Weil die wichtigste Zutat fehlt
England: Gemüseknappheit zwingt Pizzabäcker zu „weißen“ Rezepturen
Wie englische Medien berichten, müssen sich Pizza- und Pasta-Freunde auf der Insel auf harte Wochen einstellen. Der Grund: Die Tomate ist im Zuge der aktuellen Gemüseknappheit zum absoluten Luxusgut geworden.
Und selbst dort, wo sie noch auf Lager ist, kann die Tomate aus Kostengründen nur noch unter Schmerzen verwendet werden. Denn ihr Preis hat sich binnen weniger Monate einfach mal vervierfacht – von 5 Pfund pro Kiste auf knapp 20, wie die Federazione Italian Cuochi UK vorrechnet. Selbst in Dosen galoppieren derzeit die Preise.
In der Folge müssen italienische Restaurants in ganz Großbritannien Tomaten rationieren, die Preise empfindlich erhöhen oder ganz auf sie verzichten, weshalb neuerdings mit Pizzarezepten und Pasta-Soßen ohne die wichtigste aller Zutaten experimentiert wird.
„Machen Sie sich bereit für Nudelsoße ohne Tomaten und weiße Pizza“, hat der Guardian an diesem Wochenende fast drohend geschrieben. Die Tomate, das ist nun klar, ist mit das am stärksten von der Knappheit im Vereinigten Königreich betroffene Gemüse.
Die britische Regierung gibt dafür dem schlechten Wetter in Südeuropa und Nordafrika die Hauptschuld. Zudem hätten die hohen Strompreise auch die Versorgung mit Ersatzprodukten aus niederländischen und britischen Gewächshäusern stark verkompliziert.
Branchenexperte: „Ich sehe kein Licht am Ende des Tunnels“
Enzo Oliveri, Präsident der Federazione Italian Cuochi UK teilte dieser Tage mit, dass nach den Problemen mit dem Brexit und der aktuellen Kostenkrise eine „sehr schwierige“ Zeit für italienische Restaurants anstehe. „Ich sehe kein Licht am Ende des Tunnels“, so der Experte.
Die Mitglieder der Föderation beziehen ihre Tomaten normalerweise direkt aus Italien, aber auch aus Spanien oder Marokko. Das Problem: Weil überall Mangel herrscht, kommen gerade von nirgendwoher zuverlässig und planbar Tomaten.
Immer mehr Restaurants würden daher laut Oliveri Ersatzprodukte nutzen, um traditionelle Rezepturen zu verfremden. Die Köche nehmen Käse wie Ricotta und Gemüse wie Zucchini oder Auberginen als Grundlage und zum Andicken von Soßen.
„Weiße Pizza und weiße Soßen für Pasta stehen nun auf der Speisekarte“, sagt Oliveri . „Wir machen das zu einem Trend, weil die Preise steigen und weil es zu wenig Tomaten gibt. Wir können die Margen einfach nicht mehr kalkulieren.“
Das Ministerium für Umwelt, Ernährung und ländliche Angelegenheiten erklärte noch vor wenigen Tagen, das Vereinigte Königreich verfüge über eine „äußerst widerstandsfähige Lebensmittelversorgungskette und sei gut gerüstet, um mit Störungen umzugehen.“
Dennoch müsse es in Kürze einen runden Tisch mit den Supermärkten geben, um zu erörtern, wie die Versorgung mit Obst und Gemüse wieder normalisiert werden könne. Und um zu gewährleisten, dass die Tomate wieder überall auf der Pizza landet. Bezahlbar.