„Aus dem öffentlichen Raum entfernt“
Estland: Sowjetisches Panzerdenkmal bei Narva demontiert – und in Kriegsmuseum verlegt
Ein sowjetischer T-34-Panzer, der in der Nähe von Narva im äußersten Nordosten Estlands lange Jahre als Denkmal diente, ist am Dienstagmorgen von seinem Sockel gehoben und in ein Kriegsmuseum in Viimsi transportiert worden.
Laut ERR.ee ist der Panzer, um den es zuletzt immer wieder Streit gab, bei seiner Ankunft nach einer rund vierstündigen Fahrt von einer wahren Journalistenschar empfangen worden. Ausdruck dessen, wie sehr das Thema in Estland polarisiert.
Zeitrafferr-Video vom Abbau des Panzer-Denkmals
Zuvor ordnete die estnische Regierung kurzfristig den Abriss des Monuments an, nachdem sich der Stadtrat von Narva aus dem Entscheidungsprozess rund um die Zukunft des Monuments zurückgezogen hatte.
Dazu muss man wissen, dass die Stadt mit rund 55.000 Einwohnern unmittelbar an Russland grenzt. Es ist kein Geheimnis, dass die geografische Lage in dem seit Monaten gärenden Prozess über Verbleib oder Abriss des T-34 eine wesentliche Rolle gespielt hat. Nur zu verständlich.
Auf einer Pressekonferenz teilte Regierungschefin Kaja Kallas dazu mit: „Ich habe eine Kabinettssitzung einberufen. In dieser haben wir beschlossen, dass der T-34-Panzer aus dem öffentlichen Raum in Narva entfernt und in das Estnische Kriegsmuseum gebracht wird.“
An diesem Dienstag gegen 07.00 Uhr Ortszeit rückten folgerichtig Bagger und Sattelschlepper an, um das seit dem Krieg in der Ukraine mehr denn je umstrittene Sowjet-Erbe zu entfernen. Gegen 11.30 Uhr ging es für den Panzer dann auf in sein neues Kapitel im Kriegsmuseum.
Estland debattiert derzeit intensiv über die Zukunft der verbliebenen Gedenkstätten aus der Sowjetzeit. Das baltische Land war zweimal von der Sowjetunion besetzt, zuerst im 2. Weltkrieg von 1940 bis 1941. Wenige Jahre später dann anhaltend – von 1944 bis 1991.
Das Monument befand sich am Stadtrand von Narva in unmittelbarer Nähe des gleichnamigen Grenzflusses. 1970 hatte man den Panzer, der 1944 im Kampf gegen die Nazis zum Einsatz kam, auf seinen Sockel gehoben.
Unter den Einwohnern von Narva gab es erheblichen Widerstand gegen den Abbau. Rund 90 Prozent der Bevölkerung sind russischer Abstammung. Auch Moskau hatte gegen die Abriss-Pläne protestiert. Ohne Erfolg, wie sich heute gezeigt hat.