Spannende Funde in Norwegen
Waffenarsenal aus Mittelalter im Hafen von Oslo entdeckt
Bei Ausgrabungen des Norwegischen Instituts für Kulturerbeforschung (NIKU) in Bispevika bei Oslo haben Archäologen Überreste eines Kampfhandschuhs entdeckt. Das sehr seltene Artefakt stammt aus dem Mittelalter und wurde aus Eisen hergestellt.
„Solch ein Fehdehandschuh wäre im mittelalterlichen Oslo niemals auf der Straße liegen gelassen worden. Es handelt sich um einen äußerst wertvollen Gegenstand. Ein normaler Mensch hätte sich so etwas nie leisten können“, sagt Projektleiter Håvard Hegdal.
„Die einzige Möglichkeit für den Fund eines derartigen Kampfaccessoires ist, dass es vergraben wurde oder auf irgendeine Weise verloren ging. Auf dem Meeresgrund konnte es natürlich niemand in die Hände bekommen“, schildert Hegdal.
Gefunden wurden die Überreste mit einem Metalldetektor, ausgelöst durch Eisenteile, die nach den Jahrhunderten im Wasser noch intakt sind. Glücklicherweise hat der Handschuh im Schlick einen derart guten Abdruck hinterlassen, dass die Reste der Eisenlamellen noch prima zu erkennen sind.
“Wir haben viele Dolche, aber auch Schwerter und Äxte gefunden“
Hegdal glaubt, dass es im alten Hafen von Oslo, wo der Fund glückte, Zollkontrollen gegeben haben könnte. „Waffenbeschlagnahmungen waren damals keine Seltenheit. Zollbeamte haben das Kampfgerät dann oft ins Meer geworfen oder ab einer bestimmten Größe zerstört.“
Für die Theorie spricht, dass der jüngst entdeckte Kampfhandschuh nur die Spitze des Eisbergs ist. Denn regelmäßig steigt die Zahl der Waffen, die das NIKU-Team aus dem Areal fischt, das bis etwa 1630 Teil des Osloer Hafens war.
„Wir haben viele Dolche, aber auch Schwerter und Äxte gefunden. Das sind eindeutig keine Dinge, die man einfach so verliert. Dass wir so viele Waffen im alten Hafen gefunden haben, deutet auf eine gewisse Systematik hin“, ist sich Hegdal sicher.
Eine weitere Theorie zu dem Kampfhandschuh deutet auf altes Brauchtum hin. Statt vom Zoll entsorgt, könnte das Accessoire zusammen mit anderen Waffen aus einem rituell-feierlichen Grund ins Meer geworfen worden sein. Aber auch hierfür fehlt bislang jeglicher Beweis.
Viele norwegische Dokumente verbrannten in den 1700er Jahren in Kopenhagen
Grund dafür ist die spärliche Dokumentation über das Mittelalter in Norwegen. Sie macht es den Archäologen immer wieder schwer, sich ein klares Bild von der Situation auf archäologischen Stätten zu machen.
Das alte Stadtrecht von Oslo ist nicht erhalten. Hinzu kommt: Viele norwegische Dokumente aus dem Mittelalter verbrannten in den 1700er Jahren in Kopenhagen, weshalb etwaige Vorschriften für das Entsorgen von Waffen im Meer schlichtweg nicht vorhanden sind.
„Es ist der Traum jedes Archäologen, Überreste von Schlachten zu finden, die dort draußen im Fjord stattgefunden haben, aber das haben wir nicht“, sagt Hegdal gegenüber Science Norway. Sieht ganz so aus, dass am Meeresgrund im alten Hafen von Oslo noch viele Geheimnisse lauern.