Wirksamkeit und der Preis ausschlaggebend
Lettland und Estland schaffen gemeinsam das deutsche Luftabwehrsystem Iris-T an
Am Sonntag, den 21. Mai, gaben die lettische Verteidigungsministerin Ināra Mūrniece und der estnische Verteidigungsminister Hanno Pevkur auf einer Pressekonferenz Pläne für eine gemeinsame Beschaffung des Flugabwehrsystems IRIS-T bekannt, um einen Schutzschild für den lettischen und estnischen Luftraum zu schaffen.
Das twitterte gestern die lettische Ministerin Mūrniece auf ihrem Account.
Dort heißt es: „Lettland und Estland haben sich für die gemeinsame Anschaffung eines Luftverteidigungssystems entschieden. Unser gemeinsam ausgewähltes MRAD-System IRIS-T wird den Himmel über Lettland und Estland weiter sichern und die enge Zusammenarbeit der baltischen Staaten bei der Stärkung der regionalen Sicherheit bestätigen.“
Russlands aggressiver Krieg in der Ukraine hat gezeigt, dass Russlands Nachbarn darauf vorbereitet sein müssen, sich zu verteidigen. Eine Möglichkeit, die sich in der Ukraine bewährt hat, ist die Luftabwehr. Deshalb hat die lettische Regierung seit langem den Aufbau einer mehrstufigen Luftverteidigung zur Priorität erklärt.
Sie sieht verschiedene Luftabwehrsysteme vor, die nicht nur andere Objekte am Boden, sondern auch sich gegenseitig schützen. Jede weitere Stufe erhöht die Stärke des gesamten Systems.
Auf dem NATO-Gipfel in Madrid im vergangenen Jahr unterzeichneten Lettland und Estland eine Absichtserklärung über den Kauf eines Luftabwehrsystems mittlerer Reichweite, heißt es in der Pressemitteilung des estnischen Verteidigungsministeriums.
Entschieden haben sie sich nun für das deutsche Luftabwehrsystem Iris-T. Hersteller ist das Unternehmen Diehl Defence mit Sitz in Überlingen, Baden-Württemberg.
Wirksamkeit und der Preis ausschlaggebend
Beide Minister betonten auf der Pressekonferenz, dass IRIS-T eines der modernsten Mittelstreckensysteme der Welt sei, das sich in der Ukraine bewährt habe und eine Effektivität von 98% bis 99% aufweise.
Laut Pevkur wurde eine internationale Ausschreibung organisiert, um das bestmögliche System für die Verteidigung Lettlands und Estlands auszuwählen. Ausschlaggebend für die endgültige Entscheidung zugunsten von IRIS-T waren die Wirksamkeit und der Preis des Systems, auf die sich die lettischen und estnischen Militärexperten geeinigt hatten.
„Dieses Projekt ist eine noch nie dagewesene Geschichte der gemeinsamen militärischen Zusammenarbeit zwischen Estland und Lettland. Es handelt sich um die historisch größte gemeinsame Beschaffung zwischen Estland und Lettland“, sagte der estnische Verteidigungsminister Hanno Pevkur.
Das IRIS-T-System ist in der Lage, Flugzeuge, Hubschrauber, UAVs, Marschflugkörper sowie ballistische Nahbereichsraketen und Hyperschallraketen abzuschießen, wie der Befehlshaber der lettischen Streitkräfte, Generalleutnant Leonīds Kalniņš, den Journalisten mitteilte.
Mūrniece betonte: „Das Verteidigungsministerium richtet sein Augenmerk auf die Wirksamkeit von Luftabwehrsystemen im Kriegsfall. Wie unsere ukrainischen Verbündeten gezeigt haben, ist dieses System sehr wirksam gegen russische Waffensysteme.“
Die gemeinsame Beschaffung eines einzigen Systems wird es beiden Ländern ermöglichen, Haushaltsmittel einzusparen und die gegenseitige Verteidigung der baltischen Region zu koordinieren. Wie die lettische Ministerin auf der Pressekonferenz erwähnte, wird dies die größte militärische Beschaffung seit der Wiederherstellung der Unabhängigkeit Lettlands sein.
Nach den derzeitigen Plänen könnte die Lieferung des Luftabwehrsystems im Jahr 2025 beginnen, sobald der Vertrag unterzeichnet ist.
„Unser Ziel ist es, Estland bis 2025 einsatzfähige Mittelstrecken-Luftverteidigungskapazitäten zu verschaffen, was bedeutet, dass die ersten Systeme im Jahr 2024 eintreffen sollten“, sagte Pevkur.
Die estnische Regierung hat im Rahmen der Haushaltsverhandlungen 2022 Mittel für die Beschaffung von Mittelstrecken-Luftverteidigungssystemen bereitgestellt, so das Verteidigungsministerium.
Die endgültigen Kosten werden bei den Vertragsverhandlungen festgelegt. Sie umfassen das Luftabwehrsystem mittlerer Reichweite, aber auch die Infrastruktur, das Personal, die Ausbildung, die Ausrüstung und andere damit verbundene Kosten.
Baltikum fühlt sich von Russland bedroht
Estland und Lettland, die der EU und der NATO angehören, grenzen an Russland, und Lettland grenzt auch an Russlands engen Verbündeten Weißrussland. Die Luftverteidigung gilt in den baltischen Staaten als Schwachpunkt.
Die beiden Staaten sehen in Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine eine direkte Bedrohung ihrer Sicherheit. Sie haben ihre Militärausgaben bereits massiv erhöht und rüsten ihre Streitkräfte auf.
Das Überlinger Unternehmen selbst hat sich zu den Plänen Estlands und Lettlands noch nicht geäußert.