Fliegende Flaschen und Dutzende Festnahmen
Lettland: Krawalle und lautstarker Protest bei Abriss von Sowjet-Denkmal in Daugavpils
In der Nacht zu Montag ist in Daugavpils, der zweitgrößten Stadt in Lettland, ein Sowjet-Denkmal abgerissen worden. Stürme der Begeisterung hat die Maßnahme auf dem Slavas-Platz (Slavas skvērs) jedoch nicht ausgelöst. Im Gegenteil: Es gab lautstarken Protest und Krawalle.
Zuvor hatten sich in der mehrheitlich russisch-sprachigen Stadt im Südosten Lettlands über das gesamte Wochenende Menschen an dem Mahnmal versammelt, um Blumen niederzulegen und Erinnerungsfotos zu machen.
Die Lage spitze sich zu, als gegen 22.00 Uhr am Sonntagabend die Polizei begann, die Menschen von dem Ort zu vertreiben. Ziel war es, Platz zu schaffen für schweres Abrissgerät. Denn im Schutze der Nacht sollte die Beseitigung des Mahnmals beginnen.
Wie berichtet wird, versammelten sich die Zaungäste zunächst in den umliegenden Straßen, um lautstark zu protestieren. Ab Mitternacht soll es dann zu Krawallen gekommen sein. Flaschen flogen auf Polizeiautos, rund 40 Menschen wurden festgenommen.
Trotz Putins Drohungen: Längst nicht alle tragen russland-kritischen Kurs mit
Laut LSM.lv hatte unter anderem die politische Führung von Daugavpils die Bürgerinnen und Bürger dazu aufgerufen, gegen den Abriss zu protestieren. Das zeigt, dass in den baltischen Ländern längst nicht alle den seit Ausbruch des Ukraine-Krieges verschärft russland-kritischen Kurs ihrer Staatsregierungen mittragen.
Im Prinzip kann man es so sagen: Je östlicher (und je näher an Russland), desto weniger ausgeprägt ist die Begeisterung über die staatlich verordnete Beseitigung von Sowjetspuren. Zu nennen ist in diesem Zusammenhang auch ein vor Wochen abgerissenes Panzer-Denkmal im ost-estnischen Narva.
In Daugavpils sind nach Angaben des Zentralen Statistikamtes gerade einmal 21 Prozent der Einwohner ethnische Letten. Letztlich half es nichts: Im Laufe der Nacht wurde das metallische Mahnmal in Obelisk-Form von einem Bagger geknackt und zu Fall gebracht (wie im Video zu sehen).