Nach Wochen der Unsicherheit
UPDATE Island: Vulkanausbruch auf Halbinsel Reykjanes – „Womöglich schlimmster vorstellbarer Fall“
Auf der südwestisländischen Halbinsel Reykjanes ist an diesem Montag in den Abendstunden erneut ein Vulkan ausgebrochen. In der seismologisch nicht (mehr) zur Ruhe kommenden Region ist es die vierte Eruption innerhalb von drei Jahren – und nach ersten Informationen die bei weitem heftigste.
Mehr noch: Laut Vulkanologie-Professor Þorvald Þórðarson von der University of Iceland könnte es sich bei dem Ausbruch um das seit Wochen befürchtete Worst-Case-Szenario handeln. Örtlich nannte er für die mögliche Haupteruption Hagafell oberhalb von Grindavík.
„Das ist der ungünstigste Ausbruchsort, so sieht es aus. Dort gibt es superhohe Lavaströme. Es ist eine reine Schätzung, aber die höchsten messen wahrscheinlich 150 Meter. Das bedeutet, dass Magma sehr schnell aus dem Krater strömt“, so die Einschätzung des Fachmannes.
(Video von Helikopterflug über den Vulkanausbruch)
Und weiter: „Es handelt sich womöglich um den schlimmsten vorstellbaren Fall, leider. Oder er kommt diesem sehr nahe.“ Dem Ganzen vorangegangen war am vorgerückten Montagabend zunächst ein starker Erdbebenschwarm.
Laut Mbl.is deuten die Daten darauf hin, dass das größte Beben der Serie eine Stärke von 4,2 hatte. Es ereignete sich ziemlich genau um 21:03 Uhr Ortszeit. Unmittelbar nach Bekanntwerden des Ausbruchs wurde das Koordinierungszentrum für den Katastrophenschutz aktiviert.
Am Montagabend war das Lagebild noch diffus – keine genauen Schadensmeldungen
Am Montagabend stellte dort die Informationsbeauftragte Hjördís Guðmundsdóttir fest: „Wir wissen noch nicht, wie weit die Eruption von Grindavík entfernt ist. Das werden wir erst erfahren, wenn ein Hubschrauber den Ort überflogen hat.“
„Auf den ersten Blick scheint der Ausbruch größer zu sein als die letzte Eruption auf der Halbinsel Reykjanes. Daher ist es sehr wichtig ist, dass sich die Menschen nicht an den Ort begeben“, fuhr Guðmundsdóttir in einer ersten Stellungnahme fort.
(Live-Stream zum Vulkanausbruch)
Inzwischen (Dienstag) belaufen sich die Schätzungen zur Länge der Spaltöffnung auf 3,5 Kilometer. Das ist rund das Vierfache des Ausbruchs vergangenen Juli am Litli-Hrútur. Vor allem aber scheint der Spalt schnell zu wachsen, das Gesamtausmaß steht demnach noch nicht fest.
Der Lavastrom dürfte den ersten Analysen zufolge bei 100 bis 200 Kubikmetern pro Sekunde liegen. Dies wäre ein Vielfaches der Menge an Lava, die bei den anderen Ausbrüchen auf der Halbinsel Reykjanes ausgetreten ist.
Fest steht: Auf die Menschen in der Region kommen kurz vor Weihnachten bange Tage zu. Bleibt zu hoffen, dass nicht nur Grindavík, sondern auch die umliegenden Örtlichkeiten vom Schlimmsten verschont bleiben.