„Halten Kommission als Geisel“
Island boykottiert Abstimmung zum Aufbau von Walschutzgebiet im Südatlantik
Islands Delegation hat bei einer Sitzung der Internationalen Walfangkommission (IWC) als eine von insgesamt 15 Nationen die Abstimmung über die Errichtung eines Walschutzgebiets im Südatlantik boykottiert.
Als Grund dafür gab die Delegation nicht etwa grundsätzliche Vorbehalte gegen das Thema, sondern das Protokoll der Sitzung vom vergangenen Freitag an. Da diverse Nationen es vorzogen, ab einem bestimmten Punkt nicht mehr mit am Tisch zu sitzen, wäre eine Abstimmung in der isländischen Sichtweise „unfair“ gewesen.
Ganz anders ordnete dies Matt Collins ein. Er ist Präsident des International Fund for Animal Welfare (IFAW) und kritisierte das Verhalten Islands und der anderen abwesenden Nationen scharf. Bei Twitter schrieb er:
„Walfangbefürworter weigern sich, an den Sitzungen teilzunehmen und verletzen damit das Quorum, das für jegliche Entscheidungsfindung erforderlich ist. Das alles nur, weil sie befürchten, eine Abstimmung über die Einrichtung eines Walschutzgebietes im Südatlantik zu verlieren – wo keiner von ihnen Wale jagt oder jagen will.“
breaking news: pro-whaling nations at #IWC68 refuse to join sessions, breaking quorum required for any decision-making. This is all because they fear losing a vote on establishing a South Atlantic Whale Sanctuary (where none of them hunt or want to hunt whales)
— Matt Collis (@MattCollisIFAW) October 20, 2022
Laut Vísir schob er in späteren Meldungen nach, um welche Nationen es sich handelte. Neben Island waren es scheinbar Antigua & Barbuda, Benin, Kambodscha, Elfenbeinküste, Ghana, Kiribati, Laos, Liberia, Mauretanien, Marokko, Nauru, Palau, St. Lucia und die Salomonen.
Ob der Abwesenheit der Staaten hatte die Kongressleitung beschloss, die Sitzung zum Mittagessen zu unterbrechen – und den fehlenden Delegationen so die Chance zur Rückkehr einzuräumen. Da offensichtlich nichts geschah, auch nach einer weiteren Unterbrechung, folgerte Collins:
„Dieselben Länder sind immer noch abwesend und halten die Kommission als Geisel.“ Selbst nach einer zweiten Vertagung und „leidenschaftlichen Appellen lateinamerikanischer Länder an die Abwesenden, den Verbliebenen Respekt zu zollen“, hätte sich das nicht geändert.
Hört sich nicht nach einer bürokratischen Protokollfrage an, sondern nach handfestem Streit. Als Lehre daraus werden nun scheinbar die IWC-Regularien zur Beschlussfähigkeit beim Fehlen bestimmter Nationen genau unter die Lupe genommen. Heißt undiplomatisch: „Uns reicht es!“
„Eine große Schande“, kommentierte der WDC Deutschland
The #IWC68 chair has closed the discussion on the proposal for the South Atlantic Whale Sanctuary to #IWC69 in 2024. This is a huge shame considering that the Sanctuary was proposed 20 years ago.#StopWhaling #SaveTheWhaleSaveTheWorld pic.twitter.com/I5DQWuByQe
— Whale and Dolphin Conservation (Deutschland) (@WDC_Deutschland) October 20, 2022
Die 68. Auflage der internationalen IWC-Tagung fand vom 13. bis zum 21. Oktober im slowenischen Portoroz statt. 2024 geht es weiter, dann in Lima, Peru.