Weniger Scheidungen
Immer mehr Dänen heiraten im Standesamt
Immer mehr Dänen heiraten standesamtlich. Nach Angaben des Statistischen Amtes in Dänemark, lassen sich weniger als ein Drittel vom Pfarrer trauen.
Wie das Kirchenblatt Kristeligt Dagblad diese Woche berichtet, zeichne sich dieser Trend schon seit Jahren ab.
Von 31.431 Ehen in Dänemark des Jahres 2017, inklusive gleichgeschlechtlicher, wurden 10.212 in der Kirche geschlossen. Insgesamt haben 3 Prozent mehr Dänen geheiratet als im Jahr zuvor.
Mai Heide Ottosen, Soziologin am Danish National Centre for Social Research, meint, dass die Dänen zunehmend aus praktischen Erwägungen heirateten.
„Die Ehe wird nicht unbedingt als ein heiliger Stand betrachtet, vielmehr wollen die Leute die Dinge einfach ordentlich halten.“, sagte Ottosen der christlichen Zeitung. Das kirchliche Brimborium habe dagegen einen romantischen Charakter mit großer Tragweite.
„Es ist immer mehr eine Art privater Versicherung.“, so die Soziologin.
Die Zahlen des Statistischen Amtes zeigen, dass die Zahl der kirchlichen Hochzeiten seit Jahren etwa gleich bleibt, die standesamtlichen Eheschließungen jedoch ansteigen. Ulla Morre Bidstrup, Leiterin des Seminars für pastorale Ausbildung in Kopenhagen, sieht den Grund für diesen Umstand in der hohen Zahl der Scheidungen in Dänemark.
Zweitehen würden seltener in der Kirche geschlossen, so Bidstrup. Das Zeremoniell mit dem „Bis dass der Tod uns scheidet“ passe nicht dazu.
Diese Einschätzung klingt plausibel, erklärt jedoch nicht, warum die kirchlichen Eheschließungen auf einem stabilen Niveau bleiben.
Wie The Local Denmark im Juni vergangenen Jahres berichtete, heirateten immer mehr schwule Paare kirchlich. Die Zahlen würden seit 2012 von Jahr zu Jahr ansteigen. Das hilft dabei, die Anzahl der kirchlichen Eheschließungen auf einem knappen Drittel zu halten.
Dazu kommt, dass es im vergangenen Jahr in Dänemark 11 Prozent weniger Scheidungen gab – 15,265 Scheidungen 2017 stehen 17.222 Scheidungen im Jahr 2016 gegenüber. Die Scheidungsrate allein sorgt nicht dafür, dass immer mehr Paare im Rathaus sich das Ja-Wort geben.
Die Pastorin Ulla Morre Bidstrup gibt zusätzlich zu bedenken, dass die zunehmende Zahl der zivil geschlossenen Ehen mit der schwindenden Zahl der Kirchenmitglieder korreliere.
Bischöfin von Lolland-Falsters, Marianne Gaarden, hat wiederholt erlebt, dass Paare die kirchliche Hochzeit mieden, weil sie sich keine große Party leisten können.
„Es wird erwartet, dass eine kirchliche Hochzeit groß und pompös sein muss. Und wenn sie es sich nicht leisten können, wählen sie eher das Rathaus. Ich denke, die Kirche könnte besser kommunizieren, dass eine kirchliche Hochzeit auch ohne die große Inszenierung auskommen kann.“, sagte Gaarden im Kristeligt Dagblad.
Zivilehe vs. kirchliche Ehe
ap