„Der Traum wurde wahr“
24. Februar: Estland hisst die Flagge und feiert seinen 106. Unabhängigkeitstag
Der 106. Unabhängigkeitstag Estlands begann traditionell mit dem Hissen der Nationalflagge vor der Burg (Toompea) auf dem Domberg hoch über der Hauptstadt Tallinn. Am Samstag, um exakt 7.34 Uhr, starteten hier die Feierlichkeiten. Wie immer am 24. Februar.
Parlamentspräsident Lauri Hussar hielt bei der Eröffnungszeremonie eine Rede, Erzbischof Urmas Viilma von der Estnisch-Evangelisch-Lutherischen Kirche gab seinen Segen, und ein Student der Estnischen Akademie für Musik und Theater verlas die estnische Unabhängigkeitserklärung.
Das alles vor Tausenden von Besuchern auf dem Domberg und einem blau-schwarz-weißen Fahnenmeer, später dann eine Militärparade. Volle Fanfare also an einem Gedenktag, bei dem – aus Gründen und leider – auch Russland zugegen war. In vielen Beiträgen, in Abneigung.
Denn damals, vor über 100 Jahren, behaupteten sich die Esten im Zuge der Oktoberrevolution von 1918 in erbitterten Kämpfen gegen das russische Reich. Am 24. Februar hatte man sich von der Fremdherrschaft befreit. Endlich.
„All die Jahrhunderte konnten das nationale Zusammengehörigkeitsgefühl nicht brechen. Das Ziel eines unabhängigen Staates mochte bisweilen in weiter Zukunft liegen, geriet aber niemals aus dem Blick. 1918 schließlich wurde der Traum wahr“, schreibt etwa Visit Estonia in einem Beitrag.
Tragischerweise markiert der 24. Februar für die Ukrainer den Start des Krieges
Diese erste Unabhängigkeit Estlands währte nur 22 Jahre. Denn bereits 1940 – in den Wirren des 2. Weltkriegs – wurde das junge Glück schon wieder von den Sowjets einkassiert bzw. annektiert. Das blieb dann so bis zur Wiedererlangung der Unabhängigkeit am 20. August 1991.
Auch die 2. Unabhängigkeit geschah mitnichten im Einvernehmen mit der sowjetischen Führung, was heute umso lauter nachhallt. Und tragischerweise markiert der 24. Februar für die Ukrainer den Start des Krieges gegen Russland.
Putin, der so sehr auf Symbolik und Zerrbilder der Geschichte steht, wird sich bestimmt was dabei gedacht haben. Es ist Estland als Nation und den Esten als Volk nur zu wünschen, dass er keine Gelegenheit erhält, seinen revisionistischen Plänen auch im Baltikum militärische Taten folgen zu lassen.