Bitte nicht springen!
Finnland: Ist regelmäßiges Eiswasser-Schwimmen gesund? Tipps von der Gesundheitsexpertin
Das Schwimmen in Eiswasser findet seit Jahren immer mehr Anhänger. Vor allem in Finnland ist das Baden im hammerkalten Nass so etwas wie ein kleiner Volkssport geworden. Immer mehr Gemeinden öffnen eisfreie Badestellen – mit Umkleidemöglichkeiten und häufig einer Sauna.
Zeit also, sich dem Trend auch mal medizinisch zu nähern. Und zwar komprimiert auf die Frage, ob das Eisschwimmen denn nun offiziell oder nur gefühlt gesund ist. Das finnische Institut für Arbeitsmedizin hat sich mit dem Thema eingehend beschäftigt.
Zunächst einmal werden laut der leitenden Forscherin des Instituts, Sirkka Rissanen, immer mehr Daten zum Winterschwimmen gesammelt, was valide Aussagen Schritt für Schritt erleichtert. Allerdings stehen noch Analysen aus, die das Ganze im Detail / auf zellulärer Ebene beleuchten.
Grundsätzlich sagt Rissanen: „Kälte hat immer die gleiche Wirkung, unabhängig davon, ob es sich um Luft oder Wasser handelt. Aber Wasser leitet die Temperatur 25-mal effizienter als gleichkalte Luft. Wasser wirkt also viel schneller.“
Vorsicht beim Sprung ins eiskalte Nass
Daher auch lautet eine Hauptwarnung, möglichst nicht in Eiswasser zu springen, da dies selbst den stärksten Organismus an seine Grenzen führen kann. Vor allem dann, wenn beim Sprung auch der Kopf unter Wasser gerät.
„Die Kälte, die plötzlich auf das Gesicht und den Kopfbereich trifft, kann für das Herz eine zu harte Erfahrung sein. Grund ist, dass der Sympathikus und sein Gegenspieler, der Parasympathikus, gleichzeitig aktiviert werden. Dies kann zu Herzrhythmusstörungen führen“, sagt Rissanen.
Ist Kaltwasserschwimmen für jeden geeignet?
Bis jetzt gilt, dass ein erwachsener, grundsätzlich gesunder Mensch ohne Probleme eisbaden können sollte. Anders sieht es aus, wenn Herzerkrankungen oder Bluthochdruck im Spiel sind. Dann sollte man laut Rissanen sicherheitshalber erst einen Arzt konsultieren, bevor man damit beginnt.
Baut das Schwimmen in Eiswasser Stress ab?
Hier bezieht sich die Expertin auf Erfahrungsberichte: „Ja, es baut Stress ab. Erfahrene Winterschwimmer berichten, dass sie ein Gefühl der Entspannung erfahren.“ Dabei ist der Gang ins kalte Wasser für den Körper eigentlich Stress pur. Wie kann es also sein, dass man relaxt?
„Winterschwimmer haben häufig das Gefühl, den Stress im Wasser hinter sich zu lassen“, sagt Rissanen. „Das geht so weit, dass nach dem Verlassen des Wassers individuell das Wohlbefinden, die Ausschüttung von Glückshormonen und das Gefühl der Stärkung zunehmen.“ Auch die Qualität des Schlafes könne so den Erfahrungsberichten zufolge deutlich zunehmen.
Lindert der Gang ins Eiswasser Erkältungssorgen und Schmerzen?
„Ja, die Körperabwehr steigt, wenn wir uns Kälte aussetzen. Die Kälteanpassung stimuliert und stärkt das Immunsystem. Das ist der Grund, warum Praktizierende weniger Erkältungen und Grippe zu bekommen scheinen“, sagt Rissanen.
In der Kälte wird im Körper Cortisol ausgeschüttet, das zudem Schmerzen lindert. Damit könne das Kaltwasserschwimmen laut Rissanen effektiv bei Entzündungen oder Rheuma in den Gelenken helfen. Aber auch bei Muskelschmerzen.
Hilft das Eisschwimmen beim Abnehmen?
„Nicht direkt, aber ums Eck kann es hilfreich sein. Das kommt daher, dass sich das braune Körperfett bei regelmäßiger Kälteeinwirkung vermehrt. Diese Aktivierung kann sich positiv auf das Gewicht auswirken“, sagt Rissanen gegenüber Yle.fi.
Denn im Gegensatz zum weißen Fett produziert das braune Fett Wärme. Es verbraucht dann Energie und kann so ganz anders als sein weißes Pendant dazu beitragen, Gewicht zu reduzieren.
Hört sich allerdings so an, als müsse man für den Effekt sehr häufig ins Eiswasser – und trotzdem auf die Ernährung achten. Wäre ja auch zu schön gewesen.