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Finnlands Arbeitslosenquote ist eine der höchsten in der EU

Der Deutsche Timo war der ideale Einwanderer für Finnland, bis er seine Arbeit verlor

Ein Artikel im Helsingin Sanomat hat unsere Aufmerksamkeit erregt. Er handelt von einem „idealen Einwanderer“ aus Deutschland. Doch nachdem er seine Arbeit verlor, kann der Mann jetzt nicht einmal mehr die Miete bezahlen.

Arbeitslosigkeit in Finnland
Verregneter Abend in Finnlands Hauptstadt Helsinki. – Finnlands Arbeitslosenquote ist eine der höchsten in der EU, und die Aussichten bleiben trübe. (Foto: Jian Lu)
Timo, der als Softwareentwickler in Finnland arbeitete, sei überrascht, wie schlecht Arbeitslose in Finnland unterstützt werden, heißt es bei HS.

Der HS-Bericht beschreibt, wie der 32-jährige Timo der Liebe wegen aus Deutschland kam, Vater wurde und sich einen gut bezahlten Job als Softwareentwickler sicherte, noch bevor er sein Studium abgeschlossen hatte. Doch im Mai wurde er entlassen und kämpft nun darum, über die Runden zu kommen.

Im Sommer erhielt Timo von Kela, der finnischen Sozialversicherung, etwa 975 Euro Arbeitslosengeld inklusive Wohngeld pro Monat. Nach den obligatorischen Ausgaben für die Fixkosten, einschließlich des Unterhalts für das Kind und der Miete für eine Studentenwohnung, blieben ihm etwa 105 Euro für den Lebensunterhalt für sich und sein Kind.

„Schockiert, wie schnell mein Leben aus den Fugen geriet“

Kela kürzte Timos zusätzliche Leistungen erheblich, als er eine vor seiner Arbeitslosigkeit gebuchte Auslandsreise antrat.

Timo erzählte HS, dass er jetzt dringend eine neue Beschäftigung sucht, aber bisher kein Glück hatte. Wenn er nicht bald Arbeit finde, müsse er möglicherweise sein Hab und Gut verkaufen, z. B. seinen Fernseher und sein Fahrrad, und er befürchtet, wegen verspäteter Mietzahlungen vor die Tür gesetzt zu werden.

„Ich war schockiert, wie schnell mein Leben aus den Fugen geriet, als ich arbeitslos wurde“, sagt er.

Timo hatte seine Freunde früher immer ermutigt, nach Finnland zu ziehen, aber er sagt, dass er diese Empfehlung nicht mehr aussprechen könne.

Finnlands Arbeitslosenquote ist eine der höchsten in der EU

Die Beschäftigungssituation in Finnland gehört zu den schlechtesten in der Europäischen Union, so ein diesen Monat erst veröffentlichter Bericht vom Statistischen amt Finnlands.

Während die Arbeitslosenquote im EU-Durchschnitt bei etwa 6 % liegt, beträgt sie in Finnland nach den neuesten Zahlen sogar 8,4 %. Nur Spanien (11,5 %) und Griechenland (9,6 %) haben höhere Arbeitslosenquoten. – Wobei man anmerken kann, dass die Trends in Spanien und Griechenland weiter nach unten zeigen, während die Artbeits.osigkeit in Finnland im Steigen befindlich ist. Die kurzfristigen Aussichten sehen leider noch düsterer aus.

Janne Huovari vom Finanzministerium erklärte gegenüber Yle, dass die Anfang des Jahres angekündigten Sparmaßnahmen der Regierung zu einem weiteren Anstieg der Zahl der Arbeitslosen führen könnten.

Die konservativ-rechtpopulistische Regierungskoalition installierte eine Reihe von Reformen, die darauf abzielen, die Menschen zur Arbeitssuche zu „ermutigen“, wie z. B. die Kürzung des Wohngeldes und die Staffelung des einkommensabhängigen Arbeitslosengeldes. Janne Huovari meint, dies könnte kurzfristig sogar den gegenteiligen Effekt haben, da sich die finnische Wirtschaft in einer Phase des schleppenden Wachstums befinde.

Warum liegt Finnland unter dem EU-Durchschnitt?

Nach Ansicht von Huovari gibt es einige Gründe, die erklären, warum Finnland hinter den meisten anderen EU-Ländern zurückbleibt.

Erstens ist das Wirtschaftswachstum in Finnland im Vergleich zu anderen Ländern langsamer, unter anderem weil Finnland empfindlicher auf Zinsänderungen reagiert.

Dies bedeutet, dass sich steigende Zinssätze im Vergleich zu anderen EU-Mitgliedstaaten eher negativ auf die finnische Wirtschaft auswirken werden, zumal in Finnland variable Zinssätze sowohl für Immobilien- als auch für Unternehmenskredite üblich sind.

Auf der anderen Seite wird ein Rückgang der Zinssätze das Wirtschaftswachstum in Finnland schneller ankurbeln als anderswo.

Huovari wies auch darauf hin, dass Finnland im Vergleich zu den meisten anderen EU-Ländern wirtschaftlich stärker unter dem Einmarsch Russlands in die Ukraine gelitten hat.

Der dritte Grund, so Huovari, ist, dass die Zuwanderung in Finnland stark geblieben ist, obwohl sich die Beschäftigungslage verschlechtert hat.

Unser QUIZ zum Thema FINNLAND

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