„Fantastische Funde“ aus dem Neolithikum
England: Kunstvoll verzierte Keramikgefäße aus der Zeit um 2500 v. Chr. entdeckt – in Steinbruch
Ein Archäologen-Team der Universität Cambridge hat vor wenigen Tagen bei Ausgrabungen in einem Steinbruch in der englischen Grafschaft Cambridgeshire mehrere nahezu einzigartige Artefakte aus der Jungsteinzeit geborgen.
Allen voran ein kunstvoll verziertes Gefäß aus der Zeit von 2900 bis 2400 vor Christus (s. oben), das in mehreren Einzelteilen in einer Grube gefunden wurde. Wahrscheinlich ist es dort einst im Ganzen deponiert worden und dann im Laufe der Zeit unter dem Gewicht des Erdraums zerbrochen.
„Wir freuen uns sehr, dass wir bei den Ausgrabungen auf dem Boden einer Grube dieses wunderschöne und vollständige Gefäß entdeckt haben. Es ist ein fantastischer Fund, zu dem wir in den nächsten Tagen weitere Informationen veröffentlichen werden“, teilten die Archäologen mit.
Fest steht, dass sich das Gefäß dem Stil der sogenannten „Grooved Ware“ zuordnen lässt. Hierbei handelt es sich um eine mittelneolithische Keramiktradition Großbritanniens und Irlands, die durch gerillte oder gekerbte Dekomuster charakterisiert ist.
Da solche Gefäße in der Vergangenheit bereits im Umfeld von Henge-Stätten (rund oder oval angeordnete Erdwälle) oder Gräbern gefunden wurden, sei es laut Heritage Daily sehr gut möglich, dass sie sowohl einen rituellen als auch einen funktionellen Zweck hatten.
Einige der Gruben in dem Steinbruch enthielten auch Artefakte nach dem Muster der sogenannten „Peterborough Ware“. Hierbei wiederum handelt es sich um verzierte Keramiken aus dem frühen bis mittleren Neolithikum, datiert auf etwa 3500 bis 3000 vor Christus.
Eine der größten Sand- und Kiesabbaustätten in UK auf einmal im Fokus der Archäologen
Peterborough Ware – benannt nach einem Fundort in der gleichnamigen Stadt – ist bekannt für eingedrückte Vertiefungen, die durch Knochen- oder Holzwerkzeuge entstanden sind. Und auch für kreisförmige Muster, die mithilfe einer Schnur produziert wurden.
Spannenderweise sind die Ausgrabungen in dem Steinbruch von Needingworth noch nicht abgeschlossen, sodass hier durchaus mit noch mehr kulturhistorisch kostbaren Entdeckungen gerechnet werden kann.
Der Steinbruch ist eigentlich eine der größten Sand- und Kiesabbaustätten im Vereinigten Königreich und wird von Hanson UK verwaltet, einem Anbieter von Basismaterialien für die Bauindustrie.
Das Gelände umfasst eine Fläche von fast 1000 Hektar, auf der nach Ende des Abbaus in mehreren Phasen ein großes Naturschutzgebiet entstehen soll – mit Moor- und Graslandschaften. Zuvor gehört das Ganze aber noch eine Weile den Forschern der Cambridge Archaeological Unit.
Hintergrund: Die Jungsteinzeit – das Neolithikum – ist eine menschheitsgeschichtliche Epoche, bei der sich Jäger- und Sammlerkulturen erstmals zu Hirten- und Bauernkulturen entwickelten. Mit anderen Worten: Der Mensch wurde u.a. mithilfe domostizierter Nutzpflanzen sesshaft.
Als Beginn des Neolithikums wird in Mittel- und Nordwesteuropa der Zeitraum zwischen 5800 und 4000 vor Christus angesehen. Abgelöst wurde diese Epoche dann um etwa 2000 v. Chr. durch die Bronzezeit, als der Mensch sich mehr und mehr die Metallverarbeitung zunutze machte.