„Opfer des Westens“
Estnischer Russlandexperte: „Der Kreml wird den Anschlag in Moskau instrumentalisieren“
Bei dem Terroranschlag auf ein Moskauer Veranstaltungszentrum wurden am Freitag auf bestialische Weise über 130 Menschen getötet. Ein Ableger des „Islamischen Staat“ (ISIS) hat sich längst dazu bekannt, das Massaker verübt zu haben. Nur im Kreml will man davon offenbar nichts wissen.
Russische Sicherheitsdienste und Putin selbst nähren seit dem Anschlag den Verdacht, die Ukraine sei direkt darin verwickelt gewesen. Eine Sichtweise, die für den estnischen Außenpolitik- und Russlandexperten Karmo Tüür gleich mehreren Zwecken dient.
„Russland kann sich so als Opfer des Westens darstellen und seine Gesellschaft noch mehr gegen die Ukraine mobilisieren. Das, was auf den Terrorakt folgte, ist ein brillantes Beispiel dafür, wie ein einziges Ereignis für sehr unterschiedliche Interessen genutzt werden kann“, sagt er.
Seiner Meinung nach werde Moskau mehr und mehr dazu übergehen, den Anschlag sowohl innen- als auch außenpolitisch auszuschlachten. „Der Kreml wird den Anschlag in Moskau in alle Richtungen instrumentalisieren“, schätzt er.
Man arbeitet daran, Russland als Opfer und nicht als Aggressor darzustellen
„Im Ausland wird man eine vielschichtige Beeinflussungsoperation durchführen, die darauf abzielt, Russland als Opfer und nicht als Aggressor darzustellen.“ Würde Putin die alleinige Täterschaft von ISIS anerkennen, hätte er dazu in der Logik von Tüür nur wenig Möglichkeit.
Auch innenpolitisch werde der Kreml seiner Meinung nach alles dafür tun, um das Massaker von Moskau nicht wie einen reinen Terrorakt aussehen zu lassen. „Nicht als Terror von außen, sondern als etwas, das direkt mit der Ukraine zusammenhängt“, zitiert ERR.ee.
Dies werde es Putin ermöglichen, „die Leidenschaften zu schüren, die Gesellschaft zu mobilisieren und mit dem Finger auf die Ukraine zu zeigen.“ Putin hat bereits mitgeteilt, dass die Flucht der Täter in der Ukraine mitgeplant worden sei.