Hipsterurlauber’s paradise
Wo James Bond begraben liegt: Nie zuvor haben so viele Menschen die Insel Kalsoy besucht
Island war gerade auf dem Höhepunkt seiner Populatität unter den Indivudualtouristen, doch die Trendsetter-Magazine der Reisebranche suchten bereits nach dem neuen aufgehenden Stern am Geheimtipp-Reisehimmel. Man hatte dabei ein Archipel im Nordatlantik ins Visier genommen.
Und so geschah es: Seit ein großes Reisemagazin die Färöer als den allerletzten Schrei unter den Reisezielen kundtat, waren die 18 Inseln der Färöer im Sommer überlaufen. Dann kam Corona und der Archipel leerte sich wieder. In diesem Sommer feiert man die Rückkehr der Färöer an das Firmament der hippen Reiseziele.
Die Insel Kalsoy, die schönste unter den Schönen, erlebte in diesem Sommer einen nie dagewesenen Zulauf von Touristen.
Nach Angaben der staatlichen Regionalverkehrsgesellschaft Strandfaraskip Landsins reisten von April bis Juni dieses Jahres rund 23.000 Passagiere mit der Fähre nach Kalsoy. Das sind 14 Prozent mehr als im Jahr 2019, da die Reisebranche auf den Zug nach Färöer aufsprang und Corona noch kein Thema war, und damals neue Besucherrekorde aufgestellt, nein, aufgetürmt wurden.
Nun sind die rekordverdächtigen Statistiken des Vor-Corona-Jahres übertrumpft worden.
„Kallurin, im nördlichsten Teil von Kalsoy, zieht schon seit vielen Jahren Touristen an“, so das Fremdenverkehrsamt Visit Kalsoy, schreibt das Nachrichtenportal Local.fo.
„Nachdem 2014 die Statue der Robbenfrau aufgestellt wurde, hat sich die Zahl der Reisenden auf der Insel schließlich mehr als verdoppelt. Jetzt, da auch der Grabstein für James Bond steht, wird der Tourismus zweifellos noch weiter zunehmen.“
Die Location-Scouts aus Hollywood verfielen wohl als erste dem Zauber, als sie auf der Suche nach einem Drehort für den nächsten James-Bond-Film die Nordspitze der Insel Kalsoy erblickten.
Steile Klippen und fast ebenso steile Grashänge, der Leuchtturm von Kallur, der seine Lichtstrahlen in die Dunkelheit des Nordatlantiks schickt. Im Reisezeitalter, in dem keine Weltgegend zu weit liegt, das ideale Ziel für Urlaubshipster und Bond-Fans. Eine unabgenutztere Kulisse für Film- und Handykameras gibt es derzeit kaum.
2014 in den Monaten April bis Juni waren es noch rund 9.100 Menschen, die nach Kalsoy kamen, vier Jahre später waren es bereits rund 17.000 und 2019 weit über 20.000. Man bedenke wohl, dass es nicht die Bewohner selbst sind, die die Fähren füllten, wenig mehr als 100 Leute leben in den vier Ortschaften von Kalsoy.
„Männerinsel“ bedeutet Kalsoy, im Volksmund wird die länglich geformte Eiland „Blockflöte“ genannt, – wie es heißt, wegen der vielen Tunnelausgänge, die die Dörfer miteinander vebinden.
Im Gegensatz zur Route nach Kalsoy, konnten die Fähren zu anderen kleineren Inseln wie Fugloy und Mykines im gleichen Zeitraum keine Zahlen verzeichnen, die an die Vor-Corona-Zeiten heranreichten. Ganz offensichtlich ist nicht nur James Bonds Grabstein, sondern auch Corona noch ein Faktor im Tourismus.
Nach Mykines, westlichste Insel der Färöer und als „Vogelparadies“ bekannt, fuhren zwischen April und Juni dieses Jahres 8.200 Passagiere, im Jahr 2019 waren es noch rund 11.400.
Fugloy, ein weiteres Vogelparadies, wo Abermillionen Vögel und 40 Menschen nisten, ist die östlichste der 18 Inseln. Sie verzeichnete im gleichen Zeitraum 5.800 Reisende, während es 2019 noch 6.200 waren.
Kalsoy ist in Zeiten des Filmsettourismus eindeutig der Star unter den Außeninseln der Färöer. Die Nordspitze Kallur wird übrigens von Trøllanes auf einem Wanderweg erreicht. Dort steht auch der Leuchtturm, und die Aussicht grandios.
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