Facebooktwitterpinterestrssinstagram

Varberg in Schweden

Riesiger Friedhof: 50 m langes Schiffsgrab aus Wikingerzeit entdeckt

Archäologen haben bei Untersuchungen einer prähistorischen Siedlung bei Varberg in der schwedischen Provinz Halland ein riesiges Gräberfeld aus der Wikingerzeit entdeckt. Bislang wurden lediglich 6 Prozent der Stätte untersucht, da ein Großteil unter Häusern begraben liegt.


Bilder 1 bis 5: Arkeologerna

Umso bemerkenswerter, dass die Forscher schon jetzt 139 Gräber mit menschlichen und tierischen Überresten, Tongefäßen, Schmuck und Hinweisen auf mindestens drei Schiffsgräber freigelegt haben. Eines davon war den Untersuchungen zufolge bis zu 50 Meter lang.

Die Stätte befindet sich auf einem Bergrücken in der Nähe alter Handelsrouten, was den Fund eines derart großen Gräberfeldes logistisch plausibel macht. Leider jedoch ist ein Großteil des Areals durch jahrhundertelange landwirtschaftliche Nutzung durchpflügt und eingeebnet.

Archäologin Petra Nordin von den Schwedischen Historischen Nationalmuseen dazu vor wenigen Tagen: „Die Grabaufbauten sind größtenteils zerstört und die Gräber umgepflügt, wodurch die sterblichen Überreste weit über das Areal verstreut wurden.“

Den Archäologen zufolge deutet die Konzentration der Bestattungen darauf hin, dass sich irgendwo in der Nähe eine bedeutende Siedlung aus der Wikingerzeit befunden haben dürfte. Hinzu kommen Theorien über einen Handelsposten in Gamla Köpstad oder im Hafen von Galtabäck. Alles noch im Nebel der Geschichte.

2017 beschloss die Gemeinde, neue Wasserleitungen und einen Kreisverkehr zu bauen

Auf dem Papier sah es zunächst wie eine gewöhnliche Voruntersuchung einer steinzeitlichen Siedlung aus, als die Archäologen in der kleinen Gemeinde Tvååker loslegten (die übrigens schon in historischen Quellen Erwähnung fand).

2017 hatte die Gemeinde beschlossen, neue Wasserleitungen und einen Kreisverkehr zu bauen. Da man dazu in den Untergrund musste, boten sich archäologische Voruntersuchungen natürlich an. Zunächst wurden ein paar uralte Feuersteine und eine Ofenstruktur gefunden.

„Aber dann fanden wir bei unseren ersten umfassenden Untersuchungen gleich fünf Gräber mit Knochenresten, die von Menschen und Hunden stammten. Da wurde uns klar, dass es sich hier nur um ein großes Wikingergräberfeld handeln konnte“, schildert Petra Nordin.

Bei den weiteren Untersuchungen wurden dann Bereiche identifiziert, in denen sich die Grabstätten in hoher Dichte konzentrierten. Die Gräber selbst waren unterschiedlich, einige enthielten Hunde, die in runden Feuergruben begraben waren, während menschliche Überreste in länglichen Gruben gefunden wurden.

„Der Hund war bekanntlich ein Gefährte, der den Menschen in den Tod begleitete“, sagt Petra Nordin. Bei den Ausgrabungen wurde auch eine quadratische Grabstätte mit drei großen Feuerstellen entdeckt, die 17 Gefäße, menschliche und tierische Knochen sowie eiserne Pfeilspitzen enthielt.

Zu den vielen bisher entdeckten Gegenständen gehören Fibeln, Spangen und Goldanhänger

Es wird angenommen, dass es sich bei diesem Grab um eine Verbrennungsstätte handelt, bei der Feuer über der Erde entfacht wurden. Zu den vielen bei der Ausgrabung entdeckten Gegenständen gehören zudem Schnallen wie Fibeln und Spangen, Keramiken und Goldanhänger.

Wikinger Schweden 6
Ungefähre Lage der Ausgrabungsstätte im Südwesten von Schweden. (Eigene Darstellung)

Hinzu kommt ein Fragment einer arabischen Silbermünze aus den Jahren 795 bis 806 nach Christus.
Als weitere tierische Grabbeigaben wurden Teile von Vögeln, Rindern und Schweinen neben menschlichen Überresten gefunden.

Über das längst noch nicht abgeschlossene Projekt sagt Petra Nordin, es sei einzigartig in seiner wissenschaftlichen Durchführung. „Wenn man auf die übliche Art und Weise arbeitet, hat man bereits eine Vorstellung davon, wie groß eine Stätte und ein Grab ist. Das ist hier völlig anders.“

Und 94 Prozent des Gräberfeldes sind noch nicht untersucht

Will heißen: Durch die landwirtschaftliche Zerstörung fast aller Oberflächenstrukturen müssen die Forscher nahezu alles von unten, aus dem Boden heraus, nach oben interpretieren. Daher liegt ein Schwerpunkt klar auf den Grabstätten.

„Die Suche nach etwas, auf dem der Überbau fehlt, ist spannend, aber unglaublich schwierig. Manchmal haben wir einen Metalldetektor benutzt und Gegenstände an einer Stelle gefunden, von der wir sagen können, dass es sich wahrscheinlich um ein Grab handelt“, sagt Anders Kjellin von der Schwedischen Archäologischen Gesellschaft.

Hinzu kommt, dass viele der gefundenen Artefakte durch Feuer stark in Mitleidenschaft gezogen sind. Aber eben nicht alles, wie die Bildergalerie oben zeigt. Und 94 Prozent der Fläche sind ja noch gar nicht untersucht worden. Extrem spannend, was da noch kommen könnte.

Die beteiligten Archäologen haben ihren Zwischenbericht Mitte Oktober auf Arkeologerna.com veröffentlicht, einem Portal der Schwedischen Historischen Nationalmuseen. Hier ist der Link zum Artikel.

Hintergrund: Halland ist eine historische Provinz in Schweden, direkt an der Küste des Kattegat. Die Gegend wurde während der Steinzeit bevölkert. Aus dieser Epoche sind über 1.100 archäologische Funde wie Dolmen, Ganggräber und Grabhügel dokumentiert.

Unser QUIZ zum Thema SCHWEDEN

Sie wollen diesen Beitrag teilen?

Facebooktwitterredditpinterestmail
Subscribe
Benachrichtige mich zu:
guest

0 Comments
älteste
neuste
Inline Feedbacks
Alle Kommentare anzeigen