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Historischer Fund bei Entrümpelungs-Aktion

Norwegen: Tochter entdeckt wikingerzeitliches „Geld-Depot“ im Keller ihres Elternhauses

Kuriose Begebenheit mit archäologischem Bezug aus Norwegen: Eine Tochter hat vor wenigen Tagen in der Region Valdres beim Aufräumen im Keller ihres Elternhauses etwas entdeckt, das auf den ersten Blick an einen alten, etwas zu üppig geratenen Schlüsselbund erinnert.


Bild 1: Wikingerzeitliches Zahlungsmittel „made in Valdres“ – alle Eisenelemente sind in gleicher Form gegossen. (Mildri Een Eide / Innlandet Fylkeskommune)
Bild 2: Die Löcher deuten darauf hin, dass alles zu einem „Geldbündel“ zusammengebunden war. (Mildri Een Eide / Innlandet Fylkeskommune)
Bild 3: Kommune Sør-Aurdal: Wunderbarer Blick über einen Teil von Valdres – Begnadalen vom Leirskogen aus. (John Erling Blad / CC BY-SA 2.5)
Bild 4: Eine alte Schlackengrube (Heglesvollen / Norwegen), die bei der Herstellung von Roheisen verwendet wurde. (Arne Espelund)

Genau genommen hielt Grete Margot Sørum, so ihr Name, bei der Entrümpelung auf einmal 32 länglich geformte Eisenelemente in Händen, deren Ursprung sie nicht gleich einordnen konnte. Ihre Erinnerung half dann aber zum Glück nach.

Es musste sich bei dem merkwürdigen Gebinde nämlich um jenen „wertlosen Kram“ handeln, den ihr Vater irgendwann in den 1980er Jahren mal im Garten des Hauses beim Graben eines Brunnens entdeckt hatte. Und den er dann offensichtlich über Jahrzehnte unbeachtet im Keller aufbewahrte.

Grete Margot Sørum kam im Gegensatz zu ihrem Vater aber nicht zu dem Schluss, alten Eisenschrott in Händen zu halten. Daher wandte sie sich umgehend an ein örtliches Museum, um den Kellerfund archäologisch einschätzen zu lassen. Ein Volltreffer, wie nun bekannt wurde.

Wikingerzeitliches Zahlungsmittel aus gleich geformten Eisenteilen

Die Auflösung: Die Metallgegenstände, die alle in etwa die gleiche Größe und Form haben, dürften nach Expertenmeinungen ein wikingerzeitliches Zahlungsmittel gewesen sein. Eine Art Spar-Depot, nur eben nicht in Form schwerer Goldbarren, sondern in Form recht filigran gearbeiteter Eisenstifte.

Datiert wurde der Fund auf die Wikingerzeit, was auch inhaltlich passt, da die Jahre 900 bis 1200 nach Christus eine erste Hochzeit des Eisenhandels darstellten. Das Metall war deshalb wertvoll, weil die Winkinger es in Masse für den Bau ihrer Schiffe oder die Waffenproduktion benötigten.

„In den produktivsten Jahren wurden mehrere Tonnen Eisen aus Valdres verschifft“, teilte nun die nördlich von Oslo in der Provinz Innlandet tätige Archäologin Mildri Een Eide mit. Damit sei sehr wahrscheinlich, dass es sich bei dem Kellerfund sozusagen um ein regionales Produkt handele.

valdres karte
In etwa die Lage des Valdres-Tals im Zentrum von Norwegen. (Eigene Darstellung / Wikipedia)

Das meiste Eisen aus Valdres wurde der Expertin zufolge im Laufe der Jahrhunderte in andere Teile Norwegens abtransportiert – und insbesondere nach Dänemark. „Die meisten Straßen von Valdres führen nach Westnorwegen, und ein großer Teil des Eisens ging dorthin“, sagt Eide.

„Es ist schon seltsam, sich vorzustellen, dass entlang der Straße vor unserem Haus vor rund 1.000 Jahren reger Handel stattfand. Und mindestens genauso seltsam, dass jemand hier im Garten sein Eisengeld vergraben haben soll, um es unentdeckt aufbewahren“, schildert die Finderin.

Bekannt ist, dass die 32 Fundstücke allesamt etwa 50 Gramm wiegen. Auch und insbesondere daran machen Experten wie Eide fest, dass es sich hierbei vor vielen Jahrhunderten um ein Zahlungsmittel handelte – hergestellt aus Eisen, dem damaligen Exportschlager der Region.

„Es gibt viele Spuren, Überreste und Erinnerungen aus dieser Zeit. Wir wissen also sehr gut, wie die Eisenproduktion betrieben wurde. Es war eine harte Arbeit, die viele Menschen und spezielles Wissen erforderte“, so Eide.

„Fund aus Valdres ist einzigartige Erinnerung an ganz besondere Industriegeschichte“

Und der Fundort Valdres zeichnete sich durch eine besonders große Produktion aus. Davon zeugen etliche Produktionsstätten, die entlang der Berge rund um die Landschaft im südlichen Zentrum Norwegens noch zu erkennen sind.

Bauern gruben damals in den Mooren nach Erzklumpen. Dann wurden sie verbrannt, sodass alles Organische verschwand. Bis auf die metallischen Überreste, die durch gezielte Luftzufuhr und extreme Hitze weit jenseits von 1.000 Grad weiterverarbeitet wurden – die Basis für das Roheisen.

„Der Fund aus Valdres ist eine einzigartige Erinnerung an eine ganz besondere Industriegeschichte“, sieht Archäologin Eide in dem Fund weit mehr als einen singulären Glücksfall beim Ausmisten in einem Elternhaus-Keller.

(Recht aktuelle Video-Impressionen aus Valdres)

Daher auch wurde das frisch entdeckte Eisengeld inzwischen zu weiteren Untersuchungen in das Kulturhistorische Museum von Oslo gebracht. Auch dort ist man von dem überraschenden Fundstück begeistert.

Archäologie-Professor Kjetil Loftsgarden, der den historischen Eisenabbau in Norwegen erforscht hat: „Wir nennen so etwas einen Depotfund. Denn es ist klar, dass jemand das Eisen vergraben hat, möglicherweise nah am Wohnort, um es bei Bedarf wieder auszugraben.“

Dass dies erst rund 1.000 Jahre später durch einen „Nachbarn“ geschah, dürfte allerdings nicht Teil des ursprünglichen Plans gewesen sein. Dennoch ist es ein Segen, da laut NRK.no heutzutage viele dieser kleinen Schätze in Norwegen für immer verschwinden, oft durch Bauarbeiten mit schwerem Gerät.

Unser Geographie-Quiz: Norwegen und seine Landschaft

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