Bis tief in die Mittelschicht
Lettland: Verband sieht 50 % der Haushalte wegen hoher Energierechnungen existenziell gefährdet
Nach Einschätzung der lettischen Kommunalverwaltungen könnten landesweit rund 50 Prozent aller Haushalte wegen der Energierechnungen der nächsten Heizperiode in existenzielle Nöte geraten. Ein Wert, in dem auch ohne Expertenwissen viel Sprengkraft steckt.
Der Vorsitzende des zuständigen Verbandes LPS, Gints Kaminskis, wies diese Woche daher mit großer Besorgnis auf das hin, was sich da abzeichnet. Seine Warnung: Auch die finanziell bis dato kerngesunde Mittelschicht könnte an ihre Grenzen geraten – und darüber hinaus.
Ein Indikator dafür ist (auch) in Lettland das Wohngeld, das dazu da ist, Bedürftigen zumindest bei den eigenen vier Wänden aus der Patsche zu helfen. Nach Angaben von LSM.lv hatten für 2021 rund 20.000 lettische Familien die Finanzierungshilfe beantragt. 2022 sind es bereits 44.000.
Laut Kaminskis scheint daher absehbar, dass die Kommunen in Lettland mit der Flut der Anträge sehr schnell überfordert sein werden. Nicht nur zeitlich / personell, sondern auch finanziell. Lettland steuere auf ein gewaltiges Problem zu, lässt der Experte mehr als durchscheinen.
Damit lautet die alles entscheidende Frage: Wie lange wird die Spirale der sich stetig erhöhenden Energiekosten anhalten? Geht es um lediglich eine Heizperiode, was auch in Lettland niemand ausschließen bzw. vorhersagen kann, dürfte das Land mit anderthalb blauen Augen durchkommen.
Wenn nicht, dürften allerdings auch die staatlichen Beihilfen spätestens im kommenden Jahr verpuffen. Es scheint, als sei der kommenden Winter in Lettland und anderswo ziemlich auf Kante genäht. Harte Zeiten für alle, die es gerne planbar haben.