Wie lange noch?
Island: Ministerin sieht „keine Rechtsgrundlage“ für baldiges Walfang-Verbot
Bei der Beendigung des Walfangs kommt Island irgendwie nicht aus dem Quark. So musste an diesem Dienstag Svandís Svavarsdóttir, Ministerin für Ernährung, Landwirtschaft und Fischerei, eingestehen, aktuell „keine Rechtsgrundlage“ für ein baldiges Ende zu sehen.
Ihr seien die Hände gebunden, teilte die Ministerin bei einem Treffen des Parlamentsausschusses mit. Zugleich schlug sie aber vor, die allgemeinen Gesetze zur Waljagd in Island einer kritischen Prüfung zu unterziehen. Sie seien „veraltet und unzureichend“, ließ Svavarsdóttir wissen.
Ausgangspunkt der Debatte war der lange erwartete Bericht zur Walfangsaison 2022, zu dessen Kernaussagen in aller Kürze gehört: Das Betreiben von Walfang und die Einhaltung von Tierschutzgesetzen schließen sich nahezu aus. Sieh an.
Ein Gesetz, das sich selbst gegen seine Änderung absichert
Im Vorfeld hatte Hvalur hf., das einzige Unternehmen in Island, das noch Walfang betreibt, eine Genehmigung für die Jagd auf Finnwale in diesem Sommer erhalten. Ein Umstand, der nicht nur Tierschützer auf der Insel auf die nicht vorhandene Palme brachte.
Seit der Veröffentlichung des Berichts ist der öffentliche Druck auf Svavarsdóttirs Ministerium gewaltiger denn je, die Fangerlaubnis von Hvalur hf. noch irgendwie zu widerrufen. Keine Chance, entgegnete nun aber die Ministerin mit Verweis auf geltendes Recht.
Nach aktueller Rechtslage wäre laut Iceland Review eine Beispielbedingung für einen erfolgreichen Widerruf, dass Hvalur hf. durch einen solchen Schritt kein Nachteil bzw. Schaden entstünde. Dass dieser Konnex das Gesetz zu einer Art Phrase macht, leuchtet selbst Laien ein.
Darüber hinaus gibt es in den Gesetzen über die Waljagd von 1949 keine Bestimmungen über den Widerruf von Jagdgenehmigungen. Kein Wunder also, dass die Ministerin auf eine Revision der Gesetzeslage drängt, um mehr Spielraum zu erhalten.
Berichte von Tierschützern prangern qualvolle Fangpraxis an
Immerhin: Man sei bereits dabei, die Klima-, Umwelt- und Wirtschaftsauswirkungen des Walfangs zu untersuchen, so Svavarsdóttir an diesem Dienstag. Ziel des Ganzen: der Erhalt einer solideren Grundlage für zukünftige Entscheidungen.
Irgendwie wird man aus der Entfernung den Verdacht nicht los, dass es in Island mit dem Walfang ein wenig läuft wie mit dem Tempolimit in Deutschland. Viele wollen es, aber alles bleibt beim Alten. Ein paar gute Gründe finden sich schließlich immer.
Welche Fangpraxis in Island zur Anwendung kommt – und was für Qualen diese leider nicht nur in Ausnahmefällen für die Tiere bedeutet, beschreibt ein Artikel von 2022 auf Delphinschutz.org. Ach was, ein Hilferuf, der gleich noch die viel bessere Alternative im Gepäck hat: mehr Whalewatching.