Jahrzehntelang unentdeckt
Schweden: „Wahrer Schatz“ an Gewürzen aus Wrack aus dem 15. Jh. geborgen – in bestem Zustand
Archäologen der schwedischen Universität Lund haben an Bord eines gesunkenen Schiffes aus dem 15. Jahrhundert einen wahren Schatz aus Gewürzen gefunden und dazu vor wenigen Tagen eine Studie vorgelegt. Bei dem Wrack handelt es sich um die 1495 gesunkene Gribshunden des dänischen Königs Johann I., auch Hans genannt.
Foto 1: Fundort der Pflanzen und Gewürze im Wrack der Gribshunden (Lund University / Frida Nilsson)
Foto 2: Safran aus dem Wrack der Gribshunden (Lund University)
Foto 3: Verschiedene Ansichten von Pfefferkörnern (Lund University)
Foto 4: Nelken mit Blütenknospen, Stängeln und Fruchtknoten (Lund University)
Foto 5: Mandeln mit Schalen (Lund University)
Foto 6: Teile des Ingwers, u.a. Nahaufnahme der schwarz gefleckten Oberfläche (Lund University)
Den Aufzeichnungen zufolge war er mit mehreren Begleitschiffen unterwegs nach Kalmar, um sich mit dem schwedischen Herrscher Sten Sture dem Älteren zu treffen. Und um sich Respekt zu verschaffen, hatte der Dänenkönig sein Schiff mit allerhand Gütern beladen. Eben alles, was einem mächtigen Mann würdig war.
Johanns Plan war es, ein Abkommen auszuhandeln, das ihm mehr Kontrolle über Schweden geben sollte. Schließlich war Sten Sture der Ältere drauf und dran, die sogenannte Kalmarer Union zu verlassen – die Vereinigung der Königreiche Dänemark, Norwegen und Schweden.
Doch mit dem Untergang der Gribshunden war alles hinfällig. Es kam nicht zur Verhandlung, stattdessen griff Hans Schweden später an (durch einen Pakt mit Zar Iwan III.) und siegte, weshalb man sicherlich festhalten kann, dass der Verlust des Schiffes im hohen Norden historisch Weichen gestellt hat.
Wie konnte der Schatz im Schatz so lange unentdeckt bleiben?
Umso interessanter, dass die Gribshunden die Historiker heute wieder beschäftigt, allerdings aus einem ganz anderen Grund. Denn an Bord des schon vor Jahrzehnten gefundenen Schiffes war bis zuletzt vieles unerforscht. Oder besser: nicht gründlich erforscht, womit die jüngste Studie aufräumen soll.
Bei Tauchgängen von 2019 bis 2021 bargen die beteiligten Meeresarchäologen an Bord der Gribshunden, die bei Ronneby in etwa 10 Metern Tiefe liegt, kistenweise bislang unentdecktes Material. Darunter auch bestens erhaltenes Pflanzenmaterial, mehr als 3.000 Exemplare.
Und eben die eingangs angesprochenen Gewürze, darunter Muskatnuss, Nelken, Senf und Dill. Aber auch Safran und Ingwer konnten gesichert werden, womit klar war, über welch gut ausgebautes Handelsnetz König Johann I. einst verfügte.
Auch „Snacks“ wie getrocknete Brombeeren, Himbeeren und Weintrauben wurden geborgen, nebst dem nicht essbaren Bilsenkraut, das damals zu medizinischen und rituellen Zwecken verwendet worden ist. Alles prima erhalten.
Doch warum? Wie konnten die Gewürze die Zeit überdauern? Die Forscher stellten fest, dass die Gribshunden in einem kalten und salzarmen Teil der Ostsee liegt. Ideale Bedingungen also, um Organisches auch über einen langen Zeitraum hinweg zu konservieren.
Der Ende Januar von den Archäologen Mikael Larsson und Brendan Foley (Universität Lund) veröffentlichte Forschungsbericht findet sich unter diesem Link – in englischer Sprache.