Spektakulärer Fund unter Ferienpark
England: Beweise für Abbau von „schwarzem Bernstein“ auf eisenzeitlichem Bauernhof entdeckt
Archäologen haben bei Ausgrabungen an der Küste von Yorkshire einen Bauernhof aus der Eisenzeit und Beweise für den Abbau einer Substanz entdeckt, die fälschlicherweise über einen langen Zeitraum als schwarzer Bernstein bezeichnet worden ist.
Dieser sogenannte Whitby-Jet ist vor Millionen von Jahren unter hohem Druck verdichtetes Holz, das der hübschen Hafenstadt Whitby vor etwa 200 Jahren über einen längeren Zeitraum zu viel Prestige und einigem Wohlstand verhalf.
Damals nämlich, um 1810, etablierten sich in der Gemeinde die ersten Werkstätten, die aus dem Jet, der tatsächlich nur wenige Kilometer rund um Whitby vorkommt bzw. abgebaut werden konnte, exklusiven Schmuck herstellten.
Zur viktorianischen Hochzeit des Jets sollen in Whitby weit über 1000 Menschen auf diese Art ihr Geld verdient haben, während Hunderte von Bergleuten ständig für Nachschub auf den Werkbänken der Händler sorgten.
Damit bildete der pechschwarze fossile Grundstoff so etwas wie die Triebfeder des regionalen Handels, die Schmuckerzeugnisse aus Whitby waren bis zum Ende des Hypes in aller Munde und sehr begehrt.
Die Blütephase des Whitby Jet ist bekannt – aber nicht deren Vorläufer
Dass die Vorläufer der beschriebenen Blütezeit des Jets möglicherweise weit, weit zurücklagen, hat nun vor wenigen Tagen ein Team von LS Archaeology herausgefunden. Es war eigentlich beauftragt, die Erweiterung eines Ferienparks archäologisch abzusichern – in englischen Böden weiß man ja nie.
Und tatsächlich: Das Team fand nicht nur einen eisenzeitlichen Bauernhof, sondern auch in etwa gleichalte Spuren für den gezielten Abbau von Whitby-Jet, die ersten Analysen zufolge auf den Zeitraum zwischen 750 vor Christus und etwa dem Jahr 0 datiert wurden.
Die Archäologen fanden die Überreste einer großen, rechteckigen Einfriedung in der Nähe eines Weges mit sichtbaren Radspuren, der auf einer Länge von fast 70 Metern freigelegt werden konnte. Ferner gibt es Hinweise auf ein hölzernes Tor oder Eingangsportal in das leicht befestigte Areal.
Im Inneren des Hofes fanden die Archäologen schließlich Steinwerkzeuge, Keramikfragmente und laut Yorkshirepost eben jene Fragmente von Whitby-Jet, der zu dieser Zeit allerdings eher zur Herstellung von Utensilien und nicht für Formen von Schmuck interessant gewesen sein dürfte.
Ein Vorzug des Jets: Er war vergleichsweise gut zu bearbeiten und formbar, weshalb die konkrete Anwendung in der Zeit womöglich weit vor Christi Geburt nur schwer einzuschätzen ist. Aber wer weiß, was auf der Stätte in den kommenden Wochen und Monaten noch entdeckt wird.
Fürs Erste zeichten sich die beteiligten Wissenschaftler hoch zufrieden mit den Ergebnissen der Ausgrabung: Donna Signorelli, Projektleiterin von LS Archaeology, dazu: „Die Funde erweitern unser Wissen über die Historie menschlicher Aktivitäten in der Region erheblich.“
Auch in die Erforschung früher Anwendungsformen des Whitby-Jet dürfte nun Bewegung kommen. Immerhin handelt es sich um jenen „Stoff“, den Queen Victoria einst als Trauerschmuck am Leib trug, nachdem ihr geliebter Prinzgemahl Albert 1861 im Zuge einer Typhuserkrankungs verstorben war.