Suwałki-Lücke im Brennpunkt
Litauen: Experten sehen Russlands Armee (derzeit) zu schwach für Schlag gegen Baltische Staaten
Die militär-strategische Schwachstelle der NATO hat einen Namen: Suwałki-Lücke. Es ist genau diese rund 80 Kilometer lange Grenzlinie zwischen Polen und Litauen, von der angenommen wird, dass sie der russischen Armee im Falle eines Angriffs einen Landkorridor rüber nach Kaliningrad ermöglichen würde.
Die Baltischen Staaten wären dann mit einem Schlag vom Rest der NATO-Verbündeten gekappt. Und man mag sich nicht vorstellen, wie das Ganze dann weitergehen würde. Es wäre der Bündnisfall, also der Krieg mit der Atommacht Russland. So weit, so bekannt.
Aufgrund ihrer Bedeutung haben Militärstrategen die Suwałki-Lücke spätestens seit Beginn des Ukraine-Krieges noch ein wenig genauer im Blick. Daher mag es für den Moment beruhigen, dass Experten aus dem direkt involvierten Estland aktuell kein erhöhtes Stresslevel haben.
Sie halten nämlich Russland und seine Armee durch den blutigen Feldzug in der Ukraine für zu geschwächt für einen weiteren Übergriff im Norden bzw. eine direkte Konfrontation mit der NATO.
Das berichtet LRT.lt unter Berufung auf estnische Medienquellen.
Zitiert wird General Veiko-Vello Palm von den estnischen Verteidigungsstreitkräften, der einen beruhigenden Bewusstseinswandel innerhalb der NATO beobachtet haben will.
„Wer will schon sterben für ein unbedeutendes Dorf in Litauen? Das ist die allgemeine Frage gewesen“, sagte Palm dieser Tage und beschreibt damit die seiner Meinung nach wahrscheinliche Haltung vieler NATO-Verbündeter bis zum Ausbruch des Krieges in der Ukraine.
„Nun haben die letzten Monate deutlich gezeigt, dass diese Befürchtung unsererseits umsonst war. Der Westen ist geeint, die NATO ist geeint. Die Russische Föderation kann sich nicht weiter auf die politische Spaltung unserer Partner verlassen“, so Palm weiter.
Dennoch besteht auch in Expertenkreisen kein Zweifel, dass Moskau nach dem Waffengang in der Ukraine versucht sein könnte, mit frischen Kräften Druck auf die Baltischen Staaten und die Suwałki-Lücke auszuüben. „Wir dürfen sie niemals unterschätzen“, sagt Palm kurz und knapp.
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