Menschenhandel in Finnlands heiler Blaubeer-Welt? Staatsanwaltschaft erhebt Anklage

Gegen Jukka Kristo, ehemaliger Geschäftsführer des großen finnischen Beerenhandels Polarica, ist Anklage erhoben worden. Ihm wird zur Last gelegt, in 77 Fällen schweren Menschenhandel begangen zu haben. Das teilte die nationale Staatsanwaltschaft am Montag mit.

Die gleiche Anklage wurde auch gegen den thailändischen Geschäftspartner Kristos, Kalyakorn Phongphit, erhoben. Die Anschuldigungen beziehen sich auf Zwangsarbeit und andere unwürdige Bedingungen für thailändische Arbeiter bei der Ernte von Waldbeeren.

Die mutmaßlichen Straftaten wurden im Jahr 2022 in verschiedenen Teilen Finnlands begangen. Zunächst gingen die Ermittler sogar von noch mehr mutmaßlichen Opfern aus, mindestens 170 Menschen, aber ein Teil der Verdachtsmomente erhärtete sich bei den Ermittlungen nicht.

Im Vorfeld der Anklage ist eine umfassende Untersuchung von der finnischen Polizei abgeschlossen und die Akte zur Prüfung an die Staatsanwaltschaft übergeben worden. Das National Bureau of Investigation (NBI) verdächtigte zunächst fünf Personen, aktiv in die Ausbeutung verwickelt gewesen zu sein.

Arbeiter sollen am Ende der Pflücksaison ohne jeden Verdienst dagestanden haben

Wie war der Ablauf? Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass die thailändischen Staatsangehörigen gezielt aus Finnland angeworben wurden, um für kommerzielle Zwecke Beeren zu pflücken.

Dabei sollen sie nicht nur Bedingungen ausgesetzt gewesen sein, die dem Charakter von Zwangsarbeit entsprechen, sondern am Ende der Saisonarbeit auch ohne jeden Verdienst dagestanden haben. Ein Skandal sondergleichen.

Die Ermittlungen wurden im Rahmen einer gemeinsamen Operation durchgeführt, die von der Nationalen Kriminalpolizei geleitet wurde. Der finnische Grenzschutz sowie die Polizeidienststellen von Helsinki, Lappland und West-Uusimaa waren laut Yle.fi beteiligt.

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