Der aktuelle Stand
England: Wer wird Nachfolger von Liz Truss als britischer Premierminister? Etwa (wieder) Boris Johnson?
Zwar hat offiziell noch niemand seinen Hut in den Ring geworfen, um die am Donnerstag nach nur anderthalb Monaten im Amt zurückgetretene Premierministerin Liz Truss zu beerben. Es gibt aber durchaus spannende Tendenzen. Mit dabei: ein alter Bekannter.
Fakt ist, dass die konservative Regierungspartei die Truss-Nachfolge im Hauruckverfahren regeln will. Eile ist natürlich auch deshalb geboten, weil man bei den Tories schnellstmöglich wieder so etwas wie Ruhe und Handlungsfähigkeit in den Laden bekommen will.
Die Alternative könnte nämlich Neuwahlen heißen, aus denen die Konservativen nach derzeitigem Stand als marginalisierte Polit-Ruine hervorgehen dürften. Es heißt, Hunderte von Abgeordneten der Partei könnten ihre Jobs verlieren. Klar, dass das unter allen Umständen verhindert werden soll. Jedenfalls aus Tory-Sicht.
Bis Montag um 14.00 Uhr haben mögliche Kandidaten für den Parteivorsitz daher die Möglichkeit, im eigenen Lager mindestens 100 Wahlstimmen hinter sich zu versammeln. Ein sehr ambitioniertes Unterfangen, wie es aussieht. Aber es sind ja noch ein paar Tage / Stunden Zeit…
Die BBC hat einmal den Versuch gewagt festzuhalten, wer zur Stunde am aussichtsreichsten dasteht. Und siehe da: Boris Johnson, der wegen Skandalhäufung zurückgetretene Ex-Premierminister könnte sich tatsächlich selbst beerben. Unfassbar allein, dass die Chance besteht.
46 Stimmen werden ihm aktuell zugeschrieben (Stand: Samstag 12:00 Uhr), darunter auch so gewichtige wie die von Verteidigungsminister Ben Wallace. Ein Motto gibt es auch schon: „Bring back Boris!“, lautet es. Da passt, dass Johnson aus dem Urlaub heimgeflogen ist – und auf das Momentum hofft.
Vor Johnson liegt den BBC-Zählungen zufolge im Moment nur Rishi Sunak (102 Stimmen), der heute wohl als Erster offiziell kandidieren wird. Aber: Er unterlag vor Wochen Liz Truss. Eine herausragende Referenz ist auch das nicht.
Nach der Wahl um den Parteivorsitz soll das Amt des Premierministers oder der Premierministerin dann bis nächsten Freitag neu vergeben sein. Möglicherweise werden neben den Abgeordneten auch die Parteimitglieder mit einbezogen. Basis und so. Die Unsicherheit ist gewaltig.
Labour-Chef Keir Starmer und andere Oppositionelle halten von dem neuerlichen Crashkurs in Sachen Regierungsbildung natürlich gar nichts. Sie wollen sofortige Neuwahlen. Und ganz ehrlich: Eigentlich dürften sich die Konservativen nach dem Irrsinn der letzten Monate nicht beklagen, wenn es tatsächlich so käme.