Faktor Zeit ist es nicht
Studie aus Norwegen: Krankmachende Social Media-Effekte bei Jugendlichen anders als gedacht
Wer hätte das gedacht? Die Tatsache, dass Jugendliche viel Zeit mit sozialen Medien verbringen, ist laut einer neuen Studie des Norwegischen Instituts für öffentliche Gesundheit (NIPH) nicht das per se größte Problem von TikTok, Snapchat und Co.
Problematischer als die Zeitachse ist den Forschungsergebnissen zufolge vielmehr, was Social Media mit solchen Jugendlichen macht, die sich durch andere Nutzer über die individuellen Profile überwacht bzw. häufig beobachtet fühlen.
Konkret kommt das NIPH zu dem Schluss, dass dort, wo Jugendliche das Gefühl haben, über die Sozialen Medien mit Blick auf ihre Kontakte in der realen Welt oder ihren Aufenthaltsort ausgespäht zu werden, häufiger Symptome von Depression und Angst zeigen als andere.
An der Studie nahmen über 2.000 Jugendliche der Sekundarstufe II in der westnorwegischen Stadt Bergen teil. Die bei der Befragung getätigten Aussagen wurden von den Forschern als in Teilen hoch besorgniserregend eingestuft.
Neben dem Aspekt der digitalen Überwachung scheinen auch Gefühle von medialer Überwältigung und mangelnde Kenntnisse zur Persönlichkeitsbeeinflussung von Sozialen Medien zur Angst- und Depressionsproblematik beizutragen.
Fast 40 Prozent gaben an, täglich mehr als drei Stunden in Social Media aktiv zu sein
„Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Messung der Zeit, die mit sozialen Medien verbracht wird, keinen ausgewiesen problematischen Indikator darstellt – ganz im Gegensatz zu den anderen Facetten, die wir gemessen haben“, teilte NIPH-Forscherin Turi Reiten Finserås mit.
In Norwegen nutzen etwa 90 Prozent aller Jugendlichen Soziale Medien. Fast 40 Prozent davon gaben laut Science Norway an, täglich mehr als drei Stunden auf den entsprechenden Plattformen unterwegs zu sein. Absolut bemerkenswerte Zahlen sind das.
Ferner zeigte die Befragung, dass bei männlichen Usern YouTube und Snapchat mit einer Nutzungsquote von je 91 Prozent ganz vorne liegen. Es folgen Instagram mit einem Anteil von 84 Prozent und relativ weit abgeschlagen TikTok mit 60 Prozent.
Bei den weiblichen Befragten sieht das Ergebnis hingegen deutlich anders aus. Hier dominieren Snapchat und Instagram die Social Media-Nutzung mit 97 Prozent respektive 96 Prozent. Dahinter folgen TikTok (81 %) und auf dem letzten Rang YouTube mit einer Quote von 78 Prozent.