Der kleine Reiseführer
Was tun in Manchester? – Tipps für eine Städtereise
Manchester, die Hauptstadt Nordwest-Englands und die zweitgrößte Metropole des Landes, ist weltberühmt, aber wofür? Für seine Geschichte als Geburtsort des Kommunismus und der industriellen Revolution? Als musikalische Heimat von The Smiths, Oasis, The Chemical Brothers und vielen mehr? Oder ist sie berühmt für die radikalen, sozialen Veränderungen, wie den Kampf gegen die Sklaverei im 19. Jahrhundert?
All das stimmt, dafür steht Manchester. Dennoch, in einer Welt, in der Großstädte unter so viel Druck der Homogenisierung und Immobilieninvestitionen sind, ist die Vergangenheit Manchesters nicht so leicht zu entdecken und zu erspüren.
In diesem Artikel finden begeisterte Besucher die versteckten Juwelen der Stadt. Hier findet der Reisende, der nur ein oder zwei Tage Zeit hat, Genuss verbunden mit Geschichte der Stadt.
Etwas zum Essen
Im Zentrum der Stadt gibt es eine Vielfalt interessanter Lokale, die etwas Leckeres zu essen anbieten, und zugleich ein echtes Gefühl der Geschichte der Gegend vermitteln.
Außerhalb des hippen Trends liegt zum Beispiel Opus One im Radisson Blu Hotel, in dessen ehemaligem Konzertsaal Bob Dylan zu Gast war (mit seinem berühmten „Judas!“ Konzert von 1966) und die Sex Pistols 1976. Zwei der wichtigsten Konzerte der Musikkultur.
Draußen findet man auch ein Denkmal für das Peterloo Massaker von 1819, ein wichtiger Punkt im Kampf für Demokratie und Menschenrechte in England.
Wenn ein Hotel-Restaurant zu teuer ist, und man Lust auf Pizza und Fußballgeschichte hat, dann probiere mal das Crazy Pedro’s an der Bridge Street. In diesem Gebäude hatte Manchester United-Spieler, George Best, „der fünfte Beatle“, einen Klamottenladen in den 60ern gegründet.
Wirklich uncool, aber durch eine Verbindung zu der am längsten laufenden Fernsehserie Großbritanniens bekannt, ist das Restaurant Annies, auch in der Stadtmitte. Die Besitzerin ist Jennie McAlpine, die in der seit 1960 laufenden Seifenoper “Coronation Street” (eine Art “Lindenstraße”) mitspielt.
Vielleicht ist Annies das einzige Restaurant Manchesters für typisch englische Gerichte wie „Jam Roly Poly“ oder „Cheese and Onion Pie and Baked Beans“.
Durst? Auf Musik?
Bier und Musik! Braucht man eigentlich sonst noch etwas? Im Corbieres, ein Keller in der Nähe von St Ann’s Square, ist beides davon in Überfluss verfügbar. Während das nördliche Viertel der Stadt an Beliebtheit zunimmt, stehen Bars wie diese am Rand. In den 80ern und 90ern tranken und tanzten Musiker, Designer und Party-Leute hier, und gaben viel Geld in der wunderbaren Jukebox aus.
Eine der ältesten Kneipen Manchesters ist The Britons Protection in Mitte-Süd, in der Nähe von The Peveril of The Peak. Beide Kneipen stehen für den echten Geschmack von Alt-Manchester, mit Fliesen an den Wänden, Holzverkleidung und einer dunklen Wohlfühl-Atmosphären.
Um die Ecke hat The Hacienda gestanden, eine Club-Institution der 80er und 90er, finanziert vom Label Factory Records und der Band New Order, deshalb waren beide bei Clubbern und Musikern beliebt.
Neben dem Hauptbahnhof findet man The Star and Garter, eine Kneipe stets von der Abrissbirne bedroht, in der man während der monatlichen „Smiths and Morrissey Disco“ tanzen kann.
Spaß an Politik und Industriegeschichte?
Jedes Kind in Manchester hat Wochenenden, Schulausflüge und langweilige Ferientage im The Museum of Science and Industry verbracht. Es gilt weiterhin als eines der beliebtesten Museen der Stadt. Hier sieht man nicht nur große Dampfmaschinen und Züge, sondern auch den ältesten Passagierbahnhof der Welt. Klingt trocken? Nicht so, wenn es Sonderausstellungen und einen interaktiven Kinderteil zu entdecken gibt.
Der Kampf gegen die Herrschenden und das Aufstreben der Arbeiterklasse werden in The People’s History Museum dokumentiert, einschließlich der weltberühmten Suffragettes-Aktivistinnen, die laut und aggressiv gegen des Frauenwahlverbot gekämpft hatten.
Der Kommunismus war ohne Zweifel einflussreich, und die Wurzeln der politischen Bewegung liegen in Manchester, als Karl Marx und Friedrich Engels ihre Theorien an einem Schreibtisch in Chetham’s Library diskutiert haben. Es gibt die Möglichkeit, selbst an diesem Tisch zu sitzen, wenn man eine Führung bucht.
Was sind wir ohne Kultur?
Genuss kann kostenlos daherkommen, seit 2001 sind Museen und Galerien in Großbritannien eintrittsfrei. Genau in der Mitte der Stadt finden Kunstliebhaber die Manchester Art Gallery, wo sie historische Gemälde von David Hockney, Renoir und vielleicht dem berühmtesten Künstler aus Manchester, L. S. Lowry, sehen können.
Wegen der Vielfalt der Kulturen in Manchester ist das Chinese Centre for Contemporary Art auch ein wertvoller Ort für Besucher. Dort läuft ein wechselndes Programm von Gegenwartskunst chinesischer Künstler, die in Manchester oder anderswo arbeiten.
Theater ist auch für Manchester wichtig, und The Royal Exchange Theatre ist beliebt, nicht nur für Theaterstücke der höchsten Qualität, sondern auch wegen der außergewöhnlichen Architektur. Viele der berühmtesten Schauspieler der Welt haben hier in einem Stück gespielt, wie zum Beispiel Kate Winslet und Helen Mirren.
Die große Halle, The Great Hall Cafe, eine ehemalige Börse, ist auch ein schöner Ort, um einen Kaffee zu trinken und in Ruhe zu entspannen.
Rob Allen
Über den Autor Rob Allen ist ein freier Journalist und PR-Experte aus dem Norden Englands. Er schreibt u.a. für The Guardian, News of the World und Manchester Evening News. Nun schreibt er auch auf Deutsch für NORDISCH.info. – Auf Twitter unter @northernrob zu finden. |