Vorurteile leiten das Bild der Alten
Finnland: Selbst bei Fachkräftemangel wollen Arbeitgeber ältere Arbeitnehmer nicht einstellen
Eine neue Studie aus Finnland zeigt, dass selbst angesichts des Arbeitskräftemangels und der Überalterung der Bevölkerung Altersstereotypen am Arbeitsplatz immer noch ein potenzielles Hindernis für Arbeitgeber darstellen, ältere Arbeitskräfte einzusetzen.
Selbst wenn Arbeitgeber Schwierigkeiten dabei haben, freie Stellen zu besetzen, sind sie nicht unbedingt eher bereit als andere Arbeitgeber, Menschen, die über 55 Jahre alt sind, einzustellen. Dies geht aus einem Forschungsartikel des Finnischen Zentrums für Renten und soziale Sicherheit (Eläketurvakeskus, kurz ETK) hervor.
Arbeitgeber, die Schwierigkeiten bei der Personalbeschaffung haben, stellen nur dann ältere Arbeitnehmer ein, wenn sie ein überdurchschnittlich positives Bild von älteren Arbeitnehmern haben, heißt es vom ETK.
„Negative Altersstereotypen halten wahrscheinlich einige Arbeitgeber davon ab, obwohl die Mehrheit der Arbeitgeber der Einstellung älterer Arbeitnehmer positiv gegenübersteht“, sagt Aart-Jan Riekhoff, Fachforscher am Zentrum für Renten und soziale Sicherheit.
Ruheständler sind flexible Arbeitskräfte
Arbeitgeber, die Schwierigkeiten bei der Personalbeschaffung haben, sind der Umfrage zufolge jedoch eher als andere Arbeitgeber bereit, Arbeitnehmer einzustellen, die bereits im Ruhestand sind. Dies mag daran liegen, dass Rentner für die Arbeitgeber eine vertraute, qualifizierte Arbeitskraft sind und dass Rentner oft in Teilzeit oder gelegentlich arbeiten möchten.
„Rentner sind für Arbeitgeber eine flexible Arbeitskräftereserve. Arbeitgeber denken wohl, dass es nicht nötig sei, Rentner als Arbeitnehmer zu umwerben“, sagt Riekhoff.
Arbeitgeber nutzen das Arbeitskräftepotenzial von Menschen kurz vor dem Rentenalter nicht voll aus
Menschen, die kurz vor oder kurz nach dem Rentenalter stehen, haben oft den Wunsch und die Fähigkeit zu arbeiten, aber viele sind aus dem einen oder anderen Grund nicht beschäftigt.
„Arbeitskräftemangel und Bevölkerungsalterung stellen nicht nur die Arbeitsmärkte, sondern auch die langfristige Tragfähigkeit der Rentensysteme vor Herausforderungen. Es wird nach Lösungen für diese Herausforderungen gesucht, zum Beispiel durch Zuwanderung. Diejenigen, die kurz vor dem Rentenalter stehen, sind jedoch bereits verfügbare Arbeitskräfte, die von den Arbeitgebern nicht ausreichend genutzt werden“, so Riekhoff.
Das Bewusstsein der Arbeitgeber für die Fähigkeiten älterer Arbeitnehmer schärfen
Riekhoff zufolge sollte das Bewusstsein der Arbeitgeber für die Erfahrungen und Fähigkeiten älterer Arbeitnehmer gestärkt werden.
„Außerdem sollten die Arbeitgeber dabei unterstützt werden, sich auf eine alternde Belegschaft einzustellen. Es sollten Anstrengungen unternommen werden, um Altersstereotypen nicht nur am Arbeitsplatz, sondern auch in der Gesellschaft insgesamt abzubauen“, sagt der Forscher.
Die Studie basiert auf einer Umfrage unter finnischen Arbeitgebern im Jahr 2021, in der die Ansichten der Arbeitgeber zur Verlängerung der Erwerbskarriere und zum Rentenalter untersucht wurden. Fast 1.700 Unternehmen des privaten und öffentlichen Sektors haben auf die Umfrage geantwortet.
Der Forschungsartikel wurde im International Journal of Manpower veröffentlicht.
Dem Arbeitsmarkt stehen potentiell mehr Arbeitskräfte zur Vrefügung als allgemeinhin angenommen wird.
Einer weiteren Umfrage des ETK zur Folge, arbeitet ein Drittel derjenigen, die im Zeitraum 2019-2021 aus dem Erwerbsleben ausgeschieden sind, im Ruhestand weiter. Weitere 16 % würden gerne arbeiten.
Laut dieser Umfrage des ETK arbeiten die meisten Ruheständler weiterhin für denselben Arbeitgeber in ähnlichen Positionen. Die Arbeit ist jedoch eher in Teilzeit und nur gelegentlich.