„Falschbehauptung epischen Ausmaßes“
Wer hat Nord Stream 1 und 2 gesprengt? Russland verkündet nun: Die Briten waren es
Das russische Verteidigungsministerium hat am Samstag seine Sicht auf die vor Wochen gewaltsam leckgeschlagenen Gaspipelines Nord Stream 1 und 2 kundgetan. Die Behauptung aus Moskau: Die britische Marine sei für die Sprengung der beiden Röhren in der Ostsee verantwortlich.
Weiter teilte das Ministerium mit, britische Spezialisten derselben Einheit hätten an diesem Samstag ukrainische Drohnenangriffe auf Schiffe der russischen Schwarzmeerflotte auf der Krim geleitet. Dabei sei ein Minensuchboot der Flotte leicht beschädigt worden.
„Nach den vorliegenden Informationen waren Vertreter dieser Einheit der britischen Marine an der Planung, Bereitstellung und Durchführung eines Terroranschlags in der Ostsee am 26. September beteiligt, bei dem die Gaspipelines Nord Stream 1 und 2 gesprengt wurden“, so das Ministerium.
Das britische Verteidigungsministerium hat die Behauptungen prompt und entschieden dementiert: „Um von der katastrophal verlaufenden Invasion in der Ukraine abzulenken, geht das russische Verteidigungsministerium mit falschen Behauptungen epischen Ausmaßes vor.“
Die Geschichte sei frei erfunden und sage viel aus über die gegenwärtigen Auseinandersetzungen innerhalb der russischen Regierung, so das britische Statement weiter.
Russland gibt Briten die Schuld – und strebt Reaktion der UN an
Doch die russische Seite will noch weitergehen. Laut Reuters beabsichtige man, den UN-Sicherheitsrat in dieser Angelegenheit um eine Reaktion zu bitten, teilte eine Sprecherin des Außenministeriums in Moskau mit.
Gegenstand des Aufrufs an die UN sei „eine Reihe von Terroranschlägen gegen die Russische Föderation im Schwarzen Meer und in der Ostsee, einschließlich der Beteiligung Großbritanniens daran“, war dem Statement zu entnehmen.
Seit Bekanntwerden der Lecks in den Untersee-Pipelines hat Russland wiederholt den Westen für den Sabotageakt verantwortlich gemacht. Bisher allerdings, ohne konkret zu werden. Der Westen hingegen hat sich mit Schuldzuweisungen in diesem mysteriösen Fall bis dato eher zurückgehalten. Grund dafür dürften die noch laufenden Untersuchungen sein.
Fakt ist lediglich, dass sowohl Schweden als auch Dänemark, in deren Wirtschaftszonen die Lecks aufgetreten sind, gezielte Explosionen für den Zwischenfall verantwortlich machen. Eine Sichtweise, der sich auch NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg früh angeschlossen und die Schäden als Sabotageakte bezeichnet hat.
Implizite Verdächtigungen gegen Moskau wurden hier stets als „dumm“ zurückgewiesen. Es könne sich genauso gut um einen Trick der USA handeln, um noch mehr Flüssigerdgas (LNG) nach Europa zu verkaufen, hieß es zunächst im Kreml. Nun sollen es die Briten gewesen sein.