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Auswirkungen auf Ökosysteme

Industrielle Aktivitäten in der Arktis nehmen rasant zu

Die Arktis steht aufgrund des Klimawandels vor großen Herausforderungen: Seit 1979 ist die Durchschnittstemperatur dort um etwa 3 °C gestiegen – fast viermal schneller als der globale Durchschnitt.

Arktis Klimawandel
Besonders betroffen waren die europäische Arktis sowie die Öl- und Gasfördergebiete in Alaska, den USA und Russland. (Foto: Annie Spratt)
Die Region um den Nordpol beherbergt einige der empfindlichsten Ökosysteme der Welt und hat bislang nur geringe menschliche Eingriffe erlebt. Die Erwärmung macht das Land in der Arktis zugänglicher und fördert sowohl industrielle als auch städtische Entwicklungen.

Zu verstehen, wo und welche Art von menschlichen Aktivitäten stattfinden, ist essenziell, um eine nachhaltige Entwicklung für Mensch und Umwelt in der Region zu gewährleisten. Bisher gab es jedoch keine umfassende Analyse dieser Entwicklungen.

Über 5 % der Arktis von menschlichen Aktivitäten betroffen

Arktische Karte der lichtemittierenden menschlichen Aktivität
Pan-Arktische Karte der lichtemittierenden menschlichen Aktivität, die unbeleuchtete und beleuchtete Gebiete mit signifikant zunehmender oder abnehmender lichtemittierender menschlicher Aktivität von 1992 bis 2013 zeigt. (Darstellung: Cengiz Akandil, Universität Zürich / Natural Earth)
Ein internationales Forschungsteam unter der Leitung von Gabriela Schaepman-Strub von der Fakultät für Evolutionsbiologie und Umweltstudien der Universität Zürich (UZH) hat diese Lücke nun geschlossen. In Zusammenarbeit mit der NASA und der University of Wisconsin-Madison nutzten die Forscher Satellitendaten von nächtlichem Kunstlicht, um die Hotspots menschlicher Aktivitäten in der Arktis zwischen 1992 und 2013 zu erfassen.

„Über 800.000 km², das sind 5,1 % der analysierten 16,4 Millionen km², waren von Lichtverschmutzung betroffen, mit einer jährlichen Zunahme von 4,8 %“, so Schaepman-Strub.

Besonders betroffen waren die europäische Arktis sowie die Öl- und Gasfördergebiete in Alaska, den USA und Russland, wo bis zu einem Drittel der Landfläche beleuchtet war.

Im Gegensatz dazu war die kanadische Arktis größtenteils unbeleuchtet.

„Im Durchschnitt waren nur 15 % der beleuchteten Flächen menschliche Siedlungen, was darauf hinweist, dass das meiste künstliche Licht auf industrielle Aktivitäten zurückzuführen ist. Und diese Lichtverschmutzung nimmt sowohl in der Ausdehnung als auch in der Intensität jedes Jahr zu“, ergänzt Cengiz Akandil, Doktorand in Schaepman-Strubs Team.

Auswirkungen auf Ökosysteme und Nachhaltigkeit

Diese Ergebnisse bilden die Grundlage für zukünftige Studien über die Auswirkungen der industriellen Entwicklung auf die Ökosysteme der Arktis.

„In den empfindlichen Permafrostlandschaften und Tundra-Ökosystemen können bereits geringe menschliche Einflüsse langfristige Umweltschäden verursachen, die weit über den von Satelliten erfassten beleuchteten Bereich hinausgehen“, warnt Akandil.

Die negativen Folgen industrieller Aktivitäten und Lichtverschmutzung sind kritisch für die Artenvielfalt der Arktis. Künstliches Licht beeinträchtigt zum Beispiel die Fähigkeit der arktischen Rentiere, sich an die blaue Winterdämmerung anzupassen, die ihnen hilft, Nahrung zu finden und Raubtieren zu entkommen.

Auch die Verzögerung der Blattfärbung und des Knospenbruchs kann die Biodiversität erheblich beeinflussen.

Wissen, was passiert als Schlüssel zur Nachhaltigkeit

Die drastischen Veränderungen durch den Klimawandel in der Arktis erfordern schnelle Anpassungen der lokalen Gemeinschaften. Die industrielle Entwicklung könnte den Anpassungsdruck und die damit verbundenen Kosten für Gesellschaft und Umwelt weiter erhöhen.

Die Forscher schätzen, dass die Auswirkungen menschlicher Aktivitäten die Folgen des Klimawandels in den kommenden Jahrzehnten verstärken könnten. Sollte das Wachstum der industriellen Entwicklung wie zwischen 1940 und 1990 anhalten, könnten bis 2050 zwischen 50 und 80 % der Arktis ein kritisches Maß an menschlicher Beeinträchtigung erreichen.

„Unsere Analysen der industriellen Entwicklung sind entscheidend für die Überwachung und Planung in der Arktis. Diese neuen Informationen können indigenen Gemeinschaften, Regierungen und Interessengruppen helfen, ihre Entscheidungen im Einklang mit den Zielen für nachhaltige Entwicklung zu treffen“, schließt Schaepman-Strub.

Die Studie mit dem Originaltitel „Artificial light at night reveals hotspots and rapid development of industrial activity in the Arctic“ erschien in der wissenschaftlichen Fachzeitschrift PNAS.

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