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Gesundheitliche Ungleichheit steht zur Debatte

Lidl in Dänemark: „Mehrwertsteuerfreies“ Obst und Gemüse ändert Einkaufsgewohnheiten

Wieso ist noch keine Regierung darauf gekommen, keine Mehrwertsteuer auf Obst und Gemüse zu erheben? Das würde langfristig zu Effekten führen, die eine Gesellschaft gesünder machte und die Gesundheitskosten senkte.

Lidl Dänemark
Lidl Dänemark verfügt über 126 Filialen im Land. Zum Vergleich: Die norwegische Discountkette REMA 1000 ist in Dänemark mit mehr als 400 Filialen vertreten. (Foto: Lidl Danmark)
Lidl in Dänemark machte im Februar und März 2024 einen Versuch, die Einkaufsgewohnheiten durch Preisstrategie zu ändern. Die Lebensmittelkette reduzierte die Preise für Obst und Gemüse um einen Betrag, der der Mehrwertsteuer in Dänemark entspricht. Das bedeutet einen Nachlass von 25 Prozent.

Offiziell heißt es bei Lidl, man bemühe sich, „den Dänen noch bessere Möglichkeiten zu bieten, beim Lebensmitteleinkauf gesündere Entscheidungen zu treffen.“ Inoffiziell ist es richtig gutes Marketing in einem stark umkämpften Markt, in dem selbst Aldi einst scheiterte.

Lidl hat nun eine Auswertung vorgelegt, ob ein niedrigerer Preis die Dänen dazu bringe, ihre Einkaufsgewohnheiten zu ändern. Das Ergebnis der „mehrwertsteuerfreien“ Kampagne im Februar und März war ein deutlicher Anstieg der Obst- und Gemüseverkäufe um 13 % im ganzen Land, so das Unternehmen.

Günstiges Obst und Gemüse kam auf Lolland am besten an

Auf Lolland war der Effekt der Preissenkung am stärksten zu spüren. Hier stiegen die Verkäufe von Obst und Gemüse im Berichtszeitraum um gut 22,5 %.

Die Kampagne stützt die Daten der jährlichen Bevölkerungsumfrage von Madkultur, aus der hervorgeht, dass 62 % der Dänen beim Kauf ihrer regelmäßigen Lebensmittel nach dem Preis entscheiden.

„Wenn wir auf unseren Versuch zurückblicken, die Mehrwertsteuer auf Obst und Gemüse zu erlassen, wird deutlich, dass der Preis einen erheblichen Einfluss darauf hat, was wir in unseren Einkaufskorb legen. Wenn wir einen gesünderen Lebensstil fördern wollen, ist der Preis von Obst und Gemüse ein guter Ansatzpunkt“, sagt Khalil Jehya Taleb, stellvertretender Einkaufsleiter bei Lidl Dänemark.

Dänen essen zu wenig Obst und Gemüse

Nur 55 % der Dänen essen jeden Tag Gemüse. Das geht aus einer neuen Voxmeter-Umfrage hervor, die in Verbindung mit der Nationalen Grünen Woche (Den Nationale Grøntuge) durchgeführt wurde. Das bedeutet, dass ein großer Teil der Bevölkerung die offiziellen Ernährungsrichtlinien von 600 Gramm Obst und Gemüse pro Tag nicht einhält.

„Gemüse ist ein wichtiger Bestandteil einer gesunden Ernährung und kann Fettleibigkeit, Krebs und anderen schweren Krankheiten vorbeugen. Wir brauchen Maßnahmen, um mehr Menschen zum Verzehr von Obst und Gemüse zu bewegen“, sagt Susanne Tøttenborg, Chefberaterin der Dänischen Krebsgesellschaft.

„Niedrigere Preise sind eine der Lösungen, vor allem für diejenigen, die über ein knappes Budget verfügen. Eine geringere Mehrwertsteuer auf Obst und Gemüse wird also auch die soziale Ungleichheit im Gesundheitsbereich verringern“, füght Tøttenborg hinzu und verweist auf den 22,5 prozentigen Anstieg des Obst- und Gemüseverkaufs in den Lidl-Filialen auf Lolland.

Gesundheitliche Ungleichheit steht zur Debatte

Lolland-Falster gilt in Dänemark als eine wirtschaftlich schwache Region. Es scheint, als hätten viele Menschen dort nur auf eine Preissenkung für Obst und Gemüse gewartet. Wenn man bedenkt, dass auf Lolland-Falster die Menschen früher sterben als im übrigen Dänemark – Lebenserwartung in Dänemark liegt bei rund 81 Jahren, in der Gemeinde Lolland dagegen bei rund 78 Jahren – dann herrschte an dieser Stellschaube des Gesundheitswesens tatsächlich dringender Handlungsbedarf.

Die Ergebnisse der Voxmeter-Umfrage weisen auch auf ein anderes wichtiges Thema hin, das an diesem Wochenende beim Folkemøde Møn (ein politisches Volkstreffen) diskutiert wird. Auch Lidl engagiert sich dabei: Der Lebensmittelhändler organisiert drei Debatten zum Thema „Sozial bedingte Ungleichheit von Gesundheitschancen“.

„Gesundheitliche Ungleichheit ist ein großes Problem, das die Gesellschaft viel Geld kostet. Und es hat sich gezeigt, dass die Ungleichheit in den Provinzen besonders groß ist. Als Lebensmittelkette mit Filialen im ganzen Land haben die Entscheidungen, die wir über unser Sortiment treffen, direkte Auswirkungen auf die Gesundheit unserer Kunden“, sagt Claus Krogh, Leiter Corporate Affairs bei Lidl, und fügt hinzu:

„Wir wollen unsere Entscheidungen auf einer informierten Grundlage treffen. Deshalb haben wir uns entschlossen, drei Debatten über gesundheitliche Ungleichheit im Rahmen des Volkstreffens zu organisieren und zu veranstalten, damit wir mehr über das Problem erfahren und herausfinden können, wie wir die Kunden dazu bringen können, mehr Obst und Gemüse in ihre Einkaufskörbe zu legen.“

Das Volkstreffen der Provinz, Folkemøde Møn, findet am Freitag, den 23. August, und Samstag, den 24. August, in Stege auf Møn statt.

Unser QUIZ zum Thema Dänemark

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