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„Hat uns umgehauen“

England: Römisches Gräberfeld in London entdeckt – 6 Meter unter Straßenniveau

Bei Ausgrabungen am Holborn-Viadukt in London haben Forscher des Museum of London Archaeology (MOLA) ein römisches Gräberfeld entdeckt, das aus mehreren Eichensärgen und Skeletten besteht.

Bettgrab Römer 1
Entdeckt wurde unter anderem eine Wasserleitung aus dem 15. oder 16. Jahrhundert. (Foto: MOLA)

Allein das wäre schon eine Nachricht wert, aber gefunden wurde eben auch die erste bekannte Bettbestattung auf britischem Boden. Ein absolutes Unikat also, das den beteiligten Archäologen noch einiges an Fragen aufbürdet.

Fest steht, dass das aus Eichenholz gefertigte Bett mit Schnitzereien versehen und offensichtlich demontiert wurde, bevor man es in das Grab stellte. Aber was war davor? War es ein normales Bett, das einfach mit ins Jenseits ging? Wurde es eigens für das Begräbnis hergestellt?

„Es könnte jedenfalls benutzt worden sein, um die Person zur Bestattung zu tragen. Das Bett war wahrscheinlich als Grabbeigabe für den Gebrauch im Jenseits gedacht“, heißt es in einer ersten Einschätzung von Heather Knight, einer leitenden Archäologin am MOLA.

Als gesichert gilt hingegen, dass der fast 6 Meter unter Straßenniveau gefundene Friedhof die letzte Ruhestätte einiger der ersten Bewohner des römischen Londons war. Gefunden wurden zudem Überreste einer Gerberei und eines weiteren Friedhofs aus dem 16. Jahrhundert.

“Die Entdeckung einer so großen Anzahl von Holzteilen hat uns umgehauen“

Und allerhand Grabbeigaben, die derzeit analysiert und datiert werden müssen, da scheinbar im Boden unter London die Jahrhunderte nur so aufeinanderprallen. Die beeindruckende Stätte wird die Forscher noch eine lange Zeit vereinnahmen.

Bettgrab Römer 2
Der im Schlick unter London fast 2.000 Jahre konservierte Bettrahmen. (Foto: MOLA)

„Wir wissen, dass die Römer ihre Toten entlang der Straßen und außerhalb der städtischen Zentren bestatteten“, schildert Heather Knight. „Es war also keine große Überraschung, an diesem Ort, der damals 170 Meter neben der Stadtmauer an einer großen römischen Straße lag, Gräber zu finden.“

Anders sei es hingegen beim Erhaltungsgrad der geborgenen Artefakte. „Vor allem die Entdeckung einer so großen Anzahl von Holzteilen hat uns wirklich umgehauen“, so die Archäologin weiter. Die Funde gelten deshalb als so gut erhalten, weil sie in feuchtem Schlamm vergraben und scheinbar konserviert waren.

Über Beisetzungen in einem Bett war bis dato bekannt, dass es sich um einen von den Christen im mittelalterlichen Europa eingeführten Bestattungsritus handelte. Häufig praktiziert von Angehörigen der Oberschicht. Zeitlich liegt der Fund in London damit Jahrhunderte vor dem alten Kenntnisstand.

Entdeckt wurde auch eine Wasserleitung aus dem 15. oder 16. Jahrhundert

Neben den Bestattungen fanden die Forscher verschiedene persönliche Gegenstände, darunter Perlen, ein Glasfläschchen und eine dekorative Lampe, die man bereits in die frühe römische Periode Britanniens (48 bis 80 nach Christus) datieren konnte.

Bettgrab Römer 3
Die Ausgrabungen an der Stätte werden noch das gesamte Jahr 2024 andauern. (Foto: MOLA)

Gefunden wurden laut MOLA-Bericht auch mit Holz ausgekleidete Brunnen und Kreideböden, die darauf hindeuten, dass dort im 13. Jahrhundert eine Gerberei war. Auch das natürlich eine hoch interessante Entdeckung.

Zum anderen konnten auch Artefakte „jüngeren“ Datums geborgen werden. Darunter eine Wasserleitung aus dem 15. oder 16. Jahrhundert, die in der betreffenden Zeit möglicherweise zum Pumpen von Wasser auf ein Schiff verwendet wurde.

Weil dort noch weit mehr vermutet wird, werden die Archäologen des MOLA die Ausgrabungen das ganze Jahr 2024 über fortsetzen. Erst danach kann dann am Holborn-Viadukt der Bau eines luxuriösen Bürogebäudes realisiert werden.

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