Aktueller Videobeitrag zur Ausgrabung veröffentlicht
Schweden: In Boden gerammte Schwerter aus Wikingerzeit entdeckt – in über 1000 Jahre alter Grabstätte
Bei einer Ausgrabung in Viby bei Köping (unweit von Stockholm) haben Archäologen der schwedischen Kulturbehörde „Statens historiska museer“ (SHM) eine wikingerzeitliche Begräbnisstätte untersucht – und dabei mehrere in den Boden gerammte Schwerter entdeckt.
Bilder 1 bis 6: Statens historiska museer (SHM)
Wie die SHM in einem diese Woche veröffentlichten Videobeitrag bekanntgab, handelt es sich hierbei um eine extrem seltene Anordnung. Nummerisch allein daran zu erkennen, dass im Osten Skandinaviens bislang weniger als 30 Funde bekannt geworden sind, bei denen Schwerter ähnlich vertikal im Boden steckten.
In den Gräbern fanden sich auch große Mengen verbrannter Knochen, die Überreste sowohl der bestatteten Menschen als auch der sie „begleitenden“ Tiere wie Pferde, Hunde und Vögel. Hinzu kommen an Fallen befestigte Bärenkrallen oder etwa elegante Zierknoten aus Silberdraht.
Allesamt Grabbeigaben, die insbesondere durch den Bezug zu Pferden zeigen, wie hochgestellt die Verstorbenen in ihren Gemeinschaften gewesen sein müssen. Die Stätte, die schon 2021 gefunden wurde, umfasst etwa 100 Gräber.
Wollten die Hinterbliebenen über die Schwerter in Kontakt mit den Verstorbenen bleiben?
Die ungewöhnlichen Waffenfunde wurden in einem der Grabhügel gemacht, der auf die frühe Eisenzeit von etwa 600 bis 1000 nach Christus datiert wurde. Zwar muss noch genauer untersucht werden, weshalb die Schwerter in dieser Position vorgefunden wurden.
Es gibt aber plausible Vermutungen, die besagen, es könne ein Ritual gewesen sein, um sozusagen in sichtbarem oder sogar physischem Kontakt mit den Verstorbenen zu bleiben. SHM-Archäologe Anton Seiler sagte dazu:
„Wir konnten den Griff eines der Schwerter direkt unter der Grasnarbe aus dem Boden ragen sehen. Vielleicht war es eine Art, seine Verwandten zu ehren und sich an sie zu erinnern, indem man den Ort, in dem die Schwerter steckten, besuchen und sie berühren konnte“, mutmaßt Seiler.
Unklar scheint auch noch zu sein, ob es sich um Männer- oder Frauengräber handelte. Osteologische Analysen sollen Aufschluss darüber geben. Man nimmt auch an, dass der Friedhof auf einem älteren Bauernhof errichtet wurde, was ebenfalls als ungewöhnlich eingestuft wird.
„Wir haben das Gebiet in mehreren Etappen untersucht. Unterhalb des Friedhofs befinden sich Überreste von Gehöften, die älter sind, aus der Bronzezeit oder der älteren Eisenzeit. Es handelt sich also um eine sehr komplexe Stätte“, urteilt Archäologe Fredrik Larsson.
Die großen archäologischen Ausgrabungen entlang der E18 in Västmanland laufen seit Jahren und werden im Zusammenhang mit der Verbreiterung der Autobahn zwischen Köping und Västjädra durchgeführt. Die Schwerter wurden nach dem Fund zur Konservierung eingereicht.
Aktueller Videobeitrag beleuchtet große historische Bedeutung der Grabstätte
In dem aktuellen Videobeitrag beleuchten Mitarbeiter von „Statens historiska museer“ die historische Besonderheit der Grabstätte und vor allem die der gefundenen Schwerter. Der Beitrag ist auf Schwedisch, aber die beeindruckenden Bilder sprechen für sich.
(Der Video-Beitrag von der Grabstätte wurde am 4. Oktober 2023 veröffentlicht)
Die archäologischen Untersuchungen auf der Grabstätte sollten den beteiligten Archäologen aber auch ermöglichen, mehr über die Lebensweisen der Hinterbliebenen zu erfahren. Klar scheint, dass man auf den Friedhöfen beispielsweise Opfermahlzeiten zu sich nahm und Rituale durchführte.
Überhaupt scheinen es Orte zu sein, an denen man noch lange nach der Bestattung mit den Toten in Kontakt trat. Offen ist auch noch, warum die Menschen ihre Gehöfte verließen, sodass das Areal erst zu einem derart riesigen Gräberfeld werden konnte.