Exotisches in Estland
Eine große Schildkröte aus dem Atlantik an Estlands Küste angespült
Auf der estnischen Insel Saaremaa wurde in diesem Sommer erstmals eine der größten Schildkröten der Welt angespült. Der Fund ist eine kleine Sensation, da diese Art bisher noch nie in Estland oder dessen Gewässern nachgewiesen wurde. Der Kadaver der riesigen Meeresschildkröte wird derzeit von Experten des Naturkundemuseums der Universität Tartu untersucht.
Im Juli entdeckten Spaziergänger die verendete Schildkröte am Sandstrand der größten estnischen Insel. Gestern erreichten die Überreste Tartu, wo Forscher das Tier anhand des charakteristischen Panzers als Lederschildkröte identifizierten – die größte ihrer Art weltweit.
„Für mich war das eine echte Überraschung“, erklärt Sergei Põlme, Spezialist für DNA-Analysen im Naturkundemuseum, gegenüber ERR.
„Wir haben hier schon Wale und Delfine gesehen, aber dass eine Lederschildkröte in estnischen Gewässern auftaucht, ist ein Novum.“
Viele Fragen offen
Noch gibt es viele offene Fragen zu dem ungewöhnlichen Fund. Põlme hat bereits Gewebeproben entnommen, um in Zusammenarbeit mit internationalen Wissenschaftlern durch DNA-Sequenzierung die Herkunft der Schildkröte zu ermitteln.
Der Verwesungsprozess des Tieres wurde allerdings durch eine längere Lagerung im Freien beschleunigt, was die Untersuchungen erschwert.
„Die Schildkröte lag mehrere Monate im Garten eines Anwohners, bevor wir informiert wurden. In dieser Zeit hat das Gewebe erheblich gelitten“, so Põlme.
Lederschildkröten sind Hochseebewohner und kommen in normalerweise in tropischen und subtropischen Meeren vor, nicht in der Ostsee.
Die Ostsee mit ihren engen Meerengen wirke wie eine Fischfalle. „Diese Exoten schwimmen hinein, finden aber nicht mehr heraus“, sagte Põlme am Donnerstag in der Sendung „Ringvaade“ des estnischen Fernsehens. Die Schildkröte stamme definitiv aus dem Atlantischen Ozean, so der Experte.
Lederschildkröten legen pro Jahr 15.000 bis 20.000 Kilometer zurück. Sie legen zum Beispiel ihre Eier in Indonesien ab und wandern dann zur Nahrungsaufnahme an die Küste Kanadas.
Man hoffte, dass die Überreste der Lederschildkröte bald im Naturkundemuseum in Tartu zu besichtigen sein werden.