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Pilotprojekte in Tallinn auf dem Weg

Wärmepumpe mal anders: Ostsee-Wasser soll bald Städte beheizen

Meerwasser aus der Ostsee könnte in Zukunft zur Beheizung von Häusern genutzt werden. Die estnische Hauptstadt Tallinn zum Beispiel scheint hierfür günstige Bedingungen zu haben, aber es müssen noch viele Faktoren berücksichtigt werden – vorrangig Technik und Umwelt.

Ostsee Wärmequelle
Die Kraft der Ostsee soll in Zukunft auch in den Heizöfen angrenzender Großstädte ankommen. Erste Forschungsprojekte laufen. (Foto: Katrīna Eglīte)

Der emeritierte Professor Jüri Elren sagte dieser Tage in einem Interview, als eine der größten Städte an der Ostsee sei Tallinn wahrscheinlich prädestiniert sei, um in nicht allzu ferner Zukunft das Meerwasser zur Wärmeerzeugung zu verwenden.

Die erforderlichen Tiefen von 50 Metern und mehr sind nur wenige Kilometer vom Strand entfernt. Wichtig ist das deshalb, weil aus tieferen Meereszonen Wasser zur Wärmegewinnung im großen Stil abgepumpt werden müsste.

Das jedoch könne erhebliche Auswirkungen auf die Meeresumwelt haben, sagt der leitende Forscher Ilja Malyutenko vom TalTech-Institut für Meeressysteme der Hochschule Tallinn. Er sieht ein ganz konkretes Risiko bei dem Verfahren:

„…verschlimmert dies wahrscheinlich die Eutrophierung, die wir alle zu bekämpfen versuchen“

„Wenn das nährstoffreiche Wasser, das in der Wärmepumpe verwendet wird, als günstigste Lösung in Küstennähe wieder ins Meer eingeleitet wird, verschlimmert dies wahrscheinlich die Eutrophierung, die wir alle zu bekämpfen versuchen.“

Ausgelöst wird Eutrophierung in der Regel durch menschliche Aktivitäten, die zu einer Anreicherung von Nährstoffen in ursprünglich nährstoffarmen Gewässern führen. Algen und Wasserpflanzen können dann übermäßig wachsen und entziehen anderen Pflanzenarten und Lebewesen die Lebensgrundlage.

Trotz der ungelösten Probleme scheint das Interesse an einer solchen Lösung aber schon jetzt riesig. Wie ERR.ee berichtet, sind grundlegende Geothermie-Studien bereits abgeschlossen. Konkrete Forschungsprojekte stehen in den Startlöchern.

Ein erster großer Schritt in Richtung Wärmeversorgung aus der See

Beispielsweise wird mit Unterstützung des Estnischen Forschungsrats demnächst erneuerbare Energiequellen in den Küstengewässern Estlands kartiert werden. Ein erster großer Schritt in Richtung Wärmeversorgung aus der See.

Ein weiteres zu lösendes Problem wird sein, dass Wärmepumpen zwar wirtschaftlich sind, da sie ihre Energie aus der Umwelt beziehen. Aber im Winter, wenn das Meerwasser tendenziell kalt ist – so auch in der Ostsee – müssen die Pumpen viel härter arbeiten.

Das steigert die Störanfälligkeit und führt zu Energieverlusten, die irgendwo an anderer Stelle wieder ausgeglichen werden müssten. Wie dem auch sei: Der Anschub zu dieser neuen Wärme- und Klimatechnologie ist auf dem Weg. Ein spannendes Projekt, das man auch über Tallinn hinaus genau beobachten wird.

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