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1.216 Funde gemacht

5.000 Jahre alter Fund auf Falster stellt Wissen über Steinzeitmenschen in Frage

Bei Bauarbeiten zur Elektrifizierung einer Bahnlinie im Norden der dänischen Insel Falster wurde eine außergewöhnliche Entdeckung gemacht: Archäologen stießen auf die Überreste eines 5.000 Jahre alten Kellers. Dieser Fund stelle das bisherige Verständnis über das Leben in der Jungsteinzeit und die Bauweise damaliger Gebäude infrage, so die Forscher.

Rekonstruktionszeichnung Steinzeit Haus
Rekonstruktionszeichnung des Hauses. (b) Übersichtsfoto des Kellers (von Osten aus gesehen, etwa in der gleichen Ausrichtung wie die Rekonstruktionszeichnung). (c) Detailfoto der Kellerwand, markiert durch rote Linien, von Westen aus gesehen. (Zeichnung und Fotos: Museum Lolland-Falster)
Die Struktur, nahe Eskilstrup in hügeligem Gelände gelegen, besteht aus einem steinernen Boden und von Pfählen gestützten Wänden.

Die Forscher, die ihre Erkenntnisse in der renommierten Fachzeitschrift Radiocarbon der Universität Cambridge veröffentlichten, betonen, wie wenig der Fund zum bisherigen Bild vom Leben in der Jungsteinzeit und der damals üblichen Bauweise passe.

Der Keller könnte laut den Archäologen zur Lagerung von Lebensmitteln genutzt worden sein, da die konstant kühlen Temperaturen unter der Erde für eine längere Haltbarkeit gesorgt hätten. Die Entdeckung wirft nun neue Fragen zur Komplexität steinzeitlicher Architektur und Lebensweise auf.

189 architektonische Eigenheiten dokumentiert

Ausgrabung Steinzeit Falster Dänemark
Überblick über die Ausgrabung. Der nördliche Graben (Graben 2) und der südliche Graben (Graben 1) sind mit Rechtecken markiert. (b) Graben 2 mit Gruben und Palisadenlinien 1-7. Die datierten Befunde sind schraffiert und durch ihre Nummern gekennzeichnet. (c) Graben 1 mit den beiden Hausphasen. K1 ist in rot, K2 in blau dargestellt. Die getrennten Hausumrisse zeigen die verdichteten Lehmböden (orange schraffiert). In der Zeichnung der Steinpflasterung sind Steine, die sich in einer tieferen Position befinden (vermutlich der Kellerboden), in einer helleren Farbe dargestellt. (Darstellung: © The Author(s) / Museum Lolland-Falster / Universität Aarhus)
Auf dem Gelände wurden insgesamt 189 Befunde erfasst. Dazu zählen 141 Pfostenlöcher und 21 Gruben. Mehrere Pfostenlöcher bilden die Wand- und Mittelpfosten zweier Häuser (K1 und K2), die an der gleichen Stelle errichtet wurden.

Beide Häuser haben abgerundete Dachgiebel und einen zweispannigen Grundriss. Außerdem ist in den Häusern eine Bodenschicht in Form von verdichtetem Lehm erhalten geblieben. Insgesamt werden K1 38 Pfostenlöcher zugeschrieben, wovon zwei als Reste von zentralen, tragenden Konstrukionen identifiziert wurden.

Die Nordwand weist eine doppelte Pfostenreihe auf, und das gesamte Haus ist ca. 10 Meter lang und 4,8 Meter breit. K2 umfasst 35 Pfostenlöcher, von denen drei tragende Pfosten bilden. Das Haus ist im östlichen Teil nicht eindeutig begrenzt, misst aber mindestens 11,5 Meter in der Länge und 4,2 Meter in der Breite.

1.216 Funde gemacht

Insgesamt wurden 1216 Funde gemacht, darunter Feuersteinwerkzeuge und -reste, Keramik, Feuersteinbruchstücke, eine kleine Anzahl von verbrannten Knochenfragmenten und ein Stück moderner Klinker. Außerdem wurden zwei versteinerte Seeigel in der Bodenschicht entdeckt.

Keine der Keramikscherben konnte zu ganzen Gefäßen zusammengesetzt werden, so dass es nicht möglich ist, die Anzahl der Gefäße in der Ansammlung zu bestimmen.

Fingernagelabdrücke und Linienornamente auf acht Scherben ähneln neolithischer Trichterbecherkeramik, lassen aber keine weitere typo-chronologische Zuordnung zu.

Eine Scherbe wurde im Pfostenloch eines tragenden Pfostens von K1 gefunden. Da der Fund bereits als Fragment deponiert war, kann er als Pars pro toto oder eine Form von Votivgaben bei der Errichtung des Gebäudes interpretiert werden.

Weitere Funde aus dem Inneren der Häuser sind Fragmente von zwei Keramikscheiben, die üblicherweise als Deckel oder Backplatten interpretiert werden.

Alle lithischen Artefakte konzentrieren sich eindeutig auf das Zentrum der Steinpflasterung sowie auf die östlichen Teile der Häuser. Insgesamt wurden 117 Stück Feuerstein gefunden, jedoch ohne klare räumliche Clusterung.

Die typo-chronologische Anordnung der Feuersteinartefakte, hauptsächlich Schaber und Fragmente von drei polierten Feuersteinäxten, stimmt mit dem Haustyp und der Radiokarbondatierung überein und ordnet die Funde in die mittelneolithische Trichterbecherkultur ein.

Die Funde konzentrieren sich eindeutig in und um die steingepflasterte Anlage. Dies kann jedoch möglicherweise damit zusammenhängen, dass die Vertiefung als Sedimentfalle fungierte, die eine natürliche Konzentration der Funde bewirkte, so die Forscher.

Unser QUIZ zum Thema Dänemark

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