„Fast die Nerven verloren“
400 Jahre vermisst: dänisches Stadtsiegel wieder aufgetaucht – in Barcelona
Ein rund 400 Jahre lang vermisstes Stadtsiegel aus Kerteminde – dem historischen Hafen von Odense – ist durch bemerkenswerte Umstände wieder in seine Heimat zurückgekehrt. Das Artefakt misst zwar nur 7 mal 4 Zentimeter, ist aber ein wichtiger Teil der dänischen Regionalgeschichte.
Nach Angaben des Østfyns-Museums stammt das Siegel wahrscheinlich aus dem späten 16. Jahrhundert und zeigt ein großes, dreimastiges Schiff sowie den Text „Sigillum Civitatis Carthamundensis“, was so viel wie „Siegel der Stadt Kerteminde“ bedeutet.
Das älteste Dokument, in dem es mit Sicherheit verwendet wurde, stammt aus dem Jahr 1608. Also zu jener Zeit, als die heutige Kleinstadt Kerteminde ihre wirtschaftliche Blütezeit als Schiffshafen für das „große“ Odense erlebte.
„Dieses Siegel steht zweifellos für die goldenen Jahre“, sagt Museumsdirektorin Mette Ladegaard Thøgersen. „Es wurde verwendet, wenn die Stadt wichtige Dokumente rechtsgültig besiegelte. Deshalb war es natürlich eine Katastrophe, als es urplötzlich verschwand.“
Vor wenigen Monaten, exakt zu Ostern, erhielt Mette Ladegaard Thøgersen völlig überraschend den Hinweis, dass das alte Stadtsiegel auf einer Kunstauktion in Barcelona versteigert werden sollte. Eine Auktion, die allerdings bereits am Folgetag stattfand…
Und tatsächlich, das Østfyns Museer bekam bei der Auktion den Zuschlag
Die Stadtverordneten von Kerteminde waren sich in einer eilig einberufenen Runde schnell einig, dass es eine gute Idee war, dieses Stück Geschichte nach Fünen zurückzuholen. Nur war man sich genauso einig, dass der geschätzte Auktionswert von 11.000 Euro so schnell nicht aufzutreiben sei.
Glücklicherweise erklärte sich eine Industriellenfamilie aus der Stadt spontan bereit, das gute Stück bei der Auktion für das Museum zu erwerben. Und tatsächlich, das Østfyns Museer bekam den Zuschlag, sodass das Siegel vor wenigen Tagen erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt werden konnte.
„Wir haben fast die Nerven verloren“, sagte Mette Ladegaard Thøgersen angesichts der kurzfristig organisierten Rückholaktion. „Zum Glück ist alles gut gegangen.“ Offen bleibt hingegen, warum und wie das so wichtige Stück in der spanischen Metropole Barcelona gelandet ist.
„Wir freuen uns, diese Teile der Geschichte zu erforschen“, fuhr die Museumsdirektorin im Interview mit DR.dk fort. Bleibt zu hoffen, dass es den mit dem Fall betrauten Historikern gelingt, den ungewöhnlichen Weg des Siegels nachzuvollziehen.