Geschlechtsspezifische Unterschiede im Verhalten von Tieren
Ornithologie: Warum helfen bei Weißbrauenwebern Töchter mehr im „Haushalt“ als Söhne?
Weißbrauenweber leben in familiären Verbänden in der Kalahari-Wüste. In diesen Familiengruppen brütet nur ein dominantes Paar, während die erwachsenen Nachkommen, vor allem die Weibchen, bei der Nestlingspflege helfen. Die Söhne der Großfamilie helfen dabei weit weniger im „Haushalt“ mit als die Töchter.
Eine neue Studie zeigt, warum diese Vögel dieses Verhalten an den Tag legen.
Diese von Forschern des Zentrums für Ökologie und Naturschutz an der Universität Exeter in der englischen Grafschaft Devon geleitete Untersuchung beleuchtete das kooperative Verhalten und die Bewegungsmuster sozial lebender Weißbrauenweber, die in der Kalahari-Wüste heimisch sind. Bei dieser Vogelart kümmert sich die ganze Familie um den Nachwuchs, die Schwestern jedoch mehr als die Brüder.
Geschlechtsspezifische Unterschiede im Verhalten
„Weibliche Weißbrauenweber helfen mehr bei der Nestlingspflege und bleiben länger in ihren Familiengruppen als die Männchen“, erklärt Dr. Pablo Capilla-Lasheras, der die Untersuchung während seiner Promotion in Exeter leitete und heute an der Schweizerischen Vogelwarte forscht.
„Wir wollten die Hintergründe dieser geschlechtsspezifischen Unterschiede im Verhalten ergründen. Die gängige Hypothese besagt, dass das Geschlecht, das länger in der Familiengruppe bleibt, mehr kooperiert, da es langfristiger von dieser Zusammenarbeit profitiert und im Gegenzug auch mehr Unterstützung erhält.“
Doch diese Erklärung wurde nun widerlegt oder zumindest um eine weitere Dimension ergänzt.
Zehn Jahre Feldforschung
Es gibt nie genug Zeit oder Energie, um alles auf einmal zu machenAuf der Grundlage ihrer Ergebnisse schlägt das Team vor, dass diese Hypothese des „Ausbreitungsausgleichs“ eine allgemeinere Erklärung für die Entwicklung der geschlechtsspezifischen Unterschiede bei der Zusammenarbeit in Tiergesellschaften liefern könnte als die weit verbreitete Ansicht, dass „je länger man bleibt, desto mehr profitiert man davon, geholfen zu haben“.
Dieser Kompromiss ist ein Beispiel für eine universelle Herausforderung, mit der alle Organismen, auch wir, konfrontiert sind: Es steht nie genug Zeit oder Energie zur Verfügung, um alles auf einmal gut zu machen.
Die in der Fachzeitschrift PLOS Biology veröffentlichte Arbeit trägt den Titel: „Evolution of sex differences in cooperation can be explained by trade-offs with dispersal“ (zu deutsch etwa: „Die Entwicklung der geschlechtsspezifischen Unterschiede bei der Zusammenarbeit kann durch Kompromisse bei der Ausbreitung erklärt werden“).