinigt und analysiert. Darüber hinaus werden alle baulichen Details und die Grundrisse der Siedlung sorgfältig kartiert. Da könnte demnächst noch was kommen.

Weiterführende Informationen

Entlang einer Neubau-Bahntrasse von London bis Birmingham (unter Leitung von HS2) waren bislang seit 2018 über 1.000 Archäologen an Dutzenden Grabungen beteiligt.

Bevor die unterschiedlichen Ausgrabungen beginnen konnten, wurde die Streckenführung durch Laserscans und geophysikalische Untersuchungen begleitet. Archäologische Analysen sind rechtlich bindender Bestandteil des Bahnprojektes.

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sh

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